Das Vulkanland im Südosten der Steiermark ist lange kein Geheimtipp mehr, steht aber noch allzu oft im Schatten bekannterer Destinationen. Dabei hat das Vulkanland eine Kombination aus Landschaft, Genuss, Wein & Erlebnis zu bieten, die ihresgleichen sucht. Ein Vinaria Kurztrip.

Genusshotel Riegersburg der Familie Gölles in moderner, stilvoller, landschaftsschonender Architektur. Das Spitzenhaus der Region und sehr gefragt. © Genusshotel Riegersburg

Da ragen natürlich die Genuss-Erlebnis- und Ausflugsziele mal heraus, etwa die Schokoladenwelt von Josef Zotter in Riegersburg, die neben einem höchst interessanten Einblick in Schokoproduktion und -entstehung bis zurück zu den Kakaobauern in Afrika einen spannenden interaktiven Schokogenuss in jedem Produktionsschritt bietet. Schoko-Großmeister Zotter und Tochter Julia begrüßen an diesem Ultra-Ausflugsziel jährlich rund 250.000 Besucher. An Samstagen wuselt es da wie in einem Ameisenhaufen. Die Vielfalt der Zotter-Produkte ist kaum fassbar, das Sortiment erneuert sich laufend.

Der Ort Riegersburg, dem die bekannte Burg seinen Namen gab, scheint überhaupt eine der Genussmetropolen der Steiermark zu sein. Hier ist auch der kreative Alois Gölles mit seiner Manufaktur zu Hause, der in den 1990er Jahren begann, seine feinen Essige anzubieten (die damals kaum wer kaufen mochte). Die feinen Obstdestillate waren da schon mehr gefragt. Heute ist daraus ein Essigimperium geworden, das kaum Konkurrenz zu haben scheint in Europa. Eine Familienmanufaktur, die dem Produkt Essig neue Dimensionen und die Welt der Gourmets geöffnet hat. Das Sortiment ist fast so umfangreich wie bei Freund Zotter und genauso innovativ, ebenso ein Besuchermagnet.

Die Hexen haben das Vulkanland neu erfunden

Gölles‘ Obstbrände zählen zu den feinsten des Landes. Gemeinsam mit den Essigen bilden sie das Herz des zweiten Top-Genuss-Ausflugsziels der Gegend und sind entsprechend voll gebucht. Nur einen größeren Steinwurf weiter hat Sohn David Gölles sein Ruotkers House of Whiskey-, Rum- und Gin direkt an der Bundesstraße etabliert; in trashiger Lagerhausatmosphäre mit cooles Verkostungen, einer globalen Flaschen-Bibliothek, aus der auch schluckweis verkauft wird. Ruotker ist im übrigen der mittelalterliche Name der auf einem schroffen, hochaufragenden Felsen thronenden Burg. Die Hexen-Landesausstellung anno 1987 war die Geburtsstunde der Genussregion, jeder Euro der üppigen Förderungen des Landes Steiermark umsichtig und nachhaltig eingesetzt; sie haben sich hundertfach rentiert.

David Gölles ist der neue Besitzer des gesamten Imperiums, Vater Alois (65) mimt den Jungpensionisten, von dem er natürlich weit entfernt ist. Zum Familienbesitz gehört auch das (4 Sterne) Genusshotel Riegersburg in – wo sonst? – Riegersburg, jenes mit der landschaftsschonenden Stufenarchitektur und viel Grün. Die Rezeption bergseits lässt Neuankömmlinge leicht staunen: „In den 2. Stock geht’s dann da die Stufen hinunter“, weist die Rezeptionistin den Weg. Der Blick aus jedem Winkel des Hauses direkt auf die Burg gerichtet, die weitläufige Terrasse eine Welt für sich.

Bemerkenswert ist die „Politik“ hinter dem Weinkeller im Genusshotel, der 8.000 Flaschen beherbergt. Alois Gölles liebt reife Weine, weshalb auch nur die Hälfte der 600 Positionen auf der Weinkarte steht. Der Rest reift noch, „Rotweine werden erst ab Jahrgang 2017 und älter angeboten“, so der Eigentümer des Genusshotels.

Leitprodukte Zotter, Gölles, Vulkano Schinken, Steirer Kren

Der edle Vulkanoschinken ist natürlich überall präsent an den besten Adressen im Vulkanland. Die luftgetrockneten Schweinshaxen sind ein weiteres Beispiel für eine höchst gelungene Wertschöpfungskette einer Region und einen absolut perfekten Markenaufbau von überregionaler Bedeutung. Vulkanoprodukte sind in allen guten Feinkostgeschäften und Supermärkten bis nach Wien erhältlich. 

Die Gegend um Riegersburg verfügt über eine Vielzahl von Wirtshäusern und wirklich guten, bodenständigen Heurigen. Das Flaggschiff davon ist wohl der Bernhart, g’standener Landwirt und Winzer, der auch den steilen Burgweingarten bewirtschaftet, wirklich schöne Weine keltert und über eine unschlagbare Terrasse verfügt.

Von den Wirtshäusern ragt das bekannte 3-Hauben-Gasthaus Haberl & Fink’s in Walkersdorf heraus, das auch über eine weithin bekannte Delikatessen-Manufaktur verfügt. Chef Hans-Peter Fink holte zuletzt Sohn Hans-Peter Junior & Schwiegertochter Nina aus dem noblen Schweizer Bad Ragatz Grand Resort zurück an den heimatlichen Herd und ins Service, um sich verstärkt der Manufaktur zu widmen, Vinaria berichtete. Der Junior lernte sein Handwerk übrigens bei Thomas Dorfer im Wachauer Landhaus Bacher, ehe er auf die Walz ging.

„Wir kennen keinen Neid, einer hilft dem anderen“

Hans-Peter Fink, der Senior, verrät auch das Erfolgsgeheimnis der Riegersburger Region: „Wir sind alle gemeinsam aufgewachsen, damals, als da noch gar nichts war, außer Bauern, Wald und Wiesen. Wir kennen uns alle, arbeiten eng zusammen, einer hilft dem anderen und vor allem: Wir kennen keinen Neid. Jeder freut sich, wenn einer erfolgreich ist!“ In der Tat: In jedem Laden, in jedem Wirtshaus, Hotel, was auch immer, findet man die Produkte von Gölles, Zotter, Haberl & Fink’s, Vulkano Schinken, Vulkanland Winzern. Einer vermittelt dem anderen, empfiehlt jedem Gast das jeweils andere Haus. Eine solide Basis für langfristigen Erfolg.

Klassiker Haberl & Fink’s, Überraschung Lilli

Eine wirkliche Überraschung ist das Wirtshaus Lilli am wunderschönen Hauptplatz des an sich als Industriegemeinde (AT&S Leiterplatten, Liapor-Beton, Cserni Möbel) bekannten Stadt Fehring, einem Zentrum der Südoststeiermark. Das Lilli ist ein Hotspot des Casual-Fine-Dining, das weithin den allerbesten Ruf hat für moderne Gastlichkeit. Viel Holz, gemütliche Stuben, halboffene Küche, wunderbarer Innenhof. Walter Triebl (Chef) und Verena Leitner (Gastgeberin) können zu Recht stolz sein auf 3 Hauben und einen Bib Gourmand im Michelin. Das Lillis ist mehr als nur einen Umweg wert.

Da trifft es sich schon gut, wenn Mister Steirer Kren persönlich den Guide für die kleine Vulkanland Tour gibt: Herbert Hörrlein hat dereinst den Steirerkren erfunden - das ungemein würzige, ungemein steirische und ungemein gesunde, scharfe Gemüse in seiner haltbaren Form, das im nahen Feldbach nach einer geheimen Rezeptur produziert wird. Natürlich kennt er im Vulkanland jeden Winkel und jeden Winzer, jeden Tipp und jede feine Adresse. 

Im Weintresor mit Stefan Müller degustierem

Der Herbert lotst uns derart auch in den Weintresor in Bad Gleichenberg, direkt im grünen Herzen der Kur- und Thermalstadt, die auch die bekannten Tourismusschulen beherbergt. Dort, in der Kaiser-Franz-Joseph-Straße, befindet sich die Delikaterie, ein weiträumiger Gastro-Hotspot mit Restaurant und Café, Bar und Confisiére und eben dem Weintresor, wo man sich Weinkellerabteile mieten und deren flüssige Pretiosen im Essbereich der alten Gewölbe (mit Zigarrenlounge) ungestört genießen kann. Der ganze Komplex und die Gruppe Delikaterie gehören offensichtlich genussaffinen Investoren aus der Gegend. Vinaria genießt neben dem Menü aus den Tresoren von Herbert Hörrlein und Eruptions-Winzerobmann Stefan Müller, dem wir einen eigenen Beitrag in diesem Newsletter widmen, gleich anschließend.

Bad Gleichenberg versprüht das Flair der alten Thermalepoche aus der K.u.K. Zeit, ist aber – nicht zuletzt durch die Schulen und den Wein – trendig aufgeladen und durchaus gehypt. Die supergrüne Stadt mit den weitläufigen Parks ist mehr als nur herausgeputzt.

Einen Besuch wert ist auch Schloss Kornberg im Besitz des Grafen & Konsuls Andreas Bardeau mit umfangreicher Gastronomie, Führungen und arriviert als Eventlocation („Heiratsschloss“). Den Grafen kann man übrigens mit seinen Freunden aus dem Tourismusverband alljährlich persönlich antreffen bei der Vinaria Messe WEIN & GENUSS Linz, immer im Februar im Design Center.

Auf der Terrasse des Genusshotel Riegersburg (v.l.): Alois Gölles, Geschäftsführer Florian Strasser, David Gölles. © Roland Graf
Schokoladekaiser Josef Zotter setzt kompromisslos auf bio (organic) & fair trade. © Zotter Schokolade
Mister Steirer Kren: Herbert Hörrlein © Lionsclub Feldbach
Spitzenwirt Hans-Peter Fink (Haberl & Fink’s) holte schon die nächste Generation ins 3-Hauben-Wirtshaus zurück. © Haberl & Fink’s
Walter Triebl und Verena Leitner vom Aufsteiger-Restaurant Lilli in Fehring, Südoststeiermark. © Lilli