Vinaria: Herr Neiner, stellen Sie bitte Ihr Weingut kurz vor.

András Neiner: Der Neiner-Keller ist ein kleiner Familienbetrieb, der drei Hektar Rebfläche im historischen Weinbaugebiet von Szekszárd bewirtschaftet, wo unsere Familie seit Jahrhunderten ansässig ist. Unsere Ahnen kamen Anfang des 18. Jahrhunderts aus Bayern und haben schon immer Weinbau betrieben und auch stets neu aufgebaut, was durch Kriege, Naturkatastrophen und Diktaturen zerstört worden war. Wir sind drei Brüder, János, András und István, die im Weingarten und in der Kellerwirtschaft alles gemeinsam erledigen.

Vinaria: Ihr „Maenkue“ genannter Kékfrankos war der strahlende Gewinner der internationalen Blaufränkisch-Degustation – was war das Erfolgsrezept?

András Neiner: Die Weinbezeichnung steht für den Hagelsturm, der im Sommer 2018 das Traubengut auf einer Seite des Weingartens beschädigt hat, während die andere unversehrt geblieben ist. Wir haben dann die eingetrockneten, rosinierten Beeren gemeinsam mit den gesunden gelesen und vergoren; diesen speziellen Rotwein, der auch ein eigenes Etikett erhalten hat, werden wir wohl nie mehr auf diese Weise bereiten können.

Vinaria: Was sind die Kernpunkte von Böden, Lagen und der Vinifikation?

András Neiner: Wir besitzen Parzellen in zwei Lagen: im Porkoláb-Tal, einer südöstlich geneigten Flur mit mediterranem Klima, die vom Morgen bis zum Abend im Sonnenschein badet; in dieser herausragenden Riede steht auch unser 45-jähriger Kadarka. Dann gibt es noch den östlich gelegenen Öcsény-Berg, wo die Sonne etwas früher untergeht und deshalb Weine mit frischer Säure gewonnen werden; dort befinden sich unser älterer, über 60 Jahre alter Kadarka-Weingarten und das Gehöft, in dem wir das Lesegut verarbeiten. Die Böden von Szekszárd bestehen hauptsächlich aus Löss mit einigen kalkigen Einlagerungen.

Im Weingarten setzen wir auf Handlese, im Keller auf offene, spontane Vergärung, wobei die Lagerung vor allem im Stahltank stattfindet. Der zurückhaltende Einsatz von Fassholz hängt vom Jahrgang ab.

Vinaria: Welche Rebsorten haben Sie im Ertrag, und welche Weintypen werden daraus gewonnen?

András Neiner: Wir haben Welschriesling, Blaufränkisch, Merlot, Kadarka und Blauen Portugieser in unserem Sortiment. Aus Kadarka und Portugieser bereiten wir auch einen Rosé und aus Kadarka den Lángsiller, eine interessante, regionale Spezialität, die zwischen Rosé und Rotwein liegt. Dieser wird nach einer uralten Methode erzeugt, die einst die Donauschwaben ersonnen haben, weil sie einen leichteren Rotweintyp zur Feldarbeit mitnehmen wollten. Dafür werden während des Gärvorgangs zehn bis 20 Prozent des gärenden Mostes abgezogen, die dann ohne Schalen, Kämme und Kerne weiter fermentieren. Auf diese Weise erhält man einen leichten Rotwein. Heute ist Szekszárd das Zentrum dieser Ausbauweise, für die hauptsächlich Kadarka verwendet wird. Aufgrund seiner leuchtenden Tönung hat der Schillerwein auch Bezeichnungen gehabt, die auf den Fuchspelz oder den Kerzenschein im Keller Bezug genommen haben – wir haben ihn nach der Flamme Lángsiller genannt.

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