Innegrit Volkhardt, die Chefin des Bayerischen Hofs in München, verkauft dessen österreichisches Schwesterhotel „Zur Tenne“ in Kitzbühel (Tirol) an eine deutsche Milliardärsfamilie. Das Haus hat in Kitz Geschichte geschrieben.

© Hotel zur Tenne Kitzbühel

Franz Beckenbauer hat in der Tenne 31 Jahre lang zu Neujahr Karpfen geschuppt oder schuppen lassen – und jeder Partygast bekam eine Schuppe in Silberpapier verpackt als Glückbringer mit nach Hause. Die Schickeria von halb München und Bayern gab sich in dem Haus ein Stelldichein, das Hahnenkammrennen, die Weißwurstparty beim Stanglwirt in der Nähe – alles dreht sich (auch) um die Tenne in Kitz. Die Society-Reporter gingen ein und aus, das Promibarometer lief hier oft aus dem Ruder.

Die zahllosen Stammgäste aus Schön & Reich können es kaum fassen: Innegrit Volkhardt (56) hat namens ihrer Familie die Trennung von dem Traditionshotel in der Kitzbühler Vorderstadt bekannt gegeben. Die Dame ist Besitzerin von einem der größten, umsatzstärksten und bekanntesten Hotels Deutschlands und Europas, vom Bayerischen Hof am Münchener Promenadeplatz. Diesen und die Tenne hat Innegrit Volkhardt 1995 von ihrem Vater Falk übernommen, sie ist die fünfte Generation der Hoteliersfamilie.

"Es ist uns nicht leicht gefallen, das Hotel zum Verkauf zu stellen", sagte Volkhardt zur „Süddeutschen Zeitung“. Das Hotel „Zur Tenne“ in Kitzbühel gehörte mehr als 50 Jahre der Familie. Es ist die perfekte Außenstelle zum Bayerischen Hof, wo schon alle Größen dieser Welt abgestiegen sind, von der Queen bis zu Obama, von Gorbatschow bis Putin, von Michael Jackson bis Tina Turner. In Zeiten ohne Pandemie findet hier jährlich unter anderem die Münchener Sicherheitskonferenz statt, die die Regierungschefs der wichtigsten Staaten der Welt vereint. Joe Biden war auch schon da.

Keine Geldprobleme, aber neue Konkurrenz

Wirtschaftliche Probleme dürften Volkhardts Verkaufsentscheidung nicht beeinflusst haben, die Familie ist äußerst begütert. Alleine der gut 60 Millionen Euro Umsatz schwere Bayerische Hof ist samt Immobilie in Prachtlage hunderte Millionen Euro wert. Aber die Pandemie verlangt die Konzentration aller Kräfte, deutete Innegrit Volkhardt an. Daher möchte sie sich auf ihr Stammhaus in München, ihre Immobilien und weitere Aktivitäten in Deutschland konzentrieren.

Zudem erwächst vis-á-vis vom Bayerischen Hof derzeit massive Konkurrenz: die amerikanische Rosewood-Gruppe errichtet in der ehemaligen Staatsbank derzeit das nach eigenen Angaben künftig luxuriöseste Hotel Münchens. 100 Millionen Euro werden in den Umbau gesteckt. Eigentümer der Immobilie ist Wohnbaugigant Bayerische Hausbau.

Tenne bald Schwesterhotel der Vier Jahreszeiten

Neue Besitzer des Nobel-Hauses in Tirol wird ab 30. November 2021 die Unternehmer-Familie Dohle aus dem deutsche Rheinland sein, die den Deal auch anstieß. Dohle ist eine Handelsgruppe mit rund 8.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,45 Milliarden Euro. Vom Sitz in Siegburg aus werden 77 HIT-Supermärkte gesteuert und weitere 25 in Franchise betrieben. Dohle ist im Hotelgeschäft kein Unbekannter, der Familie gehört auch das Hamburger Luxushotel Vier Jahreszeiten.

Ob Dohle die Tenne in Kitz selbst betreiben wird, ist offen. Für die Mitarbeiter soll sich dem Vernehmen nach nichts ändern, sie werden übernommen.