Eine Analyse der Weingarten-Transaktionen der vergangenen Jahre ergab enorme Preissteigerungen bei den besten Lagen und Rieden. Lagen-Klassifizierungen, derzeit heiß diskutiert, würden Hype und Spekulation vor allem in den prominentesten Weinbaugebieten befeuern.

Die Plattform willhaben.at und die Grundbuchexperten der Immounited haben 3.000 Transaktionen rund um Weingärten in den besten Lagen unter die Lupe genommen. Beobachtungszeitraum: 2015 bis 2020. Die Details dazu lesen Sie im voranstehenden Beitrag.

Bei den Top 10 der teuersten verkauften Grundstücke sticht vor allem der südsteirische Bezirk Leibnitz ins Auge. Dabei handelt es sich um jenen Bezirk, der das Weinbaugebiet Südsteiermark umfasst. Dieses wird seit einigen Jahren enorm gehypt, nachdem auch Immobilieninvestoren und -spekulanten ihr Herz für die Region entdeckt hatten. Explodiert sind dabei die Grundstückspreise. Obwohl die Südsteiermark die Top 10 der umsatzstärksten Deals klar dominiert, kommt diese bei den größten Flächen gar nicht vor. Ergo sind dort die Quadratmeterpreise am höchsten, die Weingartenflächen also relativ gesehen am teuersten.

Kleine Flächen + hohe Preise = noble Gegend

Ebenfalls bemerkenswert: das mit Abstand größte Weinbauland Niederösterreich kommt in den Rankings nur bei den Flächen vor und da in weniger prominenten Weinbaugemeinden, vor allem im Weinviertel. Die Nobelgegenden des Weinbaus an der Donau fehlen komplett, abgesehen von einer Transaktion in Langenlois (Kamptal), mit 420.000 Euro in der Kaufpreis-Hitparade. Dass der Quadratmeterpreis auch in dem Fall hoch war, darf angenommen werden. In der Wachau zum Beispiel, sicher einer der teuersten Weinbauregionen, kommen keine größeren Flächen auf den Markt, auch wenn die Quadratmeterpreise sehr hoch sind. Daher fanden Transaktionen in dem Gebiet keinen Eingang in die Toplisten der Deals.

Dass natürlich beste Weinberglagen auch die höchsten Quadratmeterpreise erzielen, liegt auf der Hand. Zusätzlich befeuert werden die Grundstückspreise, wenn einzelne Rieden oder ganze Lagen klassifiziert werden, also in Erste oder Große Lagen aufgewertet werden. Diese Diskussion hält seit geraumer Zeit die österreichische Weinbaupolitik am kochen. Einzelne Vereine, etwa Österreichische Traditionsweingüter (ÖTW), Steirische Klassik- und Terroirweingüter (STK) und die Eruptionswinzer im Vulkanland, sind mit eigenen Lagenklassifizierungen vorgeprescht. Diese sind gesetzlich naturgemäß unverbindlich, vom Image her aber wertvoll. Entsprechend verteuern sich die Preise für derart aufgewertete Lagen.

Hype und Spekulation gefährdet Familienbetriebe

Den negativen Nebeneffekt durch Spekulation oder Immobilienhype bekommt etwa die Südsteiermark geballt zu spüren. Für einheimische, kleinere Winzer werden die wenigen guten Flächen, die zum Verkauf stehen, nahezu unerschwinglich. Große oder besonders exponierte (big names) Betriebe und Branchenfremde oder reine Finanzinvestoren kaufen, was sie bekommen können. Diesen Effekt kennt man auch in der Wachau, dem Kamptal und dem Kremstal, in Ansätzen auch in Carnuntum.

Wie auch immer die Diskussion um die Lagenklassifizierung entschieden wird: kommt es zu gesetzlich verankerten Ersten Lagen – und in weiterer Folge Großen Lagen – werden die Preise dieser Filetstücke stark steigen. Mitunter auch zur Freude der Finanzämter.