Hubert Burda Media gibt die Lizenzrechte für die Gourmetführer-Marke Gault&Millau in Deutschland und Italien schon wieder ab, nachdem diese erst vor zwei Jahren mit großem Tamtam erworben wurden. Zuvor hielt der ZS Verlag die deutschen Rechte ebenfalls nur ein Jahr lang.

Der kleine Johnson: Weinkritikerin Jancis Robinson, Hugh Johnson, Willi Klinger (Wein & Co Österreich) und der Verleger der deutschen Ausgabe, Ralph Frenzel (v.l.). © Tre Torri; Arne Landwehr

Die Lizenzrechte gehen nun an den neu gegründeten Verlag Henris Edition über, wie der Burda-Konzern mitteilte. Leiter des Verlags ist Hans Fink, der zuvor beim Segment Burda Verlag unter anderem verantwortlicher Geschäftsführer für den Bereich Food war. Der Restaurantführer Gault&Millau ist in Deutschland neben dem Guide Michelin (die neue Ausgabe wird am 9. März 2022 präsentiert) als wichtigster Gourmetführer. Der Medienkonzern baute dann sein Portfolio in Deutschland rund um die Marke und den Gourmetführer aus, zunächst mit regionalen Weinführern. Seit März 2021 erscheint eine gleichnamige Zeitschrift. Erst im vergangenen November kam dann ein Weinführer dazu.

Der Burda Verlag in einer Mitteilung: „Für Gault&Millau haben die klein- und mittelständische Gastronomie und die oft als Familienbetrieb organisierten Winzer große Bedeutung. Es hat sich gezeigt, dass für die Zusammenarbeit mit solchen Partnern ein kleines Team noch besser geeignet ist, um die vielfältigen aber auch kleinteiligen Themen gut zu managen.“ 

Gault&Millau wurde 1969 in Frankreich gegründet und ist in zahlreichen vor allem europäischen Ländern vertreten. Einige davon werden direkt bearbeitet, die meisten Führer erscheinen aber als Lizenzausgaben der nationalen Franchisepartner, so auch in Österreich. Die Gault&Millau Holding, zugleich Masterfanchisegeber, befindet sich nach einem Verkauf vor einigen Jahren im Besitz einer russischen Investorengruppe.

Posse auch um deutsche Ausgabe des „Kleinen Johnson“

Ganz anders, aber nicht weniger seltsam muten die Vorkomnisse um die deutsche Ausgabe des weltweit erfolgreichsten Weinführers an: „Der kleine Johnson“ soll im kommenden Jahr (2023) vorerst nicht mehr deutschsprachig erscheinen. Der die Linzenz erst seit dem Vorjahr haltende TreTorri Verlag aus Wiesbaden begründet dies mit seiner Weigerung, den Weinführer in Asien drucken zu lassen.

Das Argument mutet einigermaßen seltsam an, zumal die Details der Lizenzverträge den beteiligten Partnern nicht neu sein dürften. TreTorri ist deutschsprachiger Lizenznehmer der englischen Octopus-Publishing Group für den von Hugh Johnson publizierten Weinführer, der mit 12 Millionen verkauften Exemplaren in 40 Jahren der erfolgreichste der Welt ist. Octopus möchte das Buch wie bisher in Asien drucken lassen. Das widerspreche laut Verleger Ralf Frenzel den Grundsätzen von TreTorri: „Ein Druck in Asien mit intransparenten Angaben zu Produktions- und Arbeitsbedingungen und der prekären Verschiffungssituation erscheint uns nicht zeitgemäß", heißt es in einer Mitteilung des Verlags. 

Inwieweit durch die Pandemie eingeschränkter wirtschaftlicher Erfolg den Entschluss zur Absage der Ausgabe 2023 begleitete, ist nicht bekannt. Verleger Ralf Frenzel dürfte sich auch daran stoßen, dass „Hugh Johnson die kommende Auflage 2023 nicht mehr persönlich betreuen wird". Ob das angesichts des fortgeschrittenen Alters von Johnson bei Vertragsabschluss eine zwingende Auflage war, darf bezweifelt werden. Ob sich der britische Verlag und sein deutscher Lizenznehmer einigen werden, steht in den Sternen. Der bestehende Lizenzvertrag für die deutsche Ausgabe von „Der kleine Johnson“ dürfte durch den Streit allerdings obsolet sein.