Ein US-amerikanischer Unternehmer und Entrepreneur kaufte in einem überraschenden Deal eines der größten, klassifizierten Weingüter in Bordeaux: Château Lascombes verfügt über rund 100 Hektar in Margaux. Der Kaufpreis dürfte einige hundert Millionen Euro betragen.

Château Lascombes ist eines der größten Weingüter im Bordelais und auch eines der größten, klassifizierten Weingüter der Region. Es zählt zu den 15 als Second Crus nach der Klassifizierung von 1855 eingestuften Châteaus. Lascombes verfügt über 117 Hektar Gesamtfläche, wovon rund 84 Hektar mit Merlot, Cabernet Sauvignon und etwas Petit Verdot bestockt sind. Jährlich werden etwa 250.000 Flaschen des Grund Vins produziert, weitere 70.000 Flaschen des Zweitweins Chevalier de Lascombes. Zehn Hektar Reben besitzt das Château zudem in der Appellation Haut-Medoc.

Der bekannte französische Önologe Michel Rolland ist als Berater an Bord. Die genaue Kaufsumme ist nicht bekannt, dürfte aber einige hundert Millionen Euro betragen, wie das französische Nachrichtenportal lefigaro.fr spekulierte. Als Basis der Schätzung dienen Kennzahlen der französischen Nationalagentur für Landwirtschaft, Safer, die den Wert eines Hektars klassifizierten Rebbestandes in Margaux mit gut 1,5 Millionen Euro veranschlagt.

Dazu kommen ausgedehnte Liegenschaften, die wertvolle Marke, ein Weinlager im Wert von rund 50 Millionen Euro und vor allem auch Goodwill – also der Mehrwert, den ein Käufer für so ein Paket auf den Tisch zu legen bereit ist. Der Käufer bestand darauf, derzeit noch anonym zu bleiben. Er hat, soweit bekannt, intensive Verbindungen zum Weingeschäft und besitzt drei Weingüter in Kalifornien.

Château Lascombes wechselte in der Vergangenheit mehrfach den Besitzer, steigerte dabei stets seinen Wert enorm. In den 1970 Jahren verkauften die früheren Eigentümer, eine Gruppe von US-Geschäftsleuten rund um den französischen Weinautor Alexis Lichine, Lascombes um rund 70 Millionen Euro an die britische Brauereigruppe Bass Charrington. 2001 übernahm der US-Investitionsfons Colony Capital das Château, investierte und verkaufte es zehn Jahre später (2011) um 200 Millionen Euro weiter. Käufer war damals MACSF, eine Krankenversicherung beziehungsweise deren Anlageabteilung. Der Verkauf nun hat wiederum MACSF einen satten Gewinn beschert.

© Château Lascombes