Abseits von DAC hat die Grüne Mark Interessantes in großer Bandbreite zu bieten. Die Vinaria Verkostung hält viele Überraschungen bereit. Von konventionell ausgebauten Weinen über PIWI und Orange bis zu exzellenten Süßweinen. Großes Kino.

Der Fokus der Vinaria Verkostung lag auf Weinen mit alternativer Gärung wie Maischegärung, alternativen Gebinden wie Amphore oder Steinfass, auf hochwertigen Markenweinen, älteren Jahrgängen, auf PIWIs, roten Kreszenzen oder Prädikatsweinen.

 

Gruppe Weissweine

An der Spitze findet sich die beeindruckende, substanzreiche Sauvignon Blanc Reserve 2017 des Bioweinguts Thünauer aus der Südsteiermark.

Ganz knapp dahinter hat sich Stefan Potzinger mit zwei Weinen positioniert, nämlich mit dem eleganten, knochentrockenen und gleichsam zeitlosen Gelben Traminer St. Leonhard von 2016 und dem 2013er Morillon Vinothekfüllung, der noch längst nicht am Ende seines Lebens ist. Der einzige Repräsentant des Jahres 2014 kam ebenfalls aus diesem Keller, die St. Leonhard Prestige Cuvée Blanc aus Gelbem Traminer und Grauburgunder, die den schwierigen Jahrgang komplett verleugnet.

Völlig eigenständig präsentierte sich der 2018er Chardonnay Selektion M vom Weinhof Seyfried in Gleisdorf, ein salziger Wein, der Erinnerungen an burgundische Gewächse weckt. Als ausgesprochen elegant ist der 2018er Sauvignon Blanc Kapellenstück des Weinguts Gerngross zu umschreiben; der kristalline Untergrund des südsteirischen Sausals hat diesem Wein den Stempel aufgedrückt.

 

Gruppe PIWI-Weine

Als unangefochtener Star in dieser Gruppe entpuppte sich der 2018er Souvignier Gris Reserve vom Weinhof Ulrich aus St. Anna am Aigen, ein an Sauvignon Blanc aus reifem Lesegut erinnernder Wein mit gekonntem Holzeinsatz und großer Länge.

Ebenfalls in dieser Gruppe zugeschlagen hat das Bioweingut Thünauer mit dem an einen Rosenmuskateller aus Südtirol erinnernden Muscaris Reserve, Jahrgang 2017. Der Weinhof Kugel aus der Südsteiermark steuerte den gleich alten Cabernet Blanc aus der Magnum bei, der eine Kombination aus Charakter und Trinkvergnügen darstellt. Ploder Rosenberg aus St. Peter am Ottersbach ist mit dem Linea Souvignier Gris, Ausgabe 2017, ein spontan ansprechender, sympathischer Wein gelungen.

 

Gruppe Alternative Gebinde

Souverän den Spitzenplatz in dieser Gruppe erreichte der 2017er Sauvignon Blanc Stoan von Skoff Original aus Gamlitz, ein klassisch vinifizierter, glockenklarer und sortenaffiner Wein, der in einem Behälter aus Stein ausgebaut wurde.

Beachtlich auch Franz Josef Hutters gleich alter Souvignier Gris ANDAS aus der Tonamphore, der in der PIWI-Gruppe gleichermaßen geglänzt hätte.

Peter Masser aus dem südsteirischen Leutschach schickte den noblen 2018er Sauvignon Blanc Sernauberg, der im Steinfass seinen Schliff erhielt, und eine um ein Jahr jüngere Cuvée aus Blütenmuskateller und Traminer, die in der Amphore gereift und für diese Ausbauweise sehr dezent ausgefallen ist.

Josef Scharl aus St. Anna am Aigen hat sich mit seiner Mond-Serie einen Namen gemacht. Der 2015er Sauvignon Blanc und der Souvignier Gris von 2017 konnten sich in der Spitzengruppe platzieren. Beide wurden in Kvevris geschult, der Sauvignon zum Teil auch im Holzfass.

 

Gruppe Orangeweine

Gewonnen hat diese Disziplin der Klöcherhof Domittner mit dem Gewürztraminer Gold aus dem Jahr 2018. Dieser ausdrucksstarke Traminer ist mehr als gelungen.

Der puristische und höchst eigenständige 2015er Chardonnay Natural der Domäne Hirschmugl am Seggauberg belegte Platz zwei, gefolgt vom 2019er Muscaris Natural des Bioweinguts Thünauer, ein strukturierter und mächtiger Wein.

Dahinter positionierte sich eine Vierergruppe mit je 16,8 Punkten, nämlich der MG Traminer (2017, sortenaffin und exotisch) von Felberjörgl aus Kitzeck, der um ein Jahr jüngere, kühl-frische Muscaris Königslilie von Adam-Lieleg, der als Rebsorte astrein zu erkennende 2017er Riesling vom Weingut Thurner-Seebacher aus Tieschen sowie der gleich alte Grauburgunder Alte Reben Reserve des Weinguts Pfeifer aus St. Anna am Aigen, ein druckvoller und lebendiger Wein.

Absolut erwähnenswert ist der 2018er Riesling Quarzit von Rainer Hack, Demeter-Winzer aus tiefster Überzeugung. Dieser Wein passt in kein gängiges Schema. Seine oxidative Machart erinnert an knochentrockenen Sherry. Dieser salzige und hochgradig individuelle Riesling ist richtig fordernd.

 

Gruppe Petillant Naturel

Der PET NAT vom Weingut Höfer aus St. Nikolai im Sausal und der Under Pressure genannte Pét Nat des Weinguts Kögl aus Ehrenhausen, haben ihre Meriten. Ersterer braucht ein wenig Luft, Letzterer präsentierte sich erfrischend fruchtig und trinkanimierend.

 

Gruppe Rotweine

Klar gewonnen hat Franz Josef Hutter mit seinem 2016er Eruption Rot, einer überzeugenden Cuvée aus Zweigelt, Syrah und Merlot. Dieser Wein legte mit Luft von Runde zu Runde zu. Auch sein gleich alter Shiraz Giemerberg platzierte sich ganz weit vorne.

Für eine veritable Überraschung sorgte das Weingut Dworschak aus dem südsteirischen Leutschach mit dem 2018er St. Laurent Reserve, einem eleganten und feinen Rotwein. In der beeindruckenden Cuvée Königsrot des Weinhofs Platzer aus Tieschen gibt der St. Laurent den Ton an; diesen Wein würde man blind nicht der Steiermark zuordnen.

Der Zweigelt Oppidum Humiste vom Weingut Gründl vlg. Stefflbauer aus St. Veit in der Südsteiermark lag ab 2015 für 48 Monate im Barrique, er präsentiert sich stoffig und elegant zugleich. Mit dem Weingut Strablegg-Leitner findet sich ein weiterer Südsteirer unter den Besten, nämlich die wertig anmutende und konturierte Cuvée E.T., Jahrgang 2019. Punktemäßig gleichauf liegt der 2017er Zweigelt Rote Eruption des Weinhofs Ulrich aus St. Anna am Aigen.

 

Gruppe Süßweine

Für interessierte Weinfreunde ist es längst kein Geheimnis mehr, dass in der Steiermark exzellente Süßweine gekeltert werden. Die Jury war angesichts der vorgefundenen Qualität sehr angetan.

Zuoberst steht der 2017er Blaue Wildbacher Schnürlwein des renommierten Schilcherspezialisten Jöbstl aus Wernersdorf in der Weststeiermark. Die Sortenrarität brilliert mit klarer Frucht und ungemeinem Trinkvergnügen. Dieser ungewöhnliche Süßwein ist nicht nur Gruppensieger, er hat sich auch den Gesamtsieg der Verkostung geholt!

Den zweiten Platz in der Gruppe der Süßweine teilen sich der Sattlerhof aus dem südsteirischen Gamlitz und der Klöcherhof Domittner, beides Trockenbeerenauslesen. Die 2017er TBA Sauvignon Blanc Ried Kranachberg von Sattler kennzeichnen eine vielschichtige, sortenaffine Aromatik und ein betörender Trinkfluss. Der Domittner’schen TBA vom Gewürztraminer, Jahrgang 2018, sind Eleganz und Ausgewogenheit zu attestieren.

Das Weingut Heidi & Stefan Potzinger platzierte gleich zwei Traminer des Jahrgangs 2013 in der Spitzengruppe, nämlich die TBA Große Cuvée Kaltenegg und die Auslese Große Cuvée Kaltenegg. Beiden Weinen ist Zeitlosigkeit zu bescheinigen, kombiniert mit einer eleganten Leichtfüßigkeit, welche für Trinkfluss sorgt.

 

Großes Portfolio abseits DAC und tolle Winzer

Steirische Weine abseits von DAC sind mehr als nur Nischenprodukte, sie legen Zeugnis ab von einer hoch motivierten und handwerklich präzise arbeitenden Winzerschaft. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass Weißweine made in Styria gut altern können.