Er hat Wiens größtes Weingut richtig groß gemacht, war eine der Säulen der WienWein-Gruppe und ist eine der exponiertesten Wein-Persönlichkeiten des Landes: Gerhard J. Lobner (49) hat nach 18 erfolgreichen Jahren dem Mayer am Pfarrplatz den Rücken gekehrt und startet mit zwei Betrieben neu durch.  

Family Business (v.l.): Gerhard, Benita und Josef Lobner © Weingut Lobner

Der Weinbranche bleibt er aber erhalten, der gebürtige Weinviertler aus Mannersdorf an der March im östlichen Weinviertel. Dort befindet sich auch das Familienweingut der Lobners. „Wenn alles gutgeht, können wir in diesen Wochen 4 Hektar in besten Lagen dazukaufen“, freut sich der Vater dreier Kinder. Das wären immerhin 40 Prozent Plus. Derzeit umfasst das Weingut 10 Hektar und wird überwiegend von Tochter Benita Lobner (24) geführt. Die Klosterneuburg-Absolventin mit Praktikum bei Clemens Busch in Deutschland wurde von diesem mit dem Biodyn-Virus infiziert und möchte das Weingut in Mannersdorf fix übernehmen.

„Der Jahrgang 2024 war unser erster biologischer“, ist Gerhard Lobner spürbar stolz. Auch in die Österreichischen Traditionsweingüter hat er es geführt, ÖTW Weinviertel mitbegründet. Vom pannonischen Klima in Mannersdorf verspricht sich der Weinmacher einiges. Seine vinophilen Neigungen spiegeln sich in den Weingärten wider: „Wir sind wahrscheinlich das einzige Weingut im Weinviertel, das zur Hälfte mit Riesling bestockt ist; meine Liebe zu Riesling ist ja verbrieft“. Folglich sei die „Öffnung von Weinviertel DAC für die Rebsorte Riesling ein absolutes Muss, da führt in Zukunft kein Weg vorbei!“

„Die Art von Wein machen, die wir selber lieben“

Der Riesling habe, so Lobner, in Mannersdorf eine große Tradition, das beweise schließlich auch Winzerkollege Martin Minkowitsch. Und Mannersdorf „ist überhaupt eine Perle des Weinviertels.“ Ziel ist es, gemeinsam mit seinen Kindern aus dem Weingut bei vorsichtiger Expansion ein kleines, feines Weinviertler Juwel zu formen: „Dort möchten wir diese Art von Wein machen, die wir selber lieben.“ Ein großer Riesling geht für Gerhard Lobner über alles Vinophile: „Alleine die Eleganz sagt alles aus, die Harmonie, das feine Säurespiel, die herrliche Frucht und Aromatik.“

Vom Wiener Paradeweingut Mayer am Pfarrplatz und dessen kleiner, feiner Schwester Rotes Haus – beide gehören dem bekannten Investor und Multiunternehmer Hans Schmid (85) - hat sich Gerhard J. Lobner nun getrennt: „Es waren 18 aufregende, erfolgreiche Jahre und ich möchte keinen einzigen Tag missen“, blickt der Topmanager ohne Wehmut zurück: „Die Zeit hat mich geprägt fürs Leben.“ Für Gerhard Lobner ist es ein Umstieg und eine neue Lebensphase, für die er sich noch viel vorgenommen hat, sehr viel.

18 Jahre Mayer am Pfarrplatz & Rotes Haus

„Wir hatten 18 Jahre den Chef vom Mayer am Pfarrplatz in der Familie, jetzt haben wir wieder unseren Papa“, strahlt Tochter Benita und sieht überhaupt keinen Generationenkonflikt. „Ich spreche die Sprache der Winzer und möchte auch wieder handwerklich arbeiten“, sagt Lobner, der sich freut, von den Weinviertler Winzerkollegen wieder toll aufgenommen worden zu sein.

Biowinzerin Benita hat noch einen Bruder, Josef Lobner (22), mit dem der Papa die Servicefirma für Winzer „Terra Fortis“ künftig ausbauen möchte. Den Betrieb gibt es schon etliche Jahre, Josef steigt im Moment als Betriebsleiter voll ein, nachdem er seine Ausbildung abgeschlossen und praktische Erfahrung beim Langenloiser Topwinzer Fred Loimer gesammelt hatte.

Rundum-sorglos-Paket für kleine und Nebenerwerbswinzer

Terra Fortis bietet kleineren Weinbaubetrieben, Nebenerwerbswinzern oder Weingartenbesitzen, die nicht verkaufen oder verpachten möchten, selbst aber keine Zeit zum Weinmachen haben, eine Art „Rundum-sorglos-Paket“ an. „Die Firma übernimmt im Lohnauftrag die komplette Bewirtschaftung von Rebflächen und auch die Weinerzeugung. Der Kunde bekommt dann seinen fertigen Wein mit seinen eigenen Etiketten auf den Flaschen“, beschreibt Lobner das Geschäftsmodell. Das Paket ist auch in Teilen abrufbar, Terra Fortis erlebt derzeit so etwas wie einen Boom.

„Unser Start war denkbar holprig“, erinnert sich Gerhard Lobner, „schließlich hatten wir die Firma exakt am Karfreitag im 1. Lockdown der Corona-Pandemie gegründet.“ Nun sieht er es aber als Geschäftsmodell mit viel Zukunft. 40 Hektar hat Terra Fortis bereits in Bewirtschaftung und unter den Fittichen, davon die Hälfte in der Wiener Paradelage Nussberg. Die eigene Kellerei steht in Klosterneuburg nahe der Wiener Stadtgrenze. 

Verschwiegene Kunden und Erben als Zielgruppe

Gearbeitet und Wein gemacht wird bei Terra Fortis für bekannte und auch für verschwiegene Kunden. Nebenerwerbler sind ebenso dabei wie Erben, die nicht verkaufen wollen, aber selbst nicht bewirtschaften können. Heurigenwirte oder Winzer, die selbst nicht mehr in moderne Kellertechnik investieren möchten, aber ihre Weingärten bearbeiten. Einer der prominenten Kunden ist etwa Georg Wailand, langjähriger Chefredakteur der Kronen Zeitung und passionierter Winzer mit Wiener Schmuckstück-Heurigem am Fuße des Kahlenbergs. 

„Das Problem des unwirtschaftlichen Nebenerwerbs, der ererbten Flächen, an denen die Familienherzen hängen oder einfach die wirtschaftliche Vernunft, werden uns künftig viele Möglichkeit eröffnen“, ist Gerhard Lobner voller Optimismus und Tatendrang. Schon jetzt habe Terra Fortis mehr potenzielle Kunden in der Pipeline als man derzeit abarbeiten kann.

Dem Weinhandel möchte Lobner weiter treu bleiben und engagiert sich gerne im Export, wo er viel Erfahrung hat. Die kommt auch dem Familienweingut zupass, das bereits 60 Prozent Exportanteil aufweist, vor allem nach Skandinavien und ins Benelux. Und schließlich ist da noch das Herzensprojekt alkoholfreie Weine, bei denen Gerhard J. Lobner viel mehr Potenzial sieht als die meisten seiner Weinmacherkollegen.

 

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