20 x „G“: Jüngst wurden alle bisher unter dem Kürzel gefüllten Kultcuvées aus dem Weingut der Familie Gesellmann im Wiener Steirereck einem Fachpublikum präsentiert. Staunen und Raunen herrschte dennoch ob des verblüffend hohen Qualitätslevels und der Standfestigkeit dieser edlen Weingeschöpfe.

Fast möchte man einleiten mit „Gesellmanns grandiose Cuvée “G“ feiert runden Geburtstag“, doch ganz stimmt das natürlich nicht, wurden doch beim gegenständlichen Weinobjekt der Begierde ein paar Jahrgänge aufgrund der in diesen nicht ganz den hohen Ansprüchen der Familie gerecht werdenden Qualität ausgelassen. Daher beginnt die Weinsaga mit 1997 und feiert derzeit mit dem Jahrgang 2021 ihre 20. Auflage.

Ein echter Österreicher

Die Ursprünge der Cuvée G reichen in die 1990er Jahre zurück, als Engelbert und Albert Gesellmann nach Alberts Praxis in Kalifornien einen neuen Rotwein erdachten. Höchste Güte war klar, und bald auch, dass ein solcher Rotwein nur unter Verwendung von regionalen Rebsorten zu einem Unikat wachsen könnte. So setzten Vater und Sohn ganz bewusst auf die autochthonen Sorten Blaufränkisch und St. Laurent und selektierten für ihre neue Kreation Anlagen mit uralten Rebstöcken, teils bis zu 90 Jahre alt, mit niedrigem Ertrag.

1997 war der erste Jahrgang dieser mittelburgenländischen Legende, die erst nun mit dem Jahrgang 2021 ihr 20. Jubiläum feiert. Voraussetzung ist eben Top-Qualität, weswegen es in manchen Jahren einfach keinen gibt – so etwas gleich 1998, aber auch ein paar in den Folgejahren.

Der Blaufränkisch für die Cuvée G wird aus alten Rebanlagen in Spitzenlagen - darunter der Hochberg – selektioniert. Der Cuvéeanteil des St. Laurent lag anfangs bei rund 15 Prozent, fiel aber rasch hinunter und liegt seit vielen Jahren bei etwa fünf Prozent – die Trauben dafür stammen von einigen der ältesten Rebstöcke des Weinguts mit minmalen Erträgen. 

Bezeichnungstechnisch könnte der „G“ somit als reinsortiger Blaufränkisch durchgehen, Albert Gesellmann hat jedoch von Anfang an darauf Wert gelegt, ihn als Cuvée zu bezeichnen und ihn solchermaßen auch bei Verkostungen dieser Gruppe zuzuordnen.

Die Trauben werden stets separat ausgebaut und erst nach 36 Monaten verschnitten. Albert Gesellmann setzt auf Spontangärung auf der Maische und sehr lange Mazeration, danach auf einen Ausbau in 225-Liter-Barriques über 40 Monate, bevor der Wein für weitere drei Monate in großen Fässern mit bis zu 4.000 Litern Fassungsvermögen gelagert wird.

Hohes Niveau, herausragende Spitzen

Bei der verkkostung wurden die Jahrgänge durchgemischt und nach Jahrgangscharakteristik in vier Gruppen mit je fünf Jahrgängen platziert: trockener, frischer, charmanter und strukturierter Jahrgang. Gruppenübergreifend wares eine insgesamt beeindruckende Leistungsschau eines sehr eigenständigen Charakterweins, der jedoch auch – jahrgansbedingt – gewissen Schwankungen unterlegen ist. Die Präferenzen der Fachleute variierten teils deutlich.

Ohne jede Scheu darf man hier mit Sternen um sich werfen, und das tat ich auch. Am herausragendsten waren für mich 2011 und 2019 sowie 2009 und 2000, knapp gefolgt von – in Jahrgangsreihenfolge – 2004, 2007, 2012, 2015, 2017, 2018 und 2020 – durchwegs gesicherte fünf Sterne, die ich auch dem 2021 zugestehen würde, wenn auch dieser Vertreter sich noch embryonal präsentiert. Selbstverständlich gab es auch ein paar Jahrgänge, die nicht ganz das Niveau der allerbesten „G“s erreichten, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ein tolles Weinspektakel.

 

Eine ausführliche Reportage mit allen Kostnotizen und Bewertungen der Weine aus dieser G-Serie lesen Sie in der kommenden Ausgabe von Vinaria, die Mitte Mai erscheinen wird.

Die „G“-Jahrgangsvertikale wurde aus Magnums eingeschenkt. © Gesellmann
Konstantin und Francesca Gesellmann © Gesellmann
Zwei Generationen Gesellmann: Silvia, Konstantin, Francesca und Albert Gesellmann © Gesellmann