Mehr genetische Vielfalt: Neuseeland zieht 6.000 neue Sauvignon Blanc-Varianten, um die DNA der Klone zu verbreitern und die Rebstöcke resistenter gegen Krankheiten und Klimawandel zu machen.

Wissenschaftler des Bragato Research Institute im neuseeländischen Marlborough haben 6.000 genetische Varianten von Sauvignon Blanc sequenziert. Ziel der Forscher ist es, die Rebsorte resistenter gegen den Klimawandel zu machen. Sauvignon Blanc ist mit Abstand die wichtigste Rebsorte Neuseelands und ist auf knapp 27.000 Hektar gepflanzt.

Der Haken dabei: durch konsequente Vermehrung der Reben sind fast alle Stöcke genetisch identisch. Daher kann jeder neue Schädling, jede Krankheit oder jede Umweltveränderung alle Reben in Mitleidenschaft ziehen. „Pflanzen haben die natürliche Fähigkeit, als Reaktion auf Umweltstress genetisch vielfältiger zu werden. Dieses Wissen haben wir genutzt, um Rebstöcke mit einzigartigen Merkmalen zu erzeugen“, erklärt der Leiter des Forschungsprojekts Darrell Lizamore.

Derzeit befinden sich die Rebstöcke noch in Rebschulen, werden aber noch im Frühjahr 2023 ausgepflanzt. Da es sich bei den Klonen nicht um Kreuzungen mit anderen Rebsorten handelt, sind es reinsortige Sauvignon Blanc Reben und bereits in der ersten Generation vollständig ausgebildet. Durch den Vergleich der DNA mit Hilfe von Sequenzierungsverfahren könne jeder Rebstock untersucht werden; hinsichtlich Anpassungsfähigkeit an klimatische Veränderungen, Ertragskraft, Krankheitsresistenz, Frosttoleranz und Wassereffizienz. Das typische Geschmacksprofil des Marlborough Sauvignon Blanc muss in jedem Fall erhalten bleiben.

Spitzenwinzer Toni Bodenstein warnt vor Gen-Einheitsbrei bei Veltliner

Der Wachauer Spitzenwinzer Anton Bodenstein vom Weingut Prager in Weißenkirchen gilt in Sachen genetischer Vielfalt der Reben in Österreich als einsamer Rufer in der Wüste. Bodenstein hat schon vor Jahren in einem Vinaria Interview vor dem genetischen Einheitsbrei der Rebstöcke des Grünen Veltliners gewarnt. Immer wieder fordert Anton Bodenstein daher Massnahmen ein, um den Genpol der Leitsorte, aber auch anderer Sorten im Lande, zu verbreitern. Er selbst hat schon vor vielen Jahren in einem der höchstgelegenen Wachauer Weingärten rund 500 genetisch verschiedene Klone von Grünem Veltliner und Riesling ausgesetzt, auch in Zusammenarbeit mit der Weinbauhochschule Geisenheim in Deutschland. Daraus erzeugt das Weingut Prager vielfach preisgekrönte Weine unter der Bezeichnung Wachstum Bodenstein.