Vinaria verkostete die Grünen Veltliner mit 12,5 % vol. Alk. aus dem schwierigen Jahrgang 2020 und ermittelte die besten mittelgewichtigen Sortenvertreter Österreichs.

Nach dem davor liegenden Trio aus heißen Jahren fiel 2020 in die Kategorie „klassisch österreichisch“ und bietet Weißweine mit Frische und Biss. Allerdings brachte das im Vergleich nassere, zwischen warm und kühl wechselnde Wetter vitikulturelle Herausforderungen in Sachen Krankheitsdruck und Ausreifung. Die Qualität der besten 2020er ist dennoch sehr ansprechend.

Die Wetterkapriolen im vergangenen Jahr haben für die Winzer große Herausforderungen in der Weingartenbewirtschaftung bedeutet – letzten Endes ging es darum, physiologisch reifes, vor allem aber vollkommen gesundes Traubenmaterial einzubringen. Die besten Vertreter sind von großer Transparenz, feiner Frucht und Rasse geprägt.

Die Bandbreite reichte von strukturierten, sortentypischen Vertretern mit gediegener wie eleganter Frucht und Würze über eher verhaltene Vertreter mit straffem Rückgrat bis hin zu allzu schlanken und kargen Vertretern. Gerade in der Mittelklasse stand der Ausreifungsgrad der Trauben fraglos im Fokus, die Abstufungen reichten von physiologisch vollreif über (beinahe) reif und nicht ganz ausgereift.

Lebhaft und trinkvergnüglich, ein Drittel mit 3 Sternen

Insgesamt verhält sich der Jahrgang bei den mittelgewichtigen Klassikern gegenüber seinen Vorgängern in aromatischer Hinsicht tendenziell etwas zurückhaltender, dafür straffer und nerviger. Ausgewogenheit war der Schlüssel zum Erfolg. Der aktuelle Jahrgang wirkt deutlich schlanker, straffer, hat oft eine knackige Frucht und ist mit merklich mehr Säure ausgestattet. Am ehesten werden dabei Vergleiche mit dem ebenso kühlen, säurebetonten Jahr 2016 gezogen.

Zwei Drittel aller verkosteten Veltliner erzielten zumindest 15 Punkte oder mehr – und gelten daher im strengen Vinaria Bewertungsschema als „sehr gute Weine mit Frucht, Substanz und Harmonie“. Zieht man die Punktelinie etwas höher – bei 15,5 Punkten, die bereits den Eintritt in die Drei-Sterne Welt von Vinaria bedeuten –, so schafften die drei Sterne immerhin fast ein Drittel aller eingereichten Veltliner.

Doppelsieg für Gobelsburg

Der Siegerwein kommt von Schloss Gobelsburg im Kamptal: dessen Veltliner-Ortswein Langenlois. Die Reben stehen durchwegs auf Löss-Lehm-Boden. Es ist ein Mix aus Junganlagen mit bis zu 35 Jahre alten Rebstöcken. Ausgebaut wurde der Siegerwein im großen Holzfass und ist mit Kork verschlossen. Gobelsburg-Weingutschef Michael Moosbrugger krönte die Leistung heuer mit einem Doppelsieg: Denn auch mit seinem Riesling Ortswein aus Zöbing punktete er als Bester.

Die besten Veltliner spannen sich diesmal über vier Weingebiete: Neben dem Gobelsburg-Siegerwein aus dem Kamptal schaffte es das bekannte Wachauer Weingut Jamek mit seinem straffen und mineralisch geprägten Federspiel Achleiten aufs Stockerl; genauso wie Richard Walzer aus Gneixendorf bei Krems, der mit seinem dunkelwürzigem Lagenwein vom Wolfsgraben bestens reüssierte.

Big names und einige Überraschungen

Zum Kwreis der Besten zählt auch das Weingut Pröll aus Radlbrunn im westlichen Weinviertel, das ebenfalls 16 Punkte errang mit seinem DAC  Ried Lehlen, zugleich der „Best Buy“-Wein. Der kühle lösswürzige Wein hat zur anregenden Säure auch ein zartes Zuckerspitzerl, das den Wein mit viel Trinkanimo über den Gaumen gleiten lässt.

Weil Geschick und Erfahrung gefragt waren, ist es nicht verwunderlich, dass die Top-Liste von den namhaften Weinbetrieben dominiert ist – darunter Allram aus Strass mit dem Veltliner Alte Reben (Kamptal) und das Weingut Ernst aus Großwiesendorf mit seiner Wagram-Classic. Als nächste erfreuliche Überraschung punktet das Weingut Retzl aus Zöbing mit seinem gleichnamigen Kamptaler Ortswein. Weiters ist Josef Schmid aus Stratzing mit seinem Ried Pfarrweingarten KR vorne mit dabei, wie auch drei Wachauer: Heinz Sigl aus Rossatz mit seinem Ried Frauenweingärten Federspiel sowie Andreas Eder aus Mauternbach mit seinem Federspiel aus der Ried Süssenberg – und einmal mehr der Spitzer Franz Josef Gritsch, der mit seinem Kirchpoint Federspiel verblüffte. Die Kremstalerin Silke Mayr vom gleichnamigen Vorspannhof landete mit ihrem Point im Spitzenfeld.

 

Topliste Grüner Veltliner 2020 mit 12,5% vol. Alk (Auszug)

16,4   Weingut Schloss Gobelsburg | 2020 Langenlois KA
16,2   Weingut Jamek | 2020 Ried Achleiten Federspiel WA
16,1   Richard Walzer | 2020 Ried Wolfsgraben Krems NÖ
16,0  Weingut Pröll | 2020 Ried Lehlen WV
15,9   Weingut Allram | 2020 Alte Reben KA
15,9   Weingut Ernst | 2020 Classic WG
15,9   Weingut Retzl | 2020 Zöbing KA
15,9   Josef Schmid | 2020 Ried Pfarrweingarten KR
15,9   Weingut Sigl | 2020 Ried Frauenweingärten Federspiel WA
15,8   Eder Wachau | 2020 Ried Süssenberg Federspiel WA
15,8   FJ Gritsch | 2020 Kirchpoint Federspiel WA
15,8   Vorspannhof Mayr | 2020 Point, Krems KR
15,7   Josef Dockner | 2020 Ried Himmelreich Höbenbach KR
15,7   Dürnberg Fine Wine | 2020 Falkenstein WV
15,7   Weingut Edlinger | 2020 Ried Höhlgraben Furth KR
15,7   Birgit Eichinger | 2020 Ried Strasser Hasel KA
15,7   FJ Gritsch | 2020 Ried Klaus Weißenkirchen Federspiel WA
15,7   Markus Huber | 2020 Nussdorfer Obere Steigen TR
15,7   Familie Reinberger | 2020 WG
15,7   Weingut Rosner | 2020 Langenlois KA
15,7   Petra Unger | 2020 Ziesel, Furth KR
15,6   Atzberg | 2020 Steilterrassen Ried Atzberg, St. Michael WA
15,6   Tom Dockner | 2020 Nussdorf TR
15,6   FJ Gritsch | 2020 Kalmuck Federspiel WA
15,6   Souveräner Malteser Ritterorden/ Lenz Moser | 2020 Malteser Ritterorden WV
15,6   Weingut Müller | 2020 Kremser Kogl KR
15,6   Josef Schmid | 2020 Kremser Löss KR
15,6   Weinhof Englhart-Schoderböck | 2020 Ried Rafasetzen TR
15,6  Weingut Stadler | 2020 Ried Rabenstein WV

 

Topliste Grüner Veltliner 2020 mit 12,5% Best Buy bis 6,00 Euro (Auszug)

15,7  Familie Reinberger | 2020 Wagram € 5,70
15,6  Weinhof Englhart-Schoderböck | 2020 Ried Rafasetzen TR € 5,50
15,6  Weingut Stadler | 2020 Ried Rabenstein WV € 6,00
15,4  Weingärtnerei Engelbrecht | 2020 Ried Stein Engabrunn KA € 5,50
15,4  Weingut Pluschkovits | 2020 Burgenland € 6,00
15,3  Leopold Bauer | 2020 Mitterberg WG € 5,80
15,2  Mayer-Hörmann | 2020 Vom Stein KA € 6,00
15,2  Richard Schober | 2020 Weinviertel € 6,00
15,2  Familie Alex. Siedler | 2020 Tradition TR € 6,00
15,2  Winzer Krems | 2020 Traisental € 5,80
15,1  Erich Dersch | 2020 Weinviertel € 6,00
15,1  Leo Jahner   | 2020 Carnuntum € 6,00
15,1  Weinhof Englhart-Schoderböck | 2020 Weinengl TR € 6,00
15,0  Weingut Blaha | 2020 Ried Marktweg WV € 5,90
15,0  Weinhof Gindl | 2020 Classic WV € 5,90
15,0  Manfred Steinschaden

 

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Hier geht’s zum PDF mit den Parade der Siegerflaschen: