Obwohl der Jahrgang 2023 in Bordeaux besser zu sein scheint als erwartet, fordern die wirtschaftlichen Verwerfungen der jüngeren Vergangenheit ihren Tribut in Form fallender Preise. Eine Marktkorrektur, die längst überfällig scheint. Bis zu minus 50 Prozent kosten die Weine in der Subskription gegenüber dem Vorjahr.

Für Vinaria Chefredakteur Peter Schleimer, der en den En Primeur-Verkostungen im Bordelais auch in diesem Jahr wieder teilnahm, ist 2023 ein klassischer Bordeauxjahrgang, der sich allerdings sehr heterogen präsentiert. Eine breite Auswahl an empfehlenswerten bis herausragenden Weinen hat Peter Schleimer verkostet. Auch der emeritierte Schweizer Bordeauxkenner René Gabriel stösst in dieses Horn, rät aber dennoch vom Kauf en primeur, also in Subskription, ab. Lesen Sie dazu den separaten Beitrag.

Es ist sicher noch zu früh, um final etwas über die Kampagne zu sagen, aber Bordeaux hat den bestmöglichen En Primeur-Start hingelegt, mit fairen Preisen angesichts der Umstände, die Kritik und der wirtschaftlichen Gegebenheiten. Die ersten Preisbildungen für die Subskriptionen rasselten gegenüber dem vorherigen Jahrgang (2022) ordentlich nach unten, lagen in etwa auf dem Niveau vor der Pandemie, also beim Jahrgang 2019.

Bei den großen Händlern (Negociánts) an der Bordelaiser Weinbörse Place de la Bordeaux etwa notierte Léoville Las Cases um bis zu 51 Prozent unter dem Subkriptionspreis von 2022 (194 statt 396 Euro), selbst Lafite-Rothschild gab mit minus 32 Prozent um fast ein Drittel nach (570 nach 834 Euro). Der Zweitwein, Carruades de Lafite 2023, wird um fast 20 Prozent billiger angeboten. Château L’Evangile und Château Pontet Canet   kommen ebenfalls um rund 30 Prozent günstiger auf den Markt. Der Trend setzt sich täglich fort.

Je teurer die Gewächse desto höher scheinen die Abschläge gegenüber dem Jahrgang 2022 zu sein. Was logisch ist: „Es ist einfacher, einen Wein, der für 200 Euro verkauft wird, um 30 Prozent zu senken als eine Flasche, die für 20 Euro verkauft wird ", erklärt ein Makler in Bordeaux. Im Durchschnitt wird erwartet, dass die En Primeur-Preise über alle Weine um 20 bis 25 Prozent sinken werden und damit eine eindeutige Marktkorrekur herbeigeführt wird.

Noch offen ist die Entwicklung bei den Süßweine von Sauternes und Barsac, diese dürften sich aber dem allgemeinen Preistrend anschließen. Das Qualitätsniveau der Weine aus beiden Appellationen ist im Jahrgang 2023 sehr hoch, Quantität und Qualität sind vorhanden.