Enorme Preissteigerungen bei den besten Lagen und Rieden in den vergangenen fünf Jahren. Die Plattform willhaben.at und die Grundbuchexperten der Immounited haben 3.000 Transaktionen rund um Weingärten in den besten Lagen unter die Lupe genommen.

Im Rahmen der Analyse wurden rund 3.100 Transaktionen von Weingärten, die zwischen 2015 und 2020 Eingang ins Grundbuch fanden, analysiert. Insgesamt wiesen diese Grundstücke eine Fläche von mehr als 15 Millionen Quadratmeter auf, wobei die Weingärten durchschnittlich rund 4.900 Quadratmeter groß waren und zu etwa 5,60 Euro pro Quadratmeter verkauft wurden. In den vergangenen fünf Jahren gab es am heimischen Markt allerdings bemerkenswerte Veränderungen: So stieg der österreichweite Durchschnittspreis pro Quadratmeter bei diesen Edel-Grundstücken um rund 42 Prozent. Die durchschnittlich verkaufte Fläche sank parallel dazu um rund acht Prozent.

Niedrigste Preise im Burgenland, größte Grundstücke in der Steiermark

Eine Detailbetrachtung der Bundesländer zeigt: Die günstigsten Weingärten gab es im Burgenland zu erstehen. Hier mussten pro Quadratmeter im Durchschnitt rund vier Euro in die Hand genommen werden. Im Gegensatz dazu wechselten in Wien die Grundstücke um durchschnittlich 15,80 Euro pro Quadratmeter den Eigentümer. Die zwischen 2015 und 2020 verkauften Weingärten waren hier mit einer durchschnittlichen Fläche von rund 3.000 Quadratmeter die kleinsten. An der Spitze der größten verkauften Weingärten liegt die Steiermark, mit einer durchschnittlich verkauften Grundstücksgröße von rund 10.500 Quadratmeter.

Größtes und teuerstes Grundstück liegt in St. Margarethen

Die Recherche nach den zehn größten und zehn teuersten verkauften Weingärten führt zuallererst ins Burgenland. Das größte Grundstück, das im Zeitraum von 2015 bis 2020 veräußert wurde, war zeitgleich auch jenes mit der höchsten Transaktionssumme: Ein rund 218.000 Quadratmeter großes Areal in St. Margarethen bei Rust (Bezirk Eisenstadt-Umgebung; Weinbaugebiet Leithaberg) wurde für 1,1 Millionen Euro verkauft. Das ist die Gemeinde mit dem bekannten Steinbruch, in dem die Opernfestspiele stattfinden. Wobei der Verkauf dieser Fläche den Deal lediglich ob der schieren Größe auch in der Umsatzliste an die Spitze katapultiert. Der Quadratmeterpreis liegt in dem Fall bei fünf Euro, also noch unter dem Durchschnitt aller untersuchten Transaktionen (5,60 Euro). In den Top 10 der größten gehandelten Weingartengrundstücke findet sich der burgenländische Bezirk Eisenstadt-Umgebung gleich vier Mal.

Bei den Top 10 der teuersten verkauften Grundstücke sticht vor allem der südsteirische Bezirk Leibnitz ins Auge, der in dieser Liste fünf Mal vertreten ist. Dabei handelt es sich um jenen Bezirk, der das Weinbaugebiet Südsteiermark umfasst. Dieses wird seit einigen Jahren enorm gehypt, nachdem auch Immobilieninvestoren und -spekulanten ihr Herz für die Region entdeckt hatten. Explodiert sind dabei die Grundstückspreise. Obwohl die Südsteiermark die Top 10 der umsatzstärksten Deals klar dominiert, kommt diese bei den größten Flächen gar nicht vor. Ergo sind dort die Quadratmeterpreise am höchsten, die Weingartenflächen also relativ gesehen am teuersten.

Ebenfalls bemerkenswert: das mit Abstand größte Weinbauland Niederösterreich kommt in den Rankings nur bei den Flächen vor und da in weniger prominenten Weinbaugemeinden, vor allem im Weinviertel. Die Nobelgegenden des Weinbaus an der Donau fehlen komplett, abgesehen von einer Transaktion in Langenlois (Kamptal), mit 420.000 Euro in der Kaufpreis-Hitparade. Dass der Quadratmeterpreis auch in dem Fall hoch war, darf angenommen werden.

In der Wachau zum Beispiel, sicher einer der teuersten Weinbauregionen, kommen keine größeren Flächen auf den Markt, auch wenn die Quadratmeterpreise sehr hoch sind. Daher fanden Transaktionen in dem Gebiet keinen Eingang in die Toplisten der Deals.

Im Vergleichszeitraum von 2015 auf 2020 stiegen die durchschnittlichen Quadratmeterpreise mit rund 39 Prozent in Niederösterreich am stärksten. Im Burgenland wuchs der Preis mit rund neun Prozent am wenigsten.

Lagenklassifizierung befeuert die Grundstückspreise

Dass natürlich beste Weinberglagen auch die höchsten Quadratmeterpreise erzielen, liegt auf der Hand. Zusätzlich befeuert werden die Grundstückspreise, wenn einzelne Rieden oder ganze Lagen klassifiziert werden, also in Erste oder Große Lagen aufgewertet werden. Diese Diskussion hält seit geraumer Zeit die österreichische Weinbaupolitik am kochen. Einzelne Vereine, etwa Österreichische Traditionsweingüter (ÖTW), Steirische Klassik- und Terroirweingüter (STK) und die Eruptionswinzer im Vulkanland, sind mit eigenen Lagenklassifizierungen vorgeprescht. Diese sind gesetzlich naturgemäß unverbindlich, vom Image her aber wertvoll. Entsprechend verteuern sich die Preise für derart aufgewertete Lagen.

Den negativen Nebeneffekt durch Spekulation oder Immobilienhype bekommt etwa die Südsteiermark geballt zu spüren. Für einheimische, kleinere Winzer werden die wenigen guten Flächen, die zum Verkauf stehen, nahezu unerschwinglich. Große oder besonders exponierte (big names) Betriebe und Branchenfremde oder reine Finanzinvestoren kaufen, was sie bekommen können. Diesen Effekt kennt man auch in der Wachau, dem Kamptal und dem Kremstal, in Ansätzen auch in Carnuntum.

Wie auch immer die Diskussion um die Lagenklassifizierung entschieden wird: kommt es zu gesetzlich verankerten Ersten Lagen – und in weiterer Folge Großen Lagen – werden die Preise dieser Filetstücke stark steigen. Mitunter auch zur Freude der Finanzämter.

 

Top Deals: Die größten Weingarten-Transaktionen in Österreich (2015-2020) nach Kaufpreis:

1,1 Mio. Euro, St. Margarethen (Burgenland)

1,0 Mio. Euro, Straß in der Steiermark (Steiermark)

950 Tsd. Euro, Schwanberg (Steiermark)

750 Tsd. Euro, Gamlitz (Steiermark)

460 Tsd. Euro, Rust (Burgenland)

450 Tsd. Euro, Gamlitz (Steiermark)

420 Tsd. Euro, Langenlois (Niederösterreich)

360 Tsd. Euro, Siegendorf (Burgenland)

360 Tsd. Euro, Gamlitz (Steiermark)

330 Tsd. Euro, Gamlitz (Steiermark)

 

Top Deals: Weingärten-Transaktionen in Österreich (2015-2020) nach Fläche:

218.300 m2, St. Margarethen (Burgenland)

208.700 m2, Sitzendorf an der Schmida (Niederösterreich)

164.600 m2, Siegendorf (Burgenland)

136.600 m2, Oslip (Burgenland)

101.900 m2, Ebergassing (Niederösterreich)

75.200 m2, Siegendorf (Burgenland)

71.000 m2, Schrattenberg (Niederösterreich)

70.800 m2, Schwanberg (Steiermark)

68.100 m2, Haugsdorf (Niederösterreich)

68.100 m2, Deutschkreutz (Burgenland)