Die Bordeaux-En Primeur-Kampagne 2024 ist mit einem deutlichen Markteinbruch zu Ende gegangen. Grund ist vor allem die wachsende Skepsis der Käufer gegenüber den Preisstrategien der Châteaux. Das meldet die weltweite Fine-Wine-Handelsplattform London International Vintners Exchange (Liv-ex).

Der Abschlussbericht der Liv-ex zur En Primeur-Kampagne 2024 hat es in sich. Trotz einzelner Lichtblicke sei die Käuferresonanz insgesamt enttäuschend geblieben: Laut Erhebungen unter führenden britischen Händlern lagen die En-Primeur-Verkäufe rund 60 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Kampagne offenbare tiefgreifende strukturelle Probleme, besonders im Hinblick auf Preisgestaltung, Überangebot und schwindendem Vertrauen zwischen Produzenten und Käufern, schreibt Analystin Sophia Gilmour. 

Bessere, reifere Jahrgänge günstiger als 2024er

Zwar haben viele Châteaux ihre Preise im Vergleich zum Vorjahr gesenkt – teilweise um über 25 Prozent. Doch das reiche nicht aus, um genug Nachfrage zu erzeugen. Die Preisnachlässe waren „oft nur symbolisch“, da besser bewertete oder gleichwertige Jahrgänge wie 2021 weiterhin günstiger im Handel verfügbar sind. Die Preisreduktionen haben daher kaum als Kaufanreize gewirkt. 

Bereits in den vergangenen zehn Jahren hätten die En-Primeur-Preise selten als solide Bewertungsbasis gegolten, da sie oft nach der Veröffentlichung kaum oder nicht gestiegen waren. Der Kauf en primeur lohne sich aber nur, wenn er den günstigsten Preis für einen bestimmten Wein im Vergleich zu bereits trinkreifen, ähnlich bewerteten und günstigeren Jahrgängen biete.

Interesse von Privatkunden an 2024er-Bordeaux äußerst gering

Neben der Preispolitik beobachten die Liv-Ex-Experten auch einen grundlegenden Vertrauensverlust zwischen Käufern und Verkäufern. Selbst fair bepreiste Angebote wurden von vielen Käufern und Sammlern kritisch betrachtet. Dies sei das Resultat jahrelanger Enttäuschungen durch fallende Sekundärmarktpreise. Laut Liv-ex haben viele Käufer, insbesondere langjährige Sammler, das Gefühl, nicht mehr auf Augenhöhe behandelt zu werden. Das Interesse von Privatkunden an den 2024er-Bordeaux sei äußerst gering gewesen. Viele Händler hatten daher ihre Aktivitäten stark reduziert oder reagierten nur noch auf konkrete Anfragen.

Ein Wendepunkt und ein harter Weg zurück

Liv-ex zieht das Fazit, dass sich die Kampagne 2024 als Wendepunkt erweisen könnte. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, hoher Produktionskosten und eines gesättigten Marktes reiche Tradition allein nicht mehr aus, um Käufer zu überzeugen. Entscheidend sei künftig eine glaubwürdige Preispolitik, die sowohl Marktbedingungen als auch langfristige Kundenbeziehungen berücksichtige. Das Vertrauen der Käufer zurückzugewinnen, werde jedoch ein langer Prozess.

Quellen: Liv-ex; wein.plus.de