Die berühmteste Schokolade aus der norditalienischen Metropole Turin - Gianduiotto - könnte schon bald zu einem echten Luxusgut werden. Wegen einer beispiellosen Krise, die die Haselnuss-Lieferkette erschüttert und die Produktion der berühmten Gianduiotti stark beeinträchtigt.

Missernten und Schädlingsbefall in den großen Haselnussplantagen Europas und der Welt sind der Grund für die Krise, die nur Monate nach dem vorläufigen Ende der Kakao-Krise infolge explodierender Preise ausbricht. Gerade die bekannten italienischen Süßwarenproduzenten sind die größten Haselnussaufkäufer weltweit und bangen nun um ihrer Existenz.

Ferrero Konzern verschlingt komplette Ernten

Alles begann, nachdem der riesige Ferrero-Konzern mit Sitz im Piemont (Italien) angesichts eines weiteren Anstiegs der Haselnusspreise die Käufe aus der Türkei zu blockieren begann. Aus dem Piemont selbst kommen nämlich schon lange nur noch die Haselnüsse für die edlesten und teuersten Süßwaren (etwa Ferrero Rocher), weil die Nüsse eben viel mehr kosten als Importware.

Vor allem die Türkei ist seit langem dem weltgrößte Haselnussproduzent mit ausgedehnten Plantagen an der Schwarzmeerküste. Aus der Türkei deckt etwa Ferrero den Großteil seines weltweiten Haselnussbedarfs und kauft ganz generell in regulären Jahren 60 Prozent der Welternte an Haselnüssen auf. Durch die schwachen Ernten der jüngsten Jahre hat Ferrero nun etwa alle türkischen Haselnüsse aufgekauft und lässt anderen Süßwarenproduzenten nichts mehr übrig.

Gianduiotto im Belagerungszustand

Für die Turiner Schokoladenhandwerker, die Gianduiotto herstellen, ist die Situation dramatisch. Die Schokolade der Savoyerstadt wird zum Nischenprodukt, die Preise liegen zwischen 20 und 60 Euro pro Kilo. Eine Explosion die ironischerweise genau zu dem Zeitpunkt erfolgt, an dem das Gianduiotto-Komitee kurz davor steht, die Anerkennung als g.g.A. zu erhalten, also als Produkt mit geschütztem Ursprung. Im Handel werden die Preise um bis zu 100 Prozent steigen.

Im Piemont selbst steht die Haselnussproduktion überhaupt an der Kippe, nachdem die damit bewirtschaftete Fläche auf rund 20.000 Hektar gestiegen war. Der starke Schädlingsbefall, nicht zuletzt durch den Klimawandel und die mühsame Arbeit bei hohen Kosten ließ bereits zahlreich Nussbauern ihre Stauden roden und Weinreben pflanzen. 

Quelle: Gambero Rosso