Zum 850 Jahre-Jubiläum von Schloss Gobelsburg machte sich Michael Moosbrugger wunderbare Geschenke, etwa den weltweit einmaligen Fasskeller. Jetzt kommt ein souveräner Doppelsieg in der großen Vinaria Verkostung der mittelgewichtigen Rieslinge und Veltliner dazu.

Die Details lesen Sie in den beiden Verkostungs-Beiträgen in diesem Newsletter und noch viel ausführlicher in der Vinaria -Ausgabe 5/21. Im Interview nimmt Michael Mossbrugger Stellung zu senem eindrucksvollen Doppelsieg mit den beiden bekannten Ortsweinen des Guts. Das Weingut Schloss Gobelsburg ist von Vinaria seit langem mit der Höchstwerung von fünf Kronen ausgezeichnet; als eines von nur 28 Weingütern Österreichs.

Vinaria: Das Weingut Schloss Gobelsburg war jeweils mit Ortsweinen siegreich bei den Verkostungen der mittelgewichtigen Rieslinge und Veltliner. Welche Stellung nehmen diese in der Qualitätspyramide ein?

Michael Moosbrugger: Auf Schloss Gobelsburg versuchen wir den typischen Ausdruck und Charakter von Herkunft einzufangen. Unabhängig von der Frage, ob es sich um einen Gebietswein wie den Kamptal, einen Ortswein wie den Langenlois oder einen Ried Heiligenstein handelt, versuchen wir den klassischen und typischen Charakter in den Weinen zum Ausdruck zu bringen.

Vinaria: Wie wird das Traubenmaterial für einen Ortswein selektiert und welche Eigenschaften soll ein Ortswein aufweisen?

Michael Moosbrugger: Bei den Ortsweinen steht nicht ein spezifisches Selektionsprinzip im Vordergrund. Vielmehr steht eine Vorstellung von der Persönlichkeit eines Ortes im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit. Ich denke, hier bedarf es unter uns Winzern noch vieler Diskussionen hinsichtlich der Frage: Was bedeutet der Ausdruck einer spezifischen Herkunft wie Langenlois oder Zöbing oder Schönberg? Ich denke, wir müssen wegkommen von der Idee, dass wir einen Weingarten mit einer spezifischen Sorte in einem Ort haben und dann einfach Langenlois aufs Etikett schreiben, nur weil der Weingarten in der Gemeinde Langenlois beheimatet ist. Es geht vielmehr um die Frage: Was ist Langenlois, und wie kann ich als Winzer diesen Charakter in einem Wein zum Ausdruck bringen? 

Vinaria: Wäre es notwendig, das Sortenspektrum dafür zu erweitern oder Verschnitte zuzulassen?

Michael Moosbrugger: Es ist nicht notwendig, aber möglich. Entscheidend ist ja nicht, ob eine oder mehrere Rebsorten verwendet werden, sondern vielmehr die Frage, welche Rebsorten imstande sind, den Charakter eines Ortes oder einer Riede auszudrücken. Das ist ja ein falsches Verständnis von Appellationen oder DAC, dass viele (Winzer) immer glauben, dass man auf möglichst wenige Rebsorten begrenzen muss. Die erste Appellation Frankreichs – Chateauneuf-du-Pape – beinhaltet 13 Rebsorten. Nur dürfen sie nicht auf dem Etikett genannt werden. Das macht den Unterschied. Wenn eine Rebsorte imstande ist, den Stil und Ausdruck eines Gebietes abbilden zu können, dann spricht ja nichts dagegen, wenn sie erlaubt wird. Für das Kamptal könnte ich mir durchaus vorstellen, die Burgunder-Sorten (Chardonnay, Weißburgunder, Grauburgunder) sowie Roter Veltliner und Welschriesling zuzulassen. Allerdings unter der Voraussetzung, dass die Rebsorten auf dem Etikett nicht genannt werden dürfen. Denn würde man dies zulassen, wäre man gleich wieder bei der Rebsorten-Vermarktung, und das kann ein jeder ja so oder so machen, wenn er das will – allerdings auf der generischen Ebene Niederösterreich.

Vinaria: Was zeichnet die Ortsrieslinge aus Zöbing aus?

Michael Moosbrugger: Zöbing ist ein Ort, der am Fuße des Heiligensteins liegt, und dessen Weingärten zu einem Großteil durch karge Perm- oder Granitböden dominiert sind. Der Heiligenstein ist nicht nur eine Ikone innerhalb Österreichs, sondern befindet sich fast ausschließlich im Ortsbereich von Zöbing. Für mich ist das Typische an Zöbing eine zarte, aber nicht aufdringliche Aromatik, gepaart mit einer feinen ziselierenden Säure. 

Vinaria: Wie sieht der ideale Langenlois-Veltliner aus, auch im Gegensatz zum Gebietswein?

Michael Moosbrugger: Langenlois ist ja die dominierende Gemeinde innerhalb der Appellation (DAC) Kamptal. Am besten erklärt sich der Charakter von Langenlois über die Unterscheidung zum typischen Kamptal-Wein. Der ist ein Wein, der möglichst alle Aspekte des Tales abbildet, die wärmeren Bereiche des unteren Talabschnittes wie auch die kühlen Bereiche des oberen Tales um Schönberg, Löss-Weingärten und partiell auch die Urgesteinsböden. Der typische Kamptal ist daher ein Wein mit einer zarten unaufdringlichen Aromatik mit leichtem bis mittlerem Körper (elf bis max. 12,5% Alk.) und einer guten Trinkfreudigkeit, der ein ausgezeichneter Speisenbegleiter ist. Langenlois ist hier schon von einer etwas kräftigeren Statur, da Langenlois den unteren und wärmeren Talabschnitt repräsentiert. Der Langenlois ist vom Typus etwas würziger und voller und verträgt auch schon etwas kräftigere Gerichte als Speisenbegleiter.

Vinaria: Welche Signifikanz hat der Jahrgang 2020 für Sie?

Michael Moosbrugger: 2020 war ja für das klösterliche Weingut sein 850. Jahrgang. Dementsprechend haben wir uns auch bemüht, aus dem Jahrgang etwas Besonderes zu machen. Wir hatten im Vergleich zu einem Durchschnittsjahr um 50% mehr Niederschlag, auch deutlich kühler als die Jahre zuvor. Dies bedeutet, dass wir sehr spät gelesen haben. 2020 war auch die späteste Rotweinlese der vergangenen 30 Jahre. Am 14. November schlossen wir die Ernte dann ab und konnten auch einen Eiswein ernten. Aber die Trauben hatten eine feine Aromatik, und wir hatten trotz eines gewissen Sortieraufwandes große Freude an den Resultaten.

Vinaria: Je eines Ihrer Lieblingsgerichte für GV Langenlois und RI Zöbing 2020?

Michael Moosbrugger: Langenlois und Zöbing sind perfekt für die klassische österreichische Küche, wie zum Beispiel eine gefüllte Kalbsbrust oder Tafelspitz für den Langenlois. Für den Zöbing liebe ich persönlich Süßwasserfische wie Forelle, Saibling oder Fellchen gebraten, wobei auch die pochierte Variante mit einem leichten Säureanflug (Forelle Blau) eine sehr schöne Variante darstellt. 

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