Einer der international bekanntesten, gesuchtesten und besten Weine Österreichs ist der Riesling Singerriedel vom Topweingut Hirtzberger aus Spitz. Eine rare Vertikale mit 32(!) Jahrgängen organisierte Edelwirt Bernd Pulker im Rahmen des jüngsten wachau GOURMETfestival.

Das einzigartige Terroir, die großartige Handschrift des Winzers bis hin zum feinst ziselierten Umgang mit Botrytis, machen diesen Wein zum Unikat. Von internationalem Format. Der Riesling Singerriedel nimmt es mit den allerbesten Rieslingen der Welt locker auf. Bernd Pulker stellte bei der raren Vertikale 32 Jahrgänge zusammen, durchgängig von 1989 bis 2020. Franz Hirtzberger jun. kommentierte – und staunte selbst, ob der nicht alltäglichen Kollektion aus seinem Hause.

Klar, dass einige Weine aus den 32 Jahren ihren Zenit überschritten hatten, aber es waren wenige. Völlig überrascht hatten in der Vertikale gleich zum Start 1989 und 1990, beim 1994 Singerriedel strahlte die zweite Flasche total und betörte mit fast straffer Jugendlichkeit. Aus den klimatisch warmen Jahrgängen 1999 und 2000 überzeugten die beiden Rieslinge mit fein balancierter Botrytis und viel Extrakt. Die folgenden Jahrgänge präsentierten sich durchwegs sehr schön, wobei aus 2001 eine zusätzlich gereichte Magnum nicht unerwartet strahlte.

2007 Singerriedel als Star der Vertikale

Weine aus dem einst als Jahrhundertjahrgang bejubelten Jahr 2006 zeigen sich mittlerweile bei vielen Winzern als sehr differenziert, oft alkoholisch breit oder mit wenig Frucht und Finesse. „Zu viel von allem“, so Franz Hirtzberger, der Junior. Nicht aber beim Singerriedel dieser Vertikale, der sich exzellent präsentierte. Noch darüber stand freilich ein Prachtkerl von 2007 Singerriedel: ein wahrhaft großer Wein, eine alles überstrahlende Flasche, der Wein des Abends und dieser denkwürdigen Vertikale!

Trotzdem: wer immer so eine Prachtstück im Keller hat, sollte die Flasche in den nächsten paar Jahren trinken. Besser kann der Jahrgang nicht mehr werden und es gilt, die großartige Form, die die 2007er nun haben, auch zu genießen. Und nicht zuzuwarten, bis der Lebensabend dieser Weine allmählich heraufzieht. Als Sammlerstück werden große Weine aus diesem großartigen Jahrgang aber sicher noch lange überdauern.

Weinlegende aus 2011

Sehr schön dann Hirtzbergers Singerriedel aus 2008 und vor allem – mit wunderbar exotisch-reifer Frucht und viel Extrakt – aus 2009. Gefolgt von einem bemerkenswerten 2010er, möglicherweise einer der allerbesten Weine aus diesem schwierigen Jahr. Groß auch Singerriedel 2011, dem Vinaria im aktuellen Heft die Reportage „Weinlegende“ widmet hat und der im Rahmen der Degustation dieser Würdigung mehr als gerecht werden konnte.

2012 und 2013 zeigten sich mit schöner Reife, ersterer auch mit Botrytisnoten. 2016 stand in der Verkostung klar über 2015. Fast noch zu jung bei großer Substanz dann die Jahrgänge 2017 und 2018. Noch jünger, aber von aufblitzendem Weltklasseformat die Singerriedel 2019 und 2020, letzterer wahrlich noch ein Baby.

Detail am Rande: 2008 Dom Perignon aus der Magnum, 2003 Grüner Veltliner Honivogl von Hirtzberger aus der Doppelmagnum und 2008 Château Clerc Milon (Baron Philippe de Rothschild) boten der Singerriedel Vertikale einen würdigen Rahmen. Ein feines Menü steuerte Günter Steinhauer vom Waldviertler Wegscheidhof bei.

Erwin Goldfuss