Gute Nachrichten für Gin-Lovers: Der Boom hält an, das Angebot wird immer besser.  Diese Schlussfolgerungen lassen sich aus der Vinaria Spezialverkostung Gin ableiten, Teil der großen Destillate Verkostung.

4 x 19,0 Punkte: die besten Gins der aktuellen Vinaria Verkostung. © Kurt-Michael Westermann

Zu den bewährten und bekannten Produzenten wie Elmar Brunn, Walter Trausner und Lukas Schüller haben sich diesmal neue Hersteller gesellt, nämlich die Stin-Gin-Brothers aus der südlichen Steiermark und die Kukmirner Destillerie von Vater und Sohn Puchas. Besonders hervorzuheben sind die neuen Ansätze bei der Gin-Herstellung, die sich mit ihrer Vielzahl von Zutaten und Aromen zu neuen geschmacklichen Erlebnissen formen. Worauf es wie bei allen Destillaten ankommt: Die Basis muss stimmen, dann können die Jongleure des guten Geschmacks ihr Spiel beginnen und durch Mazeration oder Perkoration vollenden.

Bei Vollmond im Bregenzerwald

Elmar Brunn ist rüstiger Pensionist und brennt seit einem Dutzend Jahren feine Spezialitäten in Krumbach im Bregenzerwald (Vorarlberg). Er bescherte der Schnapswelt seit Langem wieder mal einen echten Subirer. Höchst erfolgreich sind Brunns Versuche, der Trendspirituose Gin neue Aspekte abzugewinnen. Dafür experimentiert Elmar Brunn nicht nur mit exklusiven Kräutern und Gewürzen, er nimmt sich auch Zeit und Muße, nur an bestimmten Tagen oder in bestimmten (Vollmond)Nächten zur Perkolation zu schreiten – damit die ätherischen Aromen sich mit Hildegards Hilfe zu Harmonie und Kraft vermählen. Dieses Vorhaben ist Brunn sehr gut gelungen.

Vom Heu-Gin bis zum Kaffee-Gin

Die Arbeit des verdienstvollen Kukmirner Leitbetriebs in Sachen Schnaps, jene der Brennerei von Kurt Lagler, hat eine Fortsetzung gefunden. Josef Puchas und sein Sohn Marcel leiten den gesamten Betrieb, den sie vor wenigen Jahren übernommen haben und zu einem regionalen Genusszentrum entwickeln wollen. „Ich bin überzeugt, dass wir hier in perfekter Natur die idealen Voraussetzungen für unser touristisches Gesamtkonzept vorfinden“, sagt Josef Puchas.

Schnapsmäßig gesehen setzt Puchas die Linie von Lagler fort, markttechnisch wurde diese erweitert. Gin ist jetzt das Hauptprodukt und wird im Lohnbrennverfahren auch für Dutzende Kunden hergestellt – insgesamt knapp über 100 verschiedene Kreationen, wie Heu-Gin, Hanf-Gin, Schokoladen-Gin und Kaffee-Gin. Hotels, Firmen, Personen können ordern, die Destillerie liefert. Allein im ablaufenden Jahr rund 35.000 Liter. Dazu kommen die Kukmirn-Destillate, von denen sich vor allem im Gin- und Wodka-Bereich einige in unseren Rankings wiederfinden.

Die Welt der Stin-Gin-Brothers

Bei Gin müssen auch die Produkte aus Ehrenhausen an der südsteirischen Weinstraße gewürdigt werden. Dort haben sich die Stin-Gin-Brothers eine rundum bemerkenswerte Gin-Welt aufgebaut. Johannes Firmenich und sein Partner Reinhard Jagerhofer bauen auf der Väter Tradition auf, die sich mit Lust und Leidenschaft der Edel-Schnapsbrennerei hingegeben haben.

„Aber“, sagt Johannes Firmenich, „wir wollten uns auf ein Produkt, auf eine Spezialität konzentrieren.“ Es wurde Gin, der Stin-Gin. „Beim Gin steht die Rezeptur im Mittelpunkt, die Kombination der Zutaten, keine zu stark, aber auch nicht so blass, dass man sie gar nicht wahrnimmt. Wir wollten auch heimische Zutaten verwenden, deshalb bilden die Basis unser eigener Apfelbrand und Reinhards Holunderschnaps. Es ist viel Tüftelei, und beim Brennen kommt es auf Details an: auf die Dauer des Ansatzes, wie kostet man das Herzstück des Brandes heraus, auf wie viele Prozent wird das Destillat eingestellt? Das sind nur einige jener Schrauben, an denen man drehen kann, deshalb gibt es auch eine solche Vielfalt von österreichischen Gins.“

Wiener Gin-Pop-Duo

Dem Wiener Gin-Pop-Duo Judith Horvath und Michael Kantor gelang mit ihrem Jin-Gin schon zum zweiten Mal der Sprung aufs Podest. Die klare und schnörkellose Stilistik zeichnet diesen Gin aus, gepaart mit Finesse und Eleganz und einem kraft- und druckvollen Abgang. So muss Gin sein.

Das sind die 4 besten Gin klassisch

19,0 Brunn Gin Nebel
★★★★★ 2020, 44% vol.
Schöne Frucht in der Nase, deutlich, typisch und plastisch, waldig, Noten von Koriander und Muskat/fest und klar auf dem Gaumen, duftig und feingliedrig, dabei rassig und kompakt, feine Süße mit guter Balance/pikant und intensiv im Abgang, top!


19,0 Jin Spiritsmanufaktur
Jin Wientage 2020

★★★★★ 2020, 41,2% vol.
Klar, typisch, würzig und schnörkellos in der Nase, duftig und rauchig mit feiner Zitrusnote/auch auf dem Gaumen klare, feingliedrige und filigrane Stilistik mit Finesse und Eleganz, vielschichtig und kompakt, typisch und würzig/sehr druckvoll im Abgang, gute Länge, top!


19,0 Stin Gin Stin – Distillers Cut
★★★★★ 2020, 47% vol.
Duftig und mit verhaltener Frucht in der Nase, Orangenschale und Zitrusnoten, sehr ästhetisch, aber wenig Typizität/klar Aromatik auf dem Gaumen, konzentriert mit saftiger Textur, intensiv würzige und komplexe Statur, harmonisch und balanciert/dicht, mit Charakter und guter Länge im Abgang.


19,0 Stin Gin Stin – Overproof
★★★★★ 2020, 57% vol.
Klar und duftig, tolle Nase und schöne Frucht, Orange, Limette und Grapefruit, sehr fruchtig/kompakt und powerful auf dem Gaumen, hohe Konzentration, intensiv und komplex mit Noten von Apfel, Zitrus und Koriander/schnörkellose, athletische Performance, gute Länge und viel Substanz, pure Power. Top!

 

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Reinhard Jagerhofer (links) und Johannes Firmenich © Stiefkind Fotografie
Nachfolger von Kurt Lagler in Kukmirn: Josef Puchas © Kukmirn Destillerie Puchas
Jin Spirits: Frau Horvath und Herr Kantor (Judith Horvath & Michael Kantor) © Jin Spiritusmanufaktur