Egal, von welcher Seite man anreist – aus Triest, Venedig, Udine oder Laibach –, sobald man sich der Region Brda nähert, taucht man in ein kleines Paradies ein.

Brda ebenso wie Collio bedeuten übersetzt Hügel. © Alexandra Salvinetti

Vor über 100 Jahren war der Collio eines der südlichsten Kronländer des Habsburgerreichs. Im Obstgarten des Kaisers wurden Zwetschken, Marillen, Feigen, Trauben und vor allem Kirschen in großen Mengen geerntet und nach Wien gebracht. Was lange Zeit verbunden war, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg jäh auseinandergerissen: in den Collio auf der italienischen Seite und in die zuerst jugoslawische und jetzt slowenische Brda.

In Brda scheint die Zeit stillzustehen. Elegante Restaurants, hippe Hotels oder Vinotheken sucht der Gast vergeblich. Dafür trifft man auf herzliche Gastfreundschaft, bodenständige Küche und ausgezeichnete Weine.

Das milde Klima und die mineralischen Böden (sandhaltiger Tonmergel mit Komponenten von Quarz, Kalk, Tonminerale und Quarzit) – Opoka genannt – waren immer schon ein gutes Terroir für den Weinbau. Hier gedeihen Rotweine wie Merlot, Refosco oder Cabernet Sauvignon und Weißweine wie Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Weißburgunder.

Leitsorte Rebula  

Das Zugpferd der Region ist aber der Rebula oder Ribolla Gialla, wie er auf der italienischen Seite heißt. Rebula ist eine Traube, die Geschichte und Tradition gleichermaßen vereint.

„Als mein Großvater in den 1970er-Jahren das Weingut an meinen Vater übergab, hat er ihm eine Bedingung gestellt: Rebula muss weiter angepflanzt werden“, erinnert sich Aleks Simčič vom gleichnamigen Weingut. „Allerdings waren es harte Jahre für meinen Vater. Rebula-Weine waren nur schwer zu verkaufen, und so haben wir den Großteil selbst getrunken.“

Von Klassik bis Orange   

Rebula wird heute in großer Vielfalt ausgebaut: im Stahltank, im kleinen oder großen Holz, als Orange Wine, Süßwein oder Schaumwein. Einige Winzer wie Stojan Ščurek lassen den Rebula länger auf der Schale liegen, „um den Weinen das gewisse Etwas zu geben. Aber das ist jetzt nichts Neues – das haben unsere Großväter schon gemacht.“

Auf eine lange Weinbautradition blickt das Boutique-Weingut Medot zurück. Zvonimir Simčič gilt als Vater des Rebulas und hat wesentlich zum Erhalt der autochthonen Sorte beigetragen. Heute ist das Weingut der führende Schaumweinproduzent Brdas.

Liebhaber von Orange Wines kommen bei Marjan Simčič auf ihre Kosten. Marjan ist nicht verwandt mit den Medot-Simčičs – der Familienname ist in Brda so populär wie in Österreich Meier, Müller oder Schmidt. Nicht zu Unrecht trägt er den Spitznamen „Mr. Orange“.

20 Jahre hat Simčič an seinem Opoka Cru getüftelt, der mit komplexen Aromen von Pfirsich, Feige, Mango und Orange überrascht. Wie viele andere Winzer – sowohl italienische als auch slowenische – besitzt Marjan Rebflächen auf beiden Seiten der Grenze.

Offene Grenzen, auch im Kopf 

Seit Jahren kämpft Marjan Simčič um eine gemeinsame Appellation „Brda-Collio“. Weine, die aus slowenischen Trauben in Italien vinifiziert werden (und umgekehrt), dürfen keine DOC-Bezeichnung tragen, sondern werden schlicht und einfach als „Wein aus der EU“ bezeichnet.

„Es ist eine Schande. Es gibt schon längst keine Grenze mehr, schon gar nicht in unseren Köpfen. Nur in Brüssel klammern sie sich an die Landkarte und die Staatsgrenzen“, echauffiert sich der Sprecher der Brda-Winzer. 

Empfehlenswerte Wein-Jahrgänge in Brada: 2020, 2016, 2015

DOBROVO

Neben den Schaumweinen produziert das Haus Medot auch einen klassischen Rebula unter dem Namen Rebula journey. Ein angenehm zu trinkender Wein mit sanfter Säure und Anklängen von Limone und Pfirsich. - medot-wines.com

„Trocken, extrem trocken“ ist das Motto von Marko Skočaj. In den Weinen schmeckt man das Terroir und die Mineralität. Der Rumena Rebula bereitet mit seiner knackigen Frische einfach nur Trinkfreude - dolfo.eu

Das Weingut von Borut Kocijančič war eines der ersten privat geführten Weingüter Sloweniens. Der Rebula des Hauses ist ein kräftigerer Vertreter seiner Gattung mit Anklängen von Orangenschale und Koriander in der Nase.  - zanut.si

Klet Brda ist eine Kooperative von 400 kleineren Winzern und damit Sloweniens größter Weinproduzent. Bagueri ist die gehobene Linie des Hauses und der Rebula überzeugt mit seiner warmen, weichen Barriquenote. - klet-brda.si

Neben dem Rebula widmet sich Tomaz auch noch einer anderen raren Sorte, dem Pikolit, der nur noch auf wenigen kleinen Flächen im Friaul und Brda angebaut wird. - scurek.si

Edi Simčič trägt nicht zu Unrecht den Spitznamen „Mr. Vintage“. Alle Weine reifen in französischen Eichenfässern, was dem Rebula eine ausgewogene, elegante Harmonie verleiht. - edisimcic.si

Unter der Bezeichnung Opoka verbergen sich die Premiumweine von Marjan Simčič, die nur in außergewöhnlich guten Jahrgängen und in kleinen Mengen produziert werden. Die Trauben des Rebula 2018 stammen von 66 Jahre alten Weinstöcken aus den besten Lagen. Die Reifung erfolgt 10 Monate in Zementeiern und weitere 12 Monate in Holzfässern.  Ein eleganter, frischer Wein, der eine lange Lebensdauer hat. Empfehlenswert sind auch Chardonnay und Sauvignon Blanc. - simcic.si

Stolz ist Andrej Erzetič auf seine Amphoren, die er direkt aus Georgien bezogen hat und in denen er auch den Rebula Amfora Belo ausbaut. Ein anderes Familienjuwel wächst in einem der höchst gelegenen Weingärten Brdas auf 250 Metern Höhe. Der Črna Rebula (auf der italienischen Seite bekannt als Sciopettino) ist ein vollmundiger, tanninreicher Rotwein mit starkem Beerenaroma. - vina-erzetic.com

KOJSKO

Matjaž Četrtič hat sich voll und ganz dem Rebula verschrieben: von klassisch, über gereift, mazeriert bis hin zu Schaumwein. Der Rebula Brutus ist kräftig, mit leicht salzigen Anklängen, dessen Trauben aus dem höchsten Weingarten der Region stammen. - ferdinand.si

ITALIENISCHE WINZER MIT BETRIEBEN IN BRDA

WOHNEN & ESSEN

  • Im Morus Estate wohnt man mitten in den Weinbergen. - morus.si
  • Im B&B Klinec speist man regional. Küche auf einer traumhaften Terrasse mit Fernblick. - klinecplesivo.si
  • Im Restaurant Kruh & Vino in der Vila Vipolze werden Klassiker modern interpretiert. - vilaviolze.eu
  • In Šmartno gibt es im Marica nur eine kleine, bodenständige Menüauswahl, aber eine sehr gut sortierte Weinauswahl. - marica.si
  • Das erst vor wenigen Jahren eröffnete Peterc Vineyard Estate wird liebevoll von seinen Besitzern Milena und Uroš geführt. - peterc-brda.si

 

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Alexandra Salvinetti

Karte von Brda
Andrej Erzetič (re.) hat Amphoren aus Georgien für seine Orange Wines importiert. © Vina Erzetic
Liebhaber von Orange Wines kommen bei Marjan Simčič auf ihre Kosten. © Alexandra Salvinetti
Einen der schönsten Blicke genießt man von der Terrasse des Weinguts Medot. © Medot-Wines
Rebula Weine sind in der Nase frisch und fruchtig und überzeugen im Glas mit einer ausgewogenen Säure. © Alexandra Salvinetti
Šmartno ist der Hauptort der gerade mal 83 km2 großen Region Brda. © Alexandra Salvinetti
Im Restaurant Marica in Šmartno wird bodenständige Küche serviert. © Alexandra Salvinetti
Stojan Scurek und seine Söhne widmen sich auch einer anderen raren Rebe - dem Pikolit. © Scurek
Bei Matjaž Čertrič findet man alle Spielarten des Rebulas: von klassisch über mazeriert bis hin zum Schaumwein © Ferdinand