Am 22. Februar 1922 beschloss der NÖ Landtag, als erster in ganz Österreich, die Errichtung der „Niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer mit Bezirksbauernkammern“ als zentrale Berufsvertretung der Land- und Forstwirtschaft. Vor wenigen Tagen wurde gefeiert.

Kammerdirektor Franz Raab, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner, LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager, LH Johanna Mikl-Leitner, LH-Stv. Stephan Pernkopf und LK NÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr © LK NÖ/Georg Pomaßl

Die Landwirtschaftskammer NÖ beging ihren 100er mit Partnern und Wegbegleitern im Auditorium in Grafenegg. Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager – zugleich auch Bundes-Weinbaupräsident - betont: „Die Themen und Herausforderungen für die bäuerlichen Betriebe haben sich laufend verändert. Die Kernaufgabe der Kammer erfüllt jedoch ihren ursprünglichen Auftrag – und das ist ganz klar, die Bäuerinnen und Bauern zu unterstützen und ihren Anliegen und Werten eine starke Stimme zu geben. Damals wie heute und auch in Zukunft. Gerade Niederösterreich war in der Geschichte immer Taktgeber, basierend auf einer traditionellen, bäuerlichen Kultur – stets mit offenem Blick in die Zukunft. Das leitet uns auch heute an.“

100 Jahre Landwirtschaftskammer NÖ sind ein guter Anlass, um den Blick in Richtung Zukunft zu richten. „Gerade in der Landwirtschaft sind die Entscheidungen, die wir heute treffen, jene, die in ihrer Auswirkung den Erfolg oder Misserfolg von morgen begründen. Die Verantwortung für die nächsten Generationen ist für uns Bäuerinnen und Bauern ein Selbstverständnis. Daraus hat sich auch unser nachhaltiges Denken und Wirtschaften entwickelt“, so Schmuckenschlager.

Eigenversorgung sichern, Tierwohl, Klimawandel

Aktuell Herausforderungen sind die Sicherung der Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln, besonders dringlich nicht nur durch Ukraine-Krieg und Klimawandel. Weiters das Tierwohl und die Ansprüche der Konsumenten in dieser Hinsicht sowie Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Das unterstrich beim Event 100 Jahre Landwirtschaftskammer NÖ auch der neue Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: „Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die Corona-Krise haben das Thema Versorgungssicherheit in den Fokus gerückt. Derzeit ist die Lebensmittelversorgung in Österreich gesichert, dafür sorgen unsere Bauern.“

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sieht die Bauern im größten heimischen Agrarland darüber hinaus auch „als Energieproduzenten, Landschaftserhalter, Arbeitgeber, Bewahrer und Innovatoren.“ Der LN NÖ gratulierten zum Jubiläum auch die Spitzen der anderen Kammern, die Präsidenten Wolfgang Ecker (Wirtschaftskammer) und Markus Wieser (Arbeiterkammer).

Eventtipps zu 100 Jahre Landwirtschaftskammer NÖ

Alle Interessierten lädt die Landwirtschaftskammer NÖ am 25. und 26. Juni 2022 zu den landesweiten Bezirksfesten anlässlich 100 Jahre Land NÖ ein. In einem eigenen Landwirtschaftscorner werden 100 Jahre Landwirtschaft erlebbar gemacht. Ebenso am 3. September 2022 beim Landhausfest in St. Pölten.

 

Geschichte der Landwirtschaftskammer NÖ

Mit dem Zerfall der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg waren die großen Kornkammern, wie Ungarn, Polen und Westrumänien, weggebrochen. Großes Ziel war die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Diese Herausforderung konnte nur durch eine effizientere landwirtschaftliche Produktion im eigenen Land gemeistert werden. Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland verlor 1938 das Prinzip der gesetzlichen Interessenvertretung seine Gültigkeit. Erst 1945 erhielten die österreichischen Rechtsvorschriften wieder ihre Wirkung. Damit gab es auch wieder eine Landwirtschaftskammer und erneut die dringliche Aufgabe, die hungernde Bevölkerung zu ernähren. Der Wiederaufbau der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg war schwierig. Es mangelte praktisch an allem. Bauernhöfe waren zerstört, der Viehbestand dezimiert.

Es fehlte an den notwendigsten Betriebsmitteln. Bezirksbauernkammern mussten erst wieder funktionsfähig gemacht werden. Hamsterkäufe und Schwarzhandel verursachten irreguläre Marktzustände. Die Landwirtschaftskammer strebte eine Harmonisierung von Produktion und Bedarf an. Dabei halfen die 1950 eingeführten Marktordnungsgesetze, die erstmals Maßnahmen zur Preisregulierung vorsahen. Große Veränderungen brachte der EU-Beitritt 1995. Die nationalen Marktregelungen wurden von der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik abgelöst. Heute zählen unter anderem auch die Anpassung an den Klimawandel und der Dialog mit den Konsumenten zu den primären Aufgaben der Bauernvertretung.

LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Kammerdirektor Franz Raab. © LK NÖ/Philipp Monihart