Eine der einst feinsten Wiener Adressen für Fine Dining und das Wein-Kompetenzzentrum im Untergeschoss beim Meinl am Graben sind Geschichte. Das Restaurant im 1. Stock mit dem atemberaubenden Blick auf den Graben und die Weinbar werden nicht mehr öffnen.

Wien hebt den Gastro-Lockdown wie ganz Österreich zum 19. Mai 2021 auf, dann dürfen Wirte, Restaurants und Hotels wieder öffnen. Das Restaurant im Meinl am Graben im Herzen der Wiener Innenstadt und die Weinbar im Untergeschoss mit Eingang um die Ecke (Naglergasse) bleiben nach dem Lockdwon dauerhaft geschlossen. Damit geht eine vinophil-kulinarische Ära zu Ende.

Das Restaurant Meinl am Graben war bis zum Lockdown eine Institution, nicht nur wegen des atemberaubenden Blicks von den Logen auf den Wiener Graben. Vor gut 20 Jahren begann hier die Ära des genialen Kochs Christian Petz, der „dem Meinl“ Michelin-Stern und 4 Hauben erkochte. Sein Schützling und Nachfolger Joachim Gradwohl setzte diese einzigartige Karriere fort, verteidigte alle Auszeichnungen. Legendär war die für ein Lokal dieser Qualität einzigartig kleine Küche, die allerdings auch für viel Arbeitsleid an der Spitze sorgte.

Christian Petz, Joachim Gradwohl, Hermann Botolen

Hermann Botolen avancierte neben den Küchenchefs zum Gastgeber und Serviceleiter, Head-Sommelier und wandelnder Weinkarte. Die Genuss-Symbiose zwischen einer der damals besten Küchen Mitteleuropas und einzigartiger Weinkompetenz stellte zeitweilig alles andere in Wien in den Schatten. Der Rechenstift und die Abgänge der Proponenten in Küche und Service setzten der Ära ein Ende. Fortan war das Restaurant ein gutes, auch be-haubtes, fand seinen Platz aber im unteren Mittelbau der Wiener Kulinarik-Pyramide.

Bis zuletzt eine Anlaufstelle für Weinfreaks blieb die Meinl Weinbar mit direktem Zugang vom Feinkostgeschäft und auch von außen, von der Naglergasse beim Graben ums Eck. Hier wurden hunderte Weinpositionen, teils in erfreulicher Jahrgangstiefe, vieles auch in Großflaschen angeboten. Zwar war der Glanz von einst auch schon verblasst, aber die Institution blieb bestehen.

Feinkostgeschäft schließt am 2. Juni bis Anfang Oktober

Das Feinkostgeschäft Meinl am Graben erlebt im heurigen Sommer einen Komplettumbau. Der 2. Juni 2021 wird der letzte Verkaufstag sein. Während der Pandemie war der Lebensmittelhandel stets geöffnet. Anfang Oktober 2021 soll neu eröffnet werden, sieben Millionen Euro werden dann investiert sein. Zwischenzeitlich wird es einen Pop-Up-Shop in der Maysedergasse 2 in der Nähe von Albertina und Wiener Staatsoper geben, dazu da Zustellservice.

Nach der Neueröffnung soll sich der Gourmettempel gänzlich neu präsentien, inhaltlich und optisch, wobei am breiten Sortiment von bis zu 18.000 Artikeln nicht gerüttelt wird. Mehr Fisch- und Fleischangebot in größeren Bereichen, Verkleinerung der jetzt sehr ausladenden Flächen bei Obst und Gemüse, bei gleichbleibendem Angebot. Das Tiefkühlsortiment wird generell zugunsten der Frischware verkleinert.

Das Meinl-Café beim Eingang bliebt bestehen, ebenso der große Schanigarten am Graben. Durch den Wegfall der Gastronie reduziert sich die Gesamtfläche von 1.700 auf 1.200 Quadratmeter, die Mitarbeiterzahl sinkt um 30 auf 170.