Die italienische Polizei hat laut einem Bericht der Tageszeitung „Repubblica“ bei einer Drogenrazzia in Kalabrien (Süditalien) tiefgekühlte Siebenschläfer gefunden und drei Personen festgenommen. Die Tiere gelten als Delikatesse der ’Ndrangheta-Mafia.

Wie die Zeitung berichtete, fanden Ermittler bei der Razzia in Delianuova mehr als 200 gefrorene Tiere, die für Verkauf und Verzehr verpackt waren. Außerdem stießen die Fahnder auf mehrere dieser Nagetiere in Käfigen. Die Siebenschläfer stehen in den meisten Ländern unter strengem Schutz, auch in Italien, werden dort aber in großer Zahl von Wilderern gefangen.

Der Tierschutzorganisation LIPU zufolge serviert die ’Ndrangheta die unter Artenschutz stehenden Tiere bei Versöhnungs-Banketten, um Frieden zwischen sich bekriegenden Familien zu schaffen. Die ’Ndrangheta ist mittlerweile die mächtigste Mafia-Gruppe Italiens und auf der ganzen Welt aktiv. Wilderei ist in den Bergen in Kalabrien weit verbreitet. Laut LIPU stellen Jäger Tausende von Fallen in den Wäldern auf und verkaufen illegal gefangene Siebenschläfer.

Delikatesse auch in Slowenien und Kroatien

Siebenschläfer sind auch in Slowenien und Kroatien eine beliebte Delikatesse, sind dort nicht geschützt und dürfen im Herbst gefangen werden. Die Jagd auf Siebenschläfer ist am Balkan eine Art Volkssport, es werden auch Volksfeste zum Verzehr der Beute gefeiert. Siebenschläfer werden gekocht, gebraten oder auch gebacken, besonders beliebt sind Ragout und Gulasch von den possierlichen Tierchen. Da sie nur wenige Fleisch ansetzen, benötigt man für eine Hauptspeise aus Siebenschläfern im Schnitt sechs Tiere.

In der Küche Altösterreichs kamen die Siebenschläfer – früher ein Arme-Leute-Essen – ebenfalls vor, erst als billiger Eintopf, später als regelrechte Spezialität. Siebenschläfer-Rezepte finden sich auch in historischen Kochbüchern. In der Saison reisen zudem viele Österreicher, vor allem aus dern grenznahen Regionen, zum Siebenschläferessen nach Slowenien.

Der leider längst verstorbene führende und bis heute unerreichte österreichische Restaurantkritiker Christoph Wagner widmete dem Siebenschläfer sogar den Titel eines seiner Kriminalromane, die er zur Abwechslung von seinen serienweisen Gastrokritiken gerne schrieb: „Gefüllte Siebenschläfer“ ist 2007 erschienen. Wie gesagt: ein Krimi, kein Kochbuch.

Wetterfans haben ebenfalls einen Bezug zum Thema: der 27. Juni ist im Bauernkalender Siebenschläfertag. Da entscheidet sich, einer alten Bauernregel zufolge, wie der Sommer wird, auch wenn der Siebenschläfertag gar nicht nach dem Tier benannt ist.

Auf einen Weintipp zu den genannten Gerichten verzichtet Vinaria gerne!