Schon seit dem Jahrgang 2011 besteht die Herkunftsbezeichnung Neusiedlersee DAC für die Rebsorte Zweigelt, die seit langer Zeit den Löwenanteil der Rebfläche östlich des gleichnamigen Steppensees beansprucht; mit dem Jahr 2020 erfolgte dann die Ausweitung der DAC auf die edelsüßen Gewächse.

Mit beinahe 6.000 Hektar Rebfläche insgesamt das mit Abstand größte Weinbaugebiet das Burgenlands, beansprucht die Herkunft Neusiedlersee mehr als die Hälfte der Rebfläche Pannoniens. 

Ausgestattet mit einer mannigfaltigen Diversität an Rebsorten und Weinstilen, stachen hier seit jeher dennoch zwei Weintypen markant hervor. Zum einen gab es einen überragenden Anteil von fruchtig-samtigen Rotweinen – überwiegend aus der heimischen Sorte Zweigelt –, zum anderen ebenso prachtvolle wie einzigartige Prädikatsweine. Bei der Schaffung kontrollierter Herkunftsbezeichnungen (DAC) für dieses Gebiet bediente man sich naheliegenderweise der bestehenden Schwerpunkte und schuf so je eine DAC in Rot und in Süß – jeweils mit einer Reserve-Kategorie.

Rote Visitenkarte Zweigelt zeigt sich besonders vielseitig

Mit einem Anteil von 13,4 Prozent an der gesamtösterreichischen Rebfläche ist der Zweigelt die in Österreich mit Abstand am weitesten verbreitete Rotweinsorte. Im Weinbaugebiet Neusiedlersee, das den politischen Bezirk Neusiedl am See ausgenommen Winden und Jois umfasst, ist Zweigelt mit fast 1.400 Hektar und einem Anteil von 23,5 Prozent die überragende Nummer eins – nicht nur in Rot, sondern unter allen Sorten. 

Seit dem Jahrgang 2011 gibt es daher die geschützten Herkünfte Neusiedlersee DAC und Neusiedlersee DAC Reserve. Während die Weine der Basis DAC, die mindestens zwölf Volumprozent Alkohol aufweisen müssen und auch im Edelstahl ausgebaut werden dürfen, bereits im Jahr nach der Lese in den Verkauf gehen können, kommen die Weine der Reserve-Qualität, für die mindestens 13 Prozent Alkohol und ein Ausbau im Fass gefordert werden, frühestens rund 18 Monate nach der Lese auf den Markt. 

Bei den Reserven kommt verstärkt die Handschrift des Winzers zum Tragen. Viel hängt vom Ausbau der Weine ab, von Maischestand, Holzeinsatz, Erntezeitpunkt oder Ertragsreduktion. Grundsätzlich kommen den Reservequalitäten gut durchlüftete, nicht zu frühreife Hanglagen und karge Böden entgegen. „Zweigelt ist die vielseitigste Rotweinsorte Österreichs, auch dem Trend zum gekühlten Rotweingenuss kommt diese sehr entgegen“, weiß Winzer Hans Michael Nittnaus, Obmann des Vereins Neusiedlersee DAC. „In unserer Region ist Zweigelt auch eine perfekte Grundlage für die Heideboden Weine.“ Dazu liefere die Sorte tolle Rosé-Variationen und weise spannende Geschmacksunterschiede von Ort zu Ort auf.

Viel Sonne, kühle Winde, der See

Der Fokus auf die Rebsorte Zweigelt im Herkunftsweingebiet Neusiedlersee ist insofern sehr Erfolg versprechend, als er hier findet, was er besonders mag: zahlreiche Sonnenstunden für seine ausgesprochen gebietstypische Kirschfrucht, kühlende Permanentwinde aus überwiegend Nord-West und den Neusiedler See als Klimaregulator für sein balanciertes Gesamtgeschmacksbild sowie Winzer, die diese Rebsorte und ihre Region verstehen. Die Vielschichtigkeit des Zweigelt vom Neusiedler See ist nicht zuletzt auch ein Ergebnis seiner Kreuzung aus Blaufränkisch mit St. Laurent.

Die DAC-Winzer erwarten sich viel vom neuen Jahrgang 2025, der grundverschieden sein wird zu seinem Vorgänger (2024), so Hans Michael Nittnaus: „Die Sorte kam entlang des Sees mit der Witterung sehr gut zurecht.“ Zweigelt Neusiedlersee DAC ist zu einer veritablen Erfolgsgeschichte nicht nur für seine Herkunft, sondern auch für Wein aus Österreich geworden.

Fruchtbetontes Profil im Fokus

Dem Verein Neusiedlersee DAC ist es ein Anliegen, das klar fruchtbetonte Profil der Weine gemeinsam mit ihren Mitgliedsbetrieben zu schärfen, ohne damit die Handschrift des Winzers und dessen „önologische Freiheiten“ zu stark einzuschränken. Die Herkunftstypizität der Zweigelt Neusiedlersee DAC Reserven hat sich längst merk- und schmeckbar von jenen aus Carnuntum oder der Thermenregion abgehoben.

Die besondere Gebietstypizität – saftig und fruchttief, dabei leicht salzig in der Würze – verdankt der Zweigelt nicht zuletzt den regionalen Besonderheiten: kleinen und mittelgroßen Salz- und Sodalacken, einem unterirdischen Mineralwassersee und dem speziellen pannonischen Mikroklima mit dem Neusiedler See als Klimaregulator.

Legendäre Prädikate von Weltformat, Welschriesling als Leitsorte

Neben balancierten Roten sind das Nordburgenland ganz allgemein sowie die Herkunft Neusiedlersee im Speziellen historische Heimat beeindruckender Prädikatsweine. Hier spielt der namengebende Steppensee eine maßgebliche Rolle. In Verbindung mit dem pannonischen Klima ergeben die 320 Quadratkilometer Wasserfläche des Sees sowie die vielen kleinen salzhaltigen Lacken des Seewinkels einzigartige Bedingungen für die Süßweinproduktion. Leitsorte ist der vielfältige Welschriesling, der im Prädikatsbereich Weine von Weltklasse hervorzubringen imstande ist. Es sind aber auch alle anderen weißen Qualitätsweinsorten erlaubt.

In dieser Kategorie gibt es ebenso zwei Stufen: Die Basis der Neusiedlersee DAC für Süßwein bilden Spätlese und Auslese–fruchtsüße Weine, die aus vollreifen weißen Trauben gekeltert werden. Selbstverständlich muss die Restsüße (mindestens 45 Gramm pro Liter Restzucker = „süß“) natürlichen Ursprungs sein und darf ausschließlich durch Gärungsstillstand oder durch Gärungsunterbrechung erlangt werden. Die Verwendung überreifer oder edelfauler Beeren ist erlaubt. Im Bereich der Spät- und Auslesen sollten Frucht und Trinkfreude im Mittelpunkt stehen. Frühestens ab 1. Jänner des auf die Ernte folgenden Jahres darf der Antrag auf Erlangung der staatlichen Prüfnummer gestellt werden.

Eine edelsüße Neusiedlersee DAC Reserve repräsentiert die höchsten Prädikatsstufen Österreichs – Beerenauslese oder Trockenbeerenauslese – mit einer geschützten Herkunftsangabe. Die Restsüße muss hier ebenfalls natürlichen Ursprungs sein, Handlese sowie die Verwendung überreifer oder edelfauler Beeren sind verpflichtend. Bei der Reserve darf der Antrag auf Erlangung der staatlichen Prüfnummer erst ab 1. April des auf die Ernte folgenden Jahres gestellt werden.

Für beide Stufen ist die Angabe der engeren Herkunft „Seewinkel“ erlaubt, sofern die Trauben aus den Gemeinden Apetlon, Illmitz und/oder Podersdorf stammen. Die Prädikatsweine vom Neusiedler See verdienen vielfach das Prädikat Weltklasse – zahllose internationale Auszeichnungen bestätigen dies. Mit dem neuen Jahrgang 2025 sind die Winzer sehr positiv gestimmt, weiß DAC Obmann Nittnaus: „Der feuchte September und die dadurch höheren Säurewerte boten ausgezeichnete Bedingungen für Botrytis und werden spannendes Frucht-Säurespiel in die Weine bringen.“

Terroir + See = SEEROIR
Weil der Begriff Terroir bei den Neusiedlersee DAC Weinen zu kurz greift, wurden die Faktoren Böden, Klima und Reben um jene des Wasserreservoirs Neusiedler See (samt Grundwasser) erweitert. Daraus entstand die unique Begriff Seeroir. Die Nähe und damit der Einfluss von Wasser lassen Trauben anders reifen. Neben dem kühlenden Element Wind kommt auch das wärmeregulierende Element Wasser hinzu. Dies gilt nicht nur für, jedoch in sehr besonderem Maße für das Herkunftsweingebiet Neusiedlersee DAC. Hier beeinflusst der See seit über 25.000 Jahren Flora und Fauna sowie die Vegetation der angebauten Kulturen, zu denen zuvorderst der Weinbau gehört. Ebenso ist es zu einem Gutteil der See, der der Herkunft dieses besondere Mikroklima gibt. In Kombination mit den gut 50 Salz- und Sodalacken im Seewinkel ergibt es das Seeroir. In ganz besonderem Maße ermöglicht dieses den Süßweinen die natürliche Entstehung der Edelfäulnis in praktisch jedem Jahr.

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