Die weltbekannte Weinbaugemeinde Saint-Emilion nahe Bordeaux in Frankreich investiert in ein halbautomatisches Anti-Hagel-System mittels großer Heliumballons.

Eine Anti-Hagel-Raketenbatterie eines US-amerikanischen Herstellers (Symbolfoto). © STC Delta

Damit soll den immer häufiger wiederkehrenden Naturkatastrophen rund um Hagel, Sturm und Starkregen Paroli geboten werden. Zuletzt wurde St. Emilion und die Entre-Deux-Mers-Region im April des Vorjahres von verheerenden Hagelstürmen heimgesucht. 7.500 Hektar Rebfläche, darin inkludiert alle St. Emilion und St. Emilion Grand Cru-Lagen, sollen mit dem neuen System geschützt werden.

Die Investition wird von einer Kooperative der meisten Winzer der Region getragen und gemeinsam finanziert. Die erste Phase kostet rund 1,3 Millionen Euro. Es basiert auf radargestützten Batterien von kleinen Trägerraketen, die Heliumballons in den Himmel schießen. Diese Ballons sind mit je 200 Gramm hygroskopischen Salzen gefüllt. Werden diese in den Hagelwolken freigesetzt, lösen sie – ähnlich dem Streusalz auf der Straße – die Eisklumpen auf und „verwandeln“ den drohenden Hagel in Regen.

Die am Boden installierten Radarstationen decken einen Radius von rund 30 Kilometer ab und geben Alarm, wenn sich Hagelwolken zusammen ballen. Die Winzer werden verständigt und können ihr „Raketensystem“ mit den Ballons abfeuern. Diese detonieren in sicherer Höhe in den Wolken und setzen die Ballons mit den Salzen frei.

Im Idealfall werden die Hagelkörner aufgelöst und in Regen verwandelt. Klarerweise kann Hagelschlag mit dem System nicht zu 100 Prozent verhindert werden, aber jedenfalls stark dezmiert in seinen Auswirkungen. Die Kosten für das System sind angesichts der zahlreich beteiligten Winzer moderat, sind nach Wertigkeit der Appellationen gestaffelt, je hochwertiger die Lage desto teurer der Beitrag. Pro Hektar bewegt sich die Bandbreite der zu erwartenden Kosten zwischen 43 und 205 Euro pro Hektar.

Die Raketen-Ballon-Kombination soll damit wesentlich kostengünstiger kommen als die sonst bewährten Hagelnetze. Dafür sind im Schnitt rund 7.000 Euro pro Hektar zu berappen. Die Netze bieten zwar fast 100-prozentigen Schutz gegen Hagel und Vogelfraß, haben aber abseits der Kosten auch andere Nachteile: im Hochsommer kann es etwa zu Hitzestaus kommen, die Durchlüftung kann eingeschränkt werden, ebenso ungewollte Beschattungseffekte auftreten.