Die besten Brenner des Jahres 2023 und Schnäpse des Jahres 2024 – Vinaria hat verkostet, bewertet und die Sieger ermittelt. Beeindruckende Destillate von Weltformat und ein überraschender Siegerbrand.

Manfred Wöhrer – Elexiere aus der Garage © Michaela Pucher

Man soll bekanntlich Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, dennoch kann man beide Früchte trefflich kombinieren. So machen das die heimischen Schnapsbrenner, und es – je nach Frucht und Gebiet differenziert – entstehen glanzvolle Destillate, die (insgesamt und international) die Messlatte für diese zu 100 Prozent echten Obstbrände vorgeben.

Dass die Williamsbirnen – sowohl die roten wie die gelben – immer vorne mit dabei sind, überrascht nicht weiter. Aber dass eine kleine, für viele Konsumenten unbekannte und nicht zum Frischverzehr geeignete Streuobstwiesen-Birne den Klassikern die Show stiehlt, ist doch ein bemerkenswertes Ereignis: Die Saubirne ist der glänzende Siegerbrand für das Jahr 2024!

Siegerbrand Saubirne

Entstanden ist die Saubirne im Hügelland bei Riegersburg, geerntet von Alois Gölles im Jahr 2017. Es steckt einige Erfahrung dahinter, schließlich ist die Saubirne in der Südsteiermark nicht ursprünglich beheimatet, sondern m Bodenseeraum.

„Konzentrierte Perfektion, einfach genial“

Seit dem Jahr 2000 findet sich die Saubirne im Portfolio der Brennerei, dreimal hat die Saubirne bereits den Titel „Schnaps des Jahres“ gewonnen. Dieses Mal hat sie die Höchstwertung von 20 Punkten erreicht. Für Hermann Botolen ist die Saubirne 2017 „konzentrierte Perfektion am Gaumen“, für Adi Schmid „ein Destillat der seltenen Art, einfach genial“.

Neben der Saubirne sind noch weitere fünf Schnäpse des Großmeisters als Sortensieger aus der Verkostung hervorgegangen. Weil es für den 63-jährigen Obstbauern aus Stang nur eine Richtung gibt: Qualität – und nichts anderes am Weg zur Perfektion.

Ein Credo, das auch für die im Ranking nachfolgenden Produzenten gilt. Für Manfred Wöhrer ebenso wie für Valentin Latschen, für die Geschwister Irene und Barbara Wurm, für Elmar Brunn, Hans und Lukas Krenn, Walter Trausner, für Franz Ratzinger, Lukas Schüller und Christian Zöchmeister. Und auch für Max Nirnberger, ein fast verloren gegangener Mann in der Welt der echten Destillate, aber quasi wiedergeboren in Form eines Projekts namens „Brandwerk“.

Es brennt rund um die Riegersburg

„Als wir vor vier Jahrzehnten begonnen haben, lag der Schnaps – damals hauptsächlich in Form des Obstlers – darnieder. Einige kompromisslose Qualitätsfanatiker begannen, was ganz Besonderes draus zu machen. Im Obstgarten und im Brennkessel wohlgemerkt, nicht durch Marketing. Dann begann Ende der 80er der Höhenflug, mit offenen Armen hat man uns überall empfangen”, erinnert sich Alois Gölles, „Obstbrand war in, Cognac und Whisky war out. Ab 2010 hat sich das wieder gewendet, Whisky, Rum und andere Spirituosen sind momentan State of the Art. Die Jugend trinkt eher selten einen Obstbrand, aber irgendwann gibt es dann wieder ein Revival.”

Der Pfau konzentriert sich aufs Wesentliche

„Der Obstbrand besteht bei mir ausschließlich aus Kärntner Mostäpfel und Mostbirnen. Meist so rund 50 : 50. Es ist ausschließlich alter Streuobstbau“, sagt Valentin Latschen, europaweit bekannt unter seinem Markennamen „Pfau“, ein Purist, konzentriert auf das Wesentliche.

„Ausschließlich 100 Prozent Brand, doppelt gebrannt, ohne Zucker und Zusätze. 100 Prozent Natur mit all den Ecken und Kanten der Region, des Jahres und auch des Brenners. Meine Rezeptur ist die Natur”, bringt es Valentin Latschen auf den Punkt.

Das drückt sich vorbildlich in seinem Zirbenbrand aus. „Je nach Jahr ernten wir etwa 300 bis 500 Kilogramm Zapfen. Der Kärntner Mostapfelbrand wird mit den geschnittenen Zirben versetzt und mazeriert. Nach rund einer Woche werden die Zapfen abgeseiht und der aromatisierte Schnaps nochmals doppelt destilliert. Es bleibt allerdings fast die Hälfte des Apfelbrandes in den Zapfen hängen. Die Ausbeute ist daher entsprechend gering, es ist also eine recht teure Variante.“ Eine Flasche mit 0,35 Liter Inhalt kostet derzeit 66 Euro.

Der feminine Brand

Ähnlich verhält es sich mit einem weiteren Spitzendestillat: Die Traubenkirsche von Irene & Barbara Wurm ist, urteilen Hermann Botolen und Adi Schmid unisono, „ein Brand von höchster Perfektion, absolute Weltklasse“.

Die Schwestern vom Gustergut in Weilling bei St. Florian sind quasi die neue Generation von Schnapsbrennern, nicht nur altersbedingt, auch weil sie sehr feingliedrige, man möchte fast sagen feminine Schnäpse machen. Auch bei der Quitte, der Vogelbeere, der Kirsche oder dem Muskateller-Tresterbrand finden sich immer Adjektive wie „elegant, finessenreich, geschmeidig, vielschichtig, verwoben und balanciert“. Selbst der Whiskey, demnächst frisch auf dem Markt, zeigt sich mit fein ziselierter Kraft und eleganten Noten.

Klassiker aus der Garage

Manfred Wöhrer, Zweitplatzierter im Jahresranking, also mit Silber aufgewogen, ist schon 43 Jahre als Schnapsbrenner aktiv und wurde bereits 1992 mit der ersten Goldmedaille ausgezeichnet. Er freut sich, als „alter Hase“ bei den Rankings noch vorne dabei zu sein. Wöhrer ist der klassische „Garagenbrenner“, der alles selber stemmt.

“Ich beschränke mich auf die traditionellen Schnapsarten. Dem modernen Trend nach Whisky, Gin, Rum zu folgen, schaffe ich nicht mehr”, so Wöhrer, der auch ein Nachfolgeproblem anspricht.

Neu in der Szene: das Brandwerk

„Zwar bleibt mir im Moment recht wenig Zeit dafür übrig, aber die Leidenschaft fürs Schnapsbrennen hat mich noch nie losgelassen“, meint Max Nirnberger. „Mit unserer neuen Brandwerk-Linie fokussieren wir auf höchste Qualität bei der Auswahl der Früchte bis hin zur Fermentation und Destillation.“ Grundlegend wichtig: „Die Rohstoffe werden von unseren Produzenten – und wir kennen alle Produzenten persönlich – speziell nach unseren Qualitätsvorgaben angebaut und geerntet.“

Destilliert wird auf einer Kolonnen-Anlage, die auf die spezifischen Anforderungen der Betreiber hin konstruiert wurde. „Wir nutzen die Kolonne jedoch nicht zur einmaligen Destillation, sondern arbeiten im klassischen Doppelbrand-Verfahren – aber eben über die Kolonne, welche uns eine Vielzahl an möglichen Variationen für die Feinabstimmung auf die Rohstoffe ermöglicht.“

Sondereditionen und Spezialitäten

Bei den Krenns übernimmt Lukas, der Sohn und ausgebildete Sommelier den Betrieb. „Ich finde die Verarbeitung lokaler Sorten am spannendsten, darauf möchte ich mich konzentrieren.“ Besonders die Kaiserholzbirne hat es Lukas Krenn angetan – eine Sorte, die Ihren Ursprung im Yspertal (Niederöstereich) hat und nur in einem sehr kleinen Gebiet ausgepflanzt wurde. Der Baum ist ziemlich Standort empfindlich, der Ertrag stark schwankend. „Wir verarbeiten bei der Sorte nur das Fallobst, um das optimale Aroma zu bekommen, was aber sehr arbeitsintensiv ist.“

 

Medaillenspiegel: Best of Schnaps 2024

Brennerei Gölles GmbH   Brennerei des Jahres 2024 / Gold 6
Destillerie Wöhrer           Brennerei des Jahres 2024 / Silber 5
Brennerei Pfau                Brennerei des Jahres 2024 / Bronze 4
Brennerei Wurm & Wurm Brennerei des Jahres 2024 / Bronze 4
Brennerei Parzmair   3
Brennerei Brunn   3
Wirtshausbrennerei Krenn KG   1
Trausner KG   1
Brandwerk GmbH   1
Brennerei Zöchmeister   0
Kräuteralp Hörmoos   0
Brennerei Schüller   0
Brennerei Schimpfössl    0
Haus der edlen Brände    0
Schloßweingut Graf Hardegg   0

 

DAS SIND DIE 5-STERNE-SCHNÄPSE DES JAHRES 2024

20,0 Brennerei Gölles Saubirne 2017 43 %
19,5 Brennerei Gölles Alte Zwetschke 2012  40 %
19,5 Brandwerk Mährische Bergvogelbeere  2016 43,3 %
19,5 Brennerei Krenn Rote Williamsbirne  2020 41,7 %
19,5 Destillerie Wöhrer Rote Williamsbirne 2021 42 %
19,5 Brennerei Wurm & Wurm Traubenkirsche 2018 42 %
19,5 Brennerei Pfau Zirbe 2016 43 %
19,3 Brennerei Parzmair Blutorangenbrand 2022 40,8 %
19,3 Brennerei Gölles Brombeere 2017 43 %
19,3 Brennerei Krenn Kaiserholzbirne 2020 41,3 %
19,1 Brennerei Brunn Gin Nebel / ungefiltert 2023 44 %
19,1 Destillerie Wöhrer Mandarine 2022 42 %
19,0 Brennerei Brunn 14 Nothelfer Kräuterlikör 2023 34 %
19,0 Brennerei Gölles Alter Apfel 2011 40 %
19,0 Brennerei Pfau Apfel vom Fass 2013 43 %
19,0 Destillerie Wöhrer Banane 2014 42 %
19,0 Brennerei Wurm & Wurm Quitte 2010 45 %
19,0 Brennerei Brunn Rum-Kokos Likör Fass 9 2023 40 %
19,0 Brandwerk Schwarze Johannisbeere 2007 41 %
19,0 Brennerei Brunn Wälder Gin o. Jg. 44 %
19,0 Destillerie Pfau Whisky Dinkel 10 J. 43 %
19,0 Brennerei Gölles Williams 2021 43 %
19,0 Destillerie Wöhrer Williamsbirne 2021 42 %
19,0 Destillerie Wöhrer Zwetschke Reserve 48er 2016 48 %

 

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Valentin Latschen / Der Pfau – Konzentration auf das Wesentliche © Pfau Brennerei
Irene Wurm – Schnäpse mit femininer Handschrift © Wolf-Dieter Grabner
Franz Ratzinger, Brennerei Parzmair – Fokus auf regionale Qualität © Destillerie Parzmair
Elmar Brunn – der Sir aus dem Bregenzer Wald © Hirschbuehl.fotografie
Walter und Luis Trausner – klare Linie, konzentrierte Brände © Trausners
Schnapsbrennergenertionen – Hans, Martina und Lukas Krenn © Frank Johann
Florian Böker und Max Nirnberger (rechts) © Sara Steffan, Sarras
Seit Jahren die Masterminds der Vinaria Schnapsverkostung: Hermann Botolen (links) und Vene Maier. © venemaier
Feine Nase: Adi Schmid kann sich für feine Brände begeistern. © venemaier
Valentin Latschen (Brennerei Pfau) © LWmedia, Leonardo Ramirez
David Gölles © LWmedia, Leonardo Ramirez
Brennerei des Jahres 2024 v.l.n.r.: Peter Schleimer, Valentin Latschen (Brennerei Pfau), Irene Wurm, Manfred Wöhrer, David Gölles, Wolfgang Sobotka und Erwin Goldfuss. © LWmedia, Leonardo Ramirez