Zum Thema Amerikanische Rebzikade, die die gefährliche Rebkrankheit FD überträgt, hat Vinaria mit den bekannten und bekennenden Demeter-Winzern Herbert und Gerhard Triebaumer (Weingut Ernst Triebaumer, Rust) gesprochen. Er und die Ruster Winzer wurden bereits 2016 aktiv, durchaus mit Erfolg.

Herbert Triebaumer: „Wir haben keine Schädlinge in unseren Kulturen; ich habe noch nie eine Amerikanische Rebzikade in meinen Weingärten gesehen.“ © Weingut Triebaumer

Vorweg: Herbert Triebaumer sieht in der aktuellen Situation im Vulkanland Steiermark aufgrund des erhöhten Auftretens auch als besten Weg die Spritzung abgegrenzter Befallsbereiche und besonders die Rodung Symptom tragender Stöcke. Hier müsse sofort gehandelt werden, wenn auch nur ein einziger befallener Stock entdeckt wird. Aufgelassene Anlagen seien jedenfalls vollständig zu entfernen. Rodung von befallenen Stöcken ist der entscheidende Schritt gegen eine weitere Ausbreitung der Krankheit. 

Roden ist wichtigstes Mittel gegen Zikadenbefall

Wie berichtet, liegt die Gefahr der Zikade in der Übertragung der brandgefährlichen Rebkrankheit Flavescence dorée – kurz FD – oder Goldgelbe Vergilbungskrankheit. Befallene Stöcke sind rettungslos verloren und müssen sofort gerodet werden. 

Gefordert sind nun die zuständigen Behörden, Bezirkshauptmannschaften, Agrarreferat der Landesregierung, dazu die Landwirtschaftskammer. Der steirische Weinbaupräsident Stefan Potzinger hat zum Thema eine WhatsApp Gruppe zum Infoaustausch ins Leben gerufen, der bereits rund 650 Winzer angehören.

650 steirische Winzer in WhatsApp Selbsthilfegruppe

Nach dem „Aufstand“ der Ruster Winzer erließ etwa die burgenländische Landesregierung eine Verordnung, die das ständige Monitoring der Weingärten ebenso vorschreibt wie das Roden befallener Stöcke. Bezüglich punktueller Spritzung gibt es einen Grenzwert: werden 5 oder mehr Zikaden auf 100 Blättern festgestellt, ist zwingend zu spritzen in einem Umfeld von 500 Metern.

Wie gehen Triebaumers mit einer allfälligen Spritz-Anordnung um? „Das betrifft uns nicht, wir haben keine Schädlinge in unseren Weinkulturen; ich habe noch nie eine Amerikanische Rebzikade in meinen Weingärten gesehen.“ Klappen kann das allerdings nur, wenn sich im Ort, der Lage oder Region ALLE Winzer zum insektizidfreien Rebschutz verpflichten. Wenn einer verzichtet, der Nachbar aber spritzt, funktioniert das System nicht.

„Habe noch nie eine Amerikanische Rebzikade in meinen Weingärten gesehen“

Den Grund für den immer wiederkehrenden Zikadenbefall sehen die beiden Triebaumer-Brüder jedenfalls in der Verwendung von Insektiziden (auch wenn diese als Notmaßnahme unerläßlich sein kann): „Es werden durch die Spritzungen ja alle oder zumindest viele Insekten getötet. Darunter auch die natürlichen Fressfeinde der Zikaden. Wenn diese dann wieder kommen, haben sie keine Feinde mehr und sind vielleicht gegen einige Substanzen schon resistent.“ Das dürfte auch ein Teil des Problems in der Steiermark sein.

Bei einem intakten biodynamischen Umfeld – in weitem Umkreis, nicht nur im einzelnen Weingarten – haben Schädlinge natürliche Fressfeinde; da können Invasionen nicht vorkommen – davon ist Herbert Triebaumer überzeugt. Je mehr und großflächiger diese Regelmechanismen gestört werden, desto größer werden die Probleme in Folge und damit die Abhängigkeiten- ein Teufelskreis. 

 

Das Weingut Ernst Triebaumer hat 2011 anlassbezogen eine „Petition für eine lebensbejahende Weinproduktion gegen Zwangsspritzung“ ins Leben gerufen und in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Burgenland eine konstruktive Verordnung für den Umgang mit punktuellen Befallsflächen erarbeitet. Die Triebaumers leben in der Familie und im Weinbau ihre „enkeltaugliche Landwirtschaft“, zu der sie sich verpflichtet haben. Über Biologie und Biodynamie fand man zur Demeter-Bewirtschaftung. Das Weingut Ernst Triebaumer ist von Vinaria seit Jahrzehnten mit der höchstmöglichen Betriebsbewertung von 5 Kronen ausgezeichnet.

Sämtliche Ruster Weinbauern verzichten schon seit rund 20 Jahren auf Insektizide und haben laut Triebaumer „seitdem keine Probleme mit tierischen Schädlingen mehr“. Und weiter: „Unsere mit verschiedenen Biotoptypen durchzogene Landschaft ist besetzt mit unspezifischen Fressfeinden und Nahrungskonkurrenten, das beweisen die niedrigen Fangzahlen der Amerikanischen Rebzikade in den letzten Jahren.“

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