Barolo 2021 ist zweifelsohne ein außergewöhnlicher, ja ein exzellenter Jahrgang. Die Weine strahlen in aromatischer Pracht mit reinen wie reichhaltigen Fruchtaromen, umspielt mit viel Frische. Die große Vinaria Degustation brachte nicht nur einen überraschenden Sieger. 

Alan Emil Manley gilt als stiller Star des Barolo, macht einen einzigen Wein dieser Herkunft, den M8. Damit gewann er überraschend die große Vinaria Verkostung Barolo DOCG 2021. © Margherita Otto

Nicht nur die begehrten MGA-Lagenweine, auch der Barolo Normale oder Barolo Classico – die unserer Ortswein-Kategorie entsprechen – überzeugen mit ihrer Frische, Balance und mit einer strukturellen Tiefe, die das Fundament für ein großes Reifepotenzial bildet. Auch in diesem Jahr war das Klima, also die Witterungsverläufe, der entscheidende Faktor, der dem anspruchsvollen Nebbiolo einen ausgewogenen Vegetationsverlauf ermöglichte, sodass er zur perfekten Phenol- und Zuckerreife gelangen konnte.

Am Anfang stand eine dicke Schneedecke

Der Schlüsselfaktor des Erfolgs wurde gleich zu Beginn des Jahrgangs durch die Natur selbst gelegt: eine Schneedecke, die die Hügel der Langhe nach vielen Jahren der Absenz wieder überzog. Die dadurch aufgefüllten Wasserreservoire und die tiefreichende Nährstoffversorgung des Bodens waren entscheidende Voraussetzungen, um über die warmen und trockenen Sommermonate zu kommen. 

Den Anfang April auftretenden Spätfrosttagen in Teilen von La Morra, Barolo und Castiglione Falletto folgten der eine oder andere partielle Hagel im Sommer. Der benötigte Regen kam zum idealen Zeitpunkt noch vor der Ernte, die Anfang Oktober begann und bei idealen Wetterbedingungen ablaufen konnte. Der Nebbiolo hatte eine dicke Schalenbildung erhalten, die lange Mazerationszeiten ermöglicht und als Basis für emblematische Barolo-Weine gilt.  

Barolo 2021 – Juwelen für die Zukunft

Zum Zeitpunkt des vor kurzem stattgefundenen großen Vinaria Barolo Tastings fielen die Bewertungen differenzierter aus als jene sehr frühen Verkostungen wie etwa auf der Anteprima in Turin zu Jahresbeginn. Das etwas Mehr an Reife war für diesen großen Jahrgang von Vorteil, da es differenziertere Bewertungen und Potenzialeinschätzungen der Weine ermöglichte. Und nicht zuletzt standen dafür jene Flaschenfüllungen zur Verfügung, die auch im Handel erhältlich sind. 

Für Winzer markieren die neueren Jahrgänge im Zeichen des Klimawandels auch neue Zeiten der Veränderung – ein Wandel, der sich auch geschmacklich in der Barolo-Stilistik der letzten Jahre wiederfindet. Somit sind auch traditionelle Bezeichnungen wie „klassischer Jahrgang“ neu zu interpretieren. Barolo 2021 zeigt die Exzellenz eines modernen Klassikers.

Exzellenz eines modernen Klassikers

Bildet der aktuelle Jahrgang den krönenden Abschluss in dieser Trias von Top-Jahrgängen 2019-2020-2021? Dieser Jahrgangsvergleich weckt Erinnerungen an die historische Barolo-Serie von 1999-2000-2001 und lässt an eine Wiederholung denken. Welcher Jahrgang ist nun der Bessere, worin unterscheiden sie sich in ihrer Einzigartigkeit? Fabio Alessandria von G.B. Burlotto bringt es in seinem Interview auf den Punkt: „2021 zeigt sich voller und nicht so linear strukturiert wie 2019.“ Beide Jahrgänge, so lässt sich daraus schließen, liegen um die Nasenspitze vor dem 2020er, den er diplomatisch als zugänglicher und mit mehr Fruchtcharme umschreibt. 

Weine der Winzer – Reichtum an Exzellenz

Ein Indikator für die hohe Qualitätsdichte von 2021 zeigte sich bereits durch die hohe Einreichquote von Basis-Barolo Weinen, den Barolos Classico oder Normale, die am Etikett mit der Angabe „Comune di (Ortsname)“ erkenntlich sind. Noch nie war das Niveau dieser Basis-Barolos so homogen und hoch bewertet wie diesmal. Generell beeindruckten die Weine aus allen Barolo-Gemeinden gleichmäßig verteilt durch ihre aromatische Offenheit und mit einem ausdrucksstarken Fruchtprofil samt klarer Frische. 

Kompromissloser Barolo M8 an der Spitze

Das Ranking der TOPLIST Barolo 2021 führt diesmal der Barolo M8 des Weinguts Margherita Otto an. Der aus Amerika stammende Alan Emil Manley gründete seine Azienda Agricola 2014, deren Name sich von den Vornamen seiner Großeltern herleitet. Die Kurzform M8 seines Barolos ist eine Kombination des jeweiligen Anfangsbuchstabens der Namen seiner Großmutter und seines Großvaters, der ins Italienische übersetzt „8“ bedeutet. 

Manlay ist ein kompromissloser wie konsequenter Winzer. Er produziert nur einen Barolo und dieser spielt in der Topliga. Der Ausbau erfolgt ganz in Old-School-Manier in der traditionellen Piemonteser Ausbaumethode der „assemblaggio tradizionale”. Die Trauben kommen aus verschiedenen Lagen, werden getrennt geerntet, aber gemeinsam vergoren und ausgebaut. In der Langhe wird das heute kaum mehr angewendet. 

Manleys Barolo Produktion ist gering und das Traubenmaterial stammt ausschließlich von den Toplagen aus den verschiedenen Barolo Gemeinden, teilweise von deren MGA-Lagen. Im Vinaria Tasting Jahrgang 2018 wurde M8 bereits als Neuentdeckung in die Toplist aufgenommen, heuer ist er Tastingsieger. Barolo M8 ist wie eine Hommage an Manlays frühere Lehrmeister und deren Weinstil: Luciano Sandrone (seidiger Fruchtschmelz) und Bartolo Mascarello (filigrane Eleganz). 

Barolo DOCG 2021: Topliste von Klassikern dominiert

Auf einem weiteren Podestplatz folgt das Weingut Conterno Fantino mit dem Barolo aus dem Filetstück Vigna Sorì Ginestra aus der MGA-Lage Ginestra in Monforte d‘Alba. Durch die pointierte Terroir-Interpretation (viel weißer, kalkhältiger Lehm) und eine moderat moderne Ausbauweise (Barrique und großes Holzfass) erhält der Vigna Sorì Ginestra eine samtige Fülle in Verbindung mit viel Finesse.

Die fein ziselierten Barolo-Varietäten von Fabio Alessandria vom Weingut Comm. G.B. Burlotto sind jedes Jahr Fixstarter in der Vinaria Toplist, die in ihrer unverwechselbaren Reintönigkeit, Komplexität und Finesse beispielhaft für handwerklichen Ethos und Können stehen. Heuer nimmt der Barolo Castelletto den Podestplatz ein, der sich mit saftiger, dunkelfruchtiger Tiefe und Finesse in juveniler Höchstform präsentiert. 

Die weiteren Gewinner der Topliste sind allesamt alteingesessene Familienweingüter im internationalen Rang, die auch in den vergangenen Jahren immer an vorderster Stelle im Ranking anzutreffen waren. Das seit fünf Generationen geführte Weingut Azelia hat nun einen seit Langem in Familienbesitz befindlichen MGA-Cru in sein Sortiment aufgenommen – ein Wein, der mit viel dunkler Fruchtfrische in mächtiger Fülle strahlt. 

Mit beeindruckender Tiefe zeigt sich heuer der Top-Barolo aus dem Hause Sandrone. Luca und seine Tochter Barbara setzen mit ihrem Familienweingut zu neuen Höhenflügen an – ein Betrieb, der bereits unter Gründer Luciano Sandrone früh Kultstatus erlangt hatte. Le Vigne ist das Aushängeschild des Weinguts und ist ein traditioneller Lagenverschnitt aus den besten MGA-Lagen aus mehreren Barolo Gemeinden.

Das Traditionsweingut Cordero di Montezemolo gehört zu den ältesten Dynastien im Lande. Die Barolo-Weine des Hauses verkörpern Piemonteser Weinbautradition, die sich in der Verbindung moderner Technologie mit traditionellen Methoden, darunter die Reifung der Weine in alten Barriques, widerspiegelt. Die Stilistik der beiden Parade-Barolos des Hauses zeichnet sich durch großzügiges Volumen verbunden mit Vielschichtigkeit und durch ein enormes Lagerpotenzial aus. 

Als weitere stilistische Barolo-Highlights aus der Topliste zeichnen sich die glockenklar strukturierten Weine von Aschieri, Luigi Pira und Vajra jeweils mit pointierter Finesse aus. Ebenso gilt dies für die noch viel zu jugendlichen Klassiker, die mit fruchttiefer Eleganz in unübertrefflicher Klarheit und Tiefe strahlen: Tre Tine von Giuseppe Rinaldi, Bricco Boschis von Cavallotto, Bussia von Einaudi, Ornato von Palladino und Brunate von den Poderi Oddero.

 

Topliste Barolo 2021 DOCG

18,2Margherita OttoBarolo M8
18,1Conterno FantinoBarolo Ginestra Vigna Sorì Ginestra
17,8Comm. G.B. BurlottoBarolo Castelletto 
17,8AzeliaBarolo Cerretta
17,7Paolo ScavinoBarolo Bric del Fiasc
17,6SandroneBarolo Le Vigne
17,5Cordero di MontezemoloBarolo Monfalletto
17,5AscheriBarolo Sorano
17,5Cordero di MontezemoloBarolo Enrico VI
17,5F.lli RevelloBarolo Gattera
17,5VajraBarolo Coste di Rose
17,4Giuseppe RinaldiBarolo Tre Tine
17,4EinaudiBarolo Bussia
17,4OdderoPoderi e Cantine, Barolo Brunate 
17,4PalladinoBarolo Ornato
17,3CavallottoBarolo Bricco Boschis 
17,2Luigi PiraBarolo Vignarionda 
17,2AzeliaBarolo Marheria
17,2Figli Luigi OdderoBarolo Rive Vigna Specola 
17,2SchiavenzaBarolo Cerretta

 

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Fabio Alessandria von Comm. G.B. Burlotto schwört auf die Seehöhe (500 Meter) und Lage (Ost-Südost) seiner Toplage Castelletto. © Burlotto
Guido Fantino (links) und Claudio Conterno haben mit dem Vigna Sorì Ginestra eine Barolo Ikone geschaffen. © Conterno Fantino
Luigi Scavino mit seinem Sohn Lorenzo vom Weingut Azelia © Weingut Azelia
Enrica und Elisa Scavino leiten nun das Weingut nach dem Tod Ihres Vaters Enrico © Lobenbergs Gute Weine
Die Winzerfamilie Sandrone: Luca und Tochter Barbara (beide Bildmitte) leiten das Weingut © Weingut Sandrone
Elena und Alberto vom Weingut Cordero di Montezemolo
Im Weinberg Az. Agr. Margherita Otto in Monforte d’Alba © MARGHERITA8
Rocche di Castiglione © Paolo Scavino
Weingut Paolo Scavino in Castiglione Falletto © Paolo Scavino