Dass die französischen Bauern generell sehr streitbar sind und vor aggressiven Mitteln nicht Halt machen, bewiesen dieser Tage Winzer aus dem Bordelais. Es geht um staatliche Hilfen, unter anderem zum Roden von bis zu 10.000 Hektar Rebflächen.

Wütender Protest in den Straßen von Bordeaux. © Sud Ouest, Guilleaume Bonnaud

Im Ausland schlugen die Meldungen wie eine Bombe ein. Da kennt man die Region Bordeaux vorwiegend als Heimat berühmter Châteaus und teurer Weine. Erst bei näherem Hinsehen offenbart sich dem Betrachter, dass es mit Herkunft Bordeaux auch massenhaft Billigweine gibt, die im lohnkostenintensiven Frankreich kaum mehr wirtschaftlich hergestellt und abgesetzt werden können.

Tausende No-name-Winzer sind von einer schweren Krise betroffen, die seit Jahren das Bordelais heimsucht: Absatzrückgänge im Inland (Frankreich) und in den wichtigsten Exportmärkten, Preisverfall, rasant steigende Kosten (Energie, Material, Personal), Inflation und in den vergangenen Jahren teils verheerende Naturkatastrophen: Spätfrost, Starkregen, Sturm, Hagel, in der Folge Krankheitsbefall.

Ein ganzer Cocktail an Krisen, Absatz halbiert

Um die Überproduktion bei billigen Weinen infolge der Absatzprobleme in den Griff zu bekommen, fordern die Winzer ein staatliches Hilfsprogramm. Dafür gingen viele von ihnen zuletzt auf die Straße und ließen ihrer Wut freien Lauf. Strukturelle, lang aufgestaute Probleme seien es und zyklische noch dazu.

Eine aktuelle Untersuchung der Mediengruppe RTL ergab, dass der Rotweinkonsum in Frankreich innerhalb von zehn Jahren um 32 % zurückgegangen ist. Seit 1960 hat sich der Inlandskonsum von Rotwein in Frankreich halbiert, liegt aber immer noch mit 46,9 Litern pro Jahr und Einwohner im Spitzenfeld (Quelle: Organisation für Rebe und Wein, OIV).

Winzer stehen mit dem Rücken zur Wand

„Gut 10.000 Hektar Rebfläche sollten im Bordelais dauerhaft gerodet werden“, sagt etwa Christophe Chateau, ein Manger des Bordelaiser Winzerverbandes CIVB. Der Verband warnt, dass sich zahlreiche Châteaus in existenziellen Schwierigkeiten befinden, verzweifelte Winzer mit dem Rücken zur Wand stehen.

Die geforderte Rodung würde fast zehn Prozent der Bordelaiser Rebbestände von rund 108.000 Hektar aus dem Markt nehmen. Naturgemäß möchten die Winzer dafür Unterstützung vom Staat in Form von Subventionen. Diesen müsste allerdings aufgrund der Binnenmarktordnung die EU Kommission zustimmen, was als aussichtslos gilt. Zumal die EU vor nicht allzu langer Zeit ein eigenes Rodungsprogramm beendete, mit dem EU-weit Weinbauflächen aus den Märkten genommen wurden.

Alain Rousset, Präsident der Region Nouvelle-Aquitaine, zur der Bordeaux gehört, sagte den Demonstranten Unterstützung zu. Wie er das bewerkstelligen möchte, ließ er aber offen.