65 Weingüter und drei Genossenschaften gibt es im deutschen Weinbaugebiet Ahr. Fast alle davon sind vom verheerenden Unwetter zerstört oder schwerst getroffen. 150 Millionen Euro beträgt der Schaden. Jetzt laufen Hilfsaktionen „Winzer für Winzer“ an, auch aus Österreich.

Stadt und Land unter Wasser entlang der Weinbauregion Ahr. © DWI

„Wir gehen in einer groben Schätzung von eineinhalb Ernten aus, die in den Weinkellern verloren gegangen sind. Bei einer durchschnittlichen Jahresproduktion von rund vier Millionen Liter an der Ahr entspricht das einem Wert von 50 Millionen Euro,“ rechnet Knut Schubert, Geschäftsführer des Weinbauverbands Ahr, vor. Der Schaden an Gebäuden und Gerätschaften und in den Weinbergen ist mindestens nochmal doppelt so hoch. In Summe wird mit mindestens 150 Millionen Euro Schaden kalkuliert.

„Flutweine“ werden zugunsten der Opfer verkauft

Zehn Tage nach der Katastrophe sind noch immer die meisten Strom-, Wasser- und Telefonleitungen unterbrochen. Schon 2016 wurde die Ahr-Region von einem – nach damaliger Einschätzung – Jahrhundert-Hochwasser getroffen. „Diesmal waren es bis zu sieben Meter mehr“, klagt ein Winzer vor den Trümmern seiner Existenz.

Die Winzer sind dabei, Lager und Tanks zu sichten. Stahltanks haben der Sintflut am ehesten Stand gehalten. Flaschen sind vereinzelt unversehrt, aber stark verschmutzt. Diese werden nun samt Schlammspuren getrocknet, numeriert und als „Flutwein“ zugunsten der diversen Hilfsaktionen verkauft.

„SolidAHRität“ und „We AHR familiy“

Die von Dirk Würtz (Weingut St. Antony in Nierstein) gestartete Hilfsaktion "SolidAHRität" für von der Flut geschädigte Ahr-Winzer hat innerhalb von 48 Stunden 10.000 Weinpakete mit je sechs Flaschen verkauft. Damit sind in diesem Zeitraum 60.000 Flaschen von Winzern auch aus Österreich und Südtirol zur Unterstützung von Betrieben, die alles oder fast alles verloren haben, bestellt worden. Jedes Paket ist ein Überraschungspaket und kostet 65 Euro. „Was ich die letzten Tage erleben darf, ist irgendwie wie das "Live Aid" der Weinwelt. Ich habe derartiges noch nie erlebt“, schreibt Würtz dazu auf seiner Homepage. 

Viele prominente Winzer machen ebenfalls mit, etwa der VdP-Starwinzer Gunther Künstler. Er hat Weinpakete im Wert von je 160 Euro geschnürt und spendet den gesamten Erlös der Hilfskation für seine Kollegen an der Ahr. Spendenaktionen haben auch der der Deutsche Weinbauverband (DWV), das Deutsche Weininstitut (DWI) und der Verband deutscher Prädikatsweingüter (VdP) ins Leben gerufen. Ein eigener Verein wurde ebenfalls gegründet, der sich nach einem Wortspiel für den guten Zweck benannt hat: „AHR – A wineregion needs Help für Rebuilding e.V.“.
 

Das blieb von vielen Weingärten an der Ahr. Die Kulturen sind auf Jahre vernichtet. © swr.de
© AHR e.V.
Aus dem Schlamm geborgene Flaschen werden als „Flutwein“ einzeln zugunsten der Hilfsaktionen verkauft. Samt Dreck und Numerierung. © Weinbauverband Ahr / ahrwein.de