Obwohl sich Großbritanniens neuer Premierminister – der dritte in sieben Wochen, nach Boris Johnson und Liz Truss – gerne leutselig gibt, auch in Pubs, gilt er als strikter Abstinenzler. Die britische Weinwirtschaft erhofft sich von Rishi Sunak dennoch Erleichterungen.

Der indischstämmige Rishi Sunak ist ein Investmentbanker wie aus dem Bilderbuch. In der Regierung Johnson machte er einen durchaus guten Job als Finanzminister, brachte diesen durch seinen Rücktritt schließlich zu Fall. In der Parteiabstimmung der Tories unterlag Sunak der bei der Basis sehr beliebten Liz Truss. Diese verspielte ihre Chance binnen 45 Tagen und wurde von den eigenen Abgeordneten mehr oder weniger gestürzt.

Das war die Chance für den zuvor unterlegenen Rishi Sunak, der ob seiner Finanzkompetenz sehr angesehen ist. In breiten Bevölkerungsschichten gilt der vielfache Millionär aber als arrogant und abgehoben, was er gar nicht ist. Während Liz Truss Steuern und Zölle auf Alkohol senken wollte, gibt sich Rishi Sunak bedeckt; aus budgetären Gründen.

Zu seiner Zeit als Finanzminister war Miles Beale, Geschäftsführer der Wine & Spirit Trade Association (WSTA), einer von Sunaks schärfsten Kritikern. Jetzt erwartet er sich vom neuen Premier durchaus Hilfe: „Der Wein- und Spirituosensektor braucht eine Phase der Stabilität in der Regierung, begleitet von einer vernünftigen und fairen Politik, die es ihm ermöglicht, sich zu erholen, zu investieren und zu wachsen.“

Vor allem fordert die Branche, die radikale Reform der Besteuerung von Alkohol nicht auf die lange Bank zu schieben. Auch andere Getränkehersteller haben eine lange Wunschliste an Premierminister Sunak. Die Whisky-Industrie etwa erwartet sich eine diplomatische Offensive zur Senkung von Importzöllen in wichtigen Exportländern.

Nik Antona wiederum, der nationale Direktor der Campaign for Real Ale (CAMRA), bat Sunak, ihn in seinem Wahlkreis in Richmond, Yorkshire, zu treffen: „Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um den Premierminister einzuladen, sich mit mir im George and Dragon Pub in seinem Wahlkreis zu treffen, um über die Anliegen der Bier- und Kneipenindustrie zu sprechen.“