Das Vulkanland Steiermark war schon immer geprägt von eruptiver Energie. Explosiv in seiner geografischen Geschichte, aber auch in sich ruhend. Ein Land, das eigenständige Köpfe mit Ecken und Kanten hervorbringt. Eine Vielfalt, die zu einer edlen Genussmischung zusammenwächst.

Vor Jahrmillionen haben Vulkane die Südoststeiermark geformt. Heute ist es wieder ruhig, die Krater sind aufgefüllt, geblieben ist das Hügelland der ehemaligen Vulkankegel. Und geblieben ist das Geschenk der vulkanischen Erde und der Rückstände des Urmeers, die diesem Terroir und seinen Weinen den Charakter verleiht. 

Eine Bühne für neun Winzerpersönlichkeiten: die Eruption Winzer mit den Weingütern Thaller, Krispel, Hutter, Frühwirth, Müller, Pfeifer, Scharl, Ulrich und Gollenz. Eruption steht für das Vulkanland, aber auch für die Dynamik der Gruppe. Qualitätsfanatiker und Querdenker: Gemeinsam suchen sie das Außergewöhnliche des Vulkanlands. Das geht nicht ohne Reibung, so entsteht aber viel Energie für die Weine. 

Eruption Brut & Eruption Rot

Gemeinschaftsprodukt ist die Eruption Brut. Traditionelle Flaschengärung und bestes Traubenmaterial von allen Winzern sind die Rahmenbedingungen der Cuvée aus Weißburgunder, Chardonnay und Pinot Noir. Die Trauben werden von Hand gelesen, schonend im Ganzen gepresst und in großen Holzfässern spontan vergoren. Mindestens 24 Monate bleiben sie auf der Hefe. Ein großes Versprechen. 

Ein weiteres Markenzeichen ist die Eruption Rot. Anders als bei der Eruption Brut bringt jeder Winzer seine eigene Eruption Rot in die Flasche: in den meisten Fällen eine Cuvée mit Zweigelt in der Hauptrolle. Manchmal sind es aber auch reinsortige Rotweine.

Start unserer Weintour ist im Süden des Vulkanlands, Eruption-Winzer-Obmann Stefan Müller hat hier sein Weingut. Markenzeichen in Klöch ist nach wie vor der Traminer. „Wir bauen ihn zeitgemäß aus. Ein eleganter, feingliedriger Wein, nicht zu wuchtig im Alkohol und gut trinkbar.“ Wichtig ist auch der Weißburgunder Klöch, spontan vergoren, gehaltvoll und elegant. Spannend ist der Riesling Ried Seindl. Erste Lage Eruption, vom Basalt geprägt, dadurch wird er würzig und tiefgründig. Ein Schmuckstück ist der prickelnde, mineralische Sauvignon Blanc Ried Seindl Erste Lage Eruption. 

Klöch bleibt die Hochburg des Traminers

Authentische Weine, die ihre Herkunft zeigen, sind auch Fritz Frühwirth wichtig, nur ein paar Minuten entfernt. Am besten, man kostet sie im gemütlichen Buschenschank. „In Klöch ist der Traminer natürlich sehr wichtig für uns.“ Der Traminer Hoch 3 und der Gelber Traminer sind die meistverkauften Sortenvertreter. Das Flaggschiff ist der feine Ried Hochwarth Gelber Traminer. Auch die Aromasorten machen gute Figur. Frisch und würzig zeigt sich der Sauvignon Blanc, die Vinothekfüllung 2019 glänzt mit Mineralik und spiegelt das Terroir wider. 

Das stilvolle, moderne Weingut von Alois Gollenz in Tieschen ist ein sehr junger Betrieb. Zeuge ist ein ehemaliger Silo, der als Raritätenkeller ausgebaut wird. Mit viel Liebe wird der Gollenz Extra Brut ausgebaut: ein klassischer Burgundersekt aus Weißburgunder, Chardonnay und 10 Prozent Pinot Noir nach der traditionellen Champagnermethode, 24 Monate Hefelagerung. Der Gollenz (Chardonnay/Weißburgunder) ist genauso wie der Grauburgunder aus der Ersten Lage Ried Klöchberg ein Signature-Wein und steht für die Leidenschaft für Burgunder. 

Grauburgunder in fünf Varianten

Viel Neues bei Stefan Krispel in Straden. Der Keller der Superlative wurde eingeweiht, die Landwirtschaft für die Ernte 2023 biozertifiziert, das gilt für Trauben und Wollschweine. Die Gebietsweine wie der Sauvignon sind klassisch und fruchtbetont. Der spontan vergorene Sauvignon Blanc Ried Hochstrandl 2019 Große Lage wird aus Reben von 1974 gewonnen. Viel Herkunft, Eleganz und feingliedrige Sorte sind typisch. Ein Alleinstellungsmerkmal sind die Grauburgunder in fünf Varianten. Perfekt zu verkosten im eigenen Restaurant Genusstheater.

In St. Anna am Aigen ist Josef Scharl zu Hause. Ein Wein ohne Ecken und Kanten ist steril, meint er, auf wohldosierte Harmonie achtet er aber auch. Seine Böden liegen nicht nur auf dem gleichen Breitengrad wie das Burgund, Josef Scharl hat sich auch bei seiner Art Sekt zu machen, inspirieren lassen. 

Am selben Breitengrad wie Burgund

Seit 1893 ist die Familie Ulrich in St. Anna ansässig, 1990 hat Rupert Ulrich auf Weinbau umgestellt, jetzt ist sein Sohn David für den Wein hauptverantwortlich. Das Sortiment ist groß, aus zehn Rebsorten entstehen 20 Weine. Ein Fokus liegt auf den Burgundern, aber ohne Grauburgunder. Die Chardonnays sind exemplarisch, vor allem der Chardonnay Ried Tamberg Erste Lage. Zweigelt fließt in die preisgekrönte Eruption. „Unsere Weine stehen für Kraft und Langlebigkeit.“

Ebenfalls in St. Anna finden wir Daniel Pfeifer. Sein Motto: „Außergewöhnliche Qualität gelingt, wenn man Dinge auch einmal sein lässt. Deshalb produziere ich unsere Weine ohne Herbizide, handverlesen, mit besonderem Fokus auf Terroir und Nachhaltigkeit.“ Die Böden sind geprägt von vulkanischem Basalt, Sandstein und Muschelkalk.

Das Ziel von Franz Hutter aus Feldbach ist es, so nachhaltig wie möglich zu arbeiten. Basis ist, die Biodiversität zu fördern, genauso wie den gesunden Boden und vitale Rebbestände. Der Sauvignon Blanc Gebietswein zeigt sich typisch steirisch: dezent grüne Aromatik, reifer Paprika, Spargel, Litschi, würzig, kein Schreier. Der Chardonnay Ortswein punktet mit Vielschichtigkeit, schöner Reife und feinzieselierter Säure. Bekannt ist Franz Hutter auch für Rotweine, mit Syrah und Merlot als starken Vertretern.

Ein ganzes Schloss als Weingut

Buschenschank, Greißlerei, Weingut, Heiraten und Feste feiern – das Weinschloss der Familie Thaller über Maierhofen vereint die Sonnenseiten des Lebens. Verantwortlich für den Wein sind Katharina Thaller und ihr Bruder Karl G. Der Anteil der Rotweine liegt bei 70 Prozent mit dem Zweigelt als Hauptsorte. „Er hat ein Riesenpotenzial“, sagt Katharina Thaller. Dazu kommen Carbernet Sauvignon, Merlot, Shiraz, Cabernet Franc. Am bekanntesten ist der Rochus. Der weiche Merlot hat den Löwenanteil, Cabernet Sauvignon und Zweigelt runden ihn ab. 

Ried Buch begründet internationalen Ruf

Walter Frauwallner in Straden schaut auf eine breite Palette mit sortentypischen Gebiets- und Ortsweinen, fruchtig und bereits vielschichtig, auch die Herkunft ist bereits gut erkennbar. Auf der nächsten Ebene stehen die Weine der Ersten STK Lage der kalkigen Ried Stradener Rosenberg. Grauburgunder und Sauvignon kommen beide aus dem Stahl. Die Ried Buch ist die Große STK Lage, die Reben schlagen ihre Wurzeln in Basalt. Weiß- und Grauburgunder, Morillon, Sauvignon Blanc und Traminer dieser Lage haben einen international guten Ruf begründet. Ganz oben auf der Qualitätsskala der trockenen Weine steht der Sauvignon Privat. Und dann kommt noch der 2017 Sauvignon Blanc TBA Essenz Ried Stradener Rosenberg. Feine Botrytis, straff, große Länge, ein prall gefüllter Korb an Früchten wie Mango, Maracuja und getrockneten Marillen. 

Straden ist auch die Heimat des Saziani-Guts. Christoph Neumeister führt das Weingut in dritter Generation. Das Laute, Auffällige ist nicht seine Sache. Er ist ein überlegter Winzer, der eine weit vorausblickende und gesamtheitliche Arbeitsweise verfolgt. Zum Familiengut gehört auch das Restaurant Saziani; unter Anna und Albert Neumeister reifte es zu einer gastronomische Legende des Vulkanlands. Nun haben Küchenchef Christoph Mandl sowie seine Frau und Sommelière Ruth mit viel Einfühlungsvermögen das Ruder übernommen.

 

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Katharina Thaller und ihr Bruder Karl setzen im Weinschloss in Großwilfersdorf auf Rotweine, aber auch die Weißweine sind im Kommen. © Weingut Thaller
Lisa und Fritz Frühwirth ist die Authentizität ihrer Weine wichtig, gerne genossen im Buschenschank. © Weingut Frühwirth
Daniel Pfeifer (mit seiner Lebensgefährtin Lisa Krispel) gewann bei der Wöschmeisterschaft 2023 in der Kategorie Klassik einen Weltmeistertitel. © Weingut Pfeifer
Die ganze Familie Ulrich arbeitet für den Wein. © Strasser
In Stefan Müllers Weingut riecht und schmeckt man die Vulkanböden der Region im Glas. © Weingut Müller
Alois Gollenz ist der Erste seiner Familie, der sich ganz auf den Weinbau konzentriert. © Weingut Gollenz
Josef Scharl und seine Familie pflegen auf ihrem Weinhof in St. Anna am Aigen Weine mit Charakter. © Weingut Scharl