Bei der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar (Qatar) wird trotz des Alkoholverbots in den Stadien weiterhin Wein und Champagner in den VIP- und Business-Lounges serviert. Zu horrenden Preisen von 22.000 Euro aufwärts pro Person.

Ein Mosaikstein mehr im Korruptions- und Lügensumpf des internationalen Fussballverbandes Fifa. Dieser kommt aus den negativen Schlagzeilen rund um die WM in Katar nicht heraus. Nachdem das kurzfristige Ausschankverbot für alle alkoholischen Getränke für helle Empörung sorgte, konterkariert sich die Fifa mit den VIP-Sonderwürsten wieder einmal selbst.

Ursprünglich sollte bei der WM Alkohol nur in den eigens eingerichteten Fanzonen und nur nach den Matches ausgeschenkt werden; vor allem Bier des Hauptsponsors Budweiser. An sich ist im muslimischen Katar der öffentliche Ausschank und Konsum von Alkohol untersagt. Die Regelung für die Fanzonen wurde bereits vor Jahren getroffen, von der Fifa aber zwei Tage vor Anpfiff der WM widerrufen. Der US-Bierkonzern Budweiser beklagt einen Marketingschaden von rund 100 Millionen Euro, wird die Fifa klagen.

Fifa & friends völlern & tschechern in den VIP-Lounges

Aktuell findet sich auf Website der Fifa aber nach wie vor das Angebot der inzwischen ausgebuchten „Match Private Suites“ für die einzelnen Spiele. Sie enthalten separate Lounges mit bester Sicht aufs Spielfeld, Parkplätzen im Stadion-Parkhaus, ein Fünf-Gänge-Menü sowie „Soft Drinks, mehrere Biersorten, Champagner, vom Sommelier ausgewählte Weine sowie Premium-Spirituosen“, wie es im Angebot der Fifa heißt. Der Preis pro Spiel beträgt, je nach Wahl der Extras, mindestens 22.450 US-Dollar (22.000 Euro).

WM der Skandale

Die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 im arabischen Emirat Katar, das auf den größten Erdgasvorräten der Welt sitzt und auch ordentlich viel Öl fördert, wird als WM der Negativrekorde in die Sportgeschichte eingehen. Dafür können die Kataris allerdings wenig. Die Hauptschuld trägt der Weltfussballverband Fifa. Nur wegen der Gewinnmaximierung – die am Ende wieder allen nationalen Fussballverbänden zugute kommt – werden die WM-Turniere immer wieder an für diesen Sport „exotische“ Destinationen vergeben: Russland 2018, Katar 2022, USA 2026.

Früher waren die WM-Turniere Domänen jener Länder, in denen Fussball die populärste Sportart ist, im wesentlichen Europa und Südamerika. Zahlreiche Kritiker der Katar-WM, die aus weltverbessernden oder Gutmenschen-Zirkeln stammen, haben die globale Streuung dieser Prestigeveranstaltungen gefordert. Heute kritisieren dieselben Zirkel Katar. Als ob man nicht wüßte, das in Arabien und weiten Teile der Welt nicht jene Sozial- und Sicherheitsstandards für Arbeitnehmer herrschen wie in EU-Europa. So als ob man nicht wüsste, dass Emirate feudal geführte Länder sind oder zum Beispiel in Russland Demokratie anders gelebt wird als in der EU. Diese Dinge hinterher zu beklagen ist heuchlerisch und substanzlos. Immerhin wurde die WM bereits 2010 an Katar vergeben.

Die Fifa aber befindet sich mit der Gewinnjagd, die eben auch die Anbiederung an die jeweiligen politischen Systeme einschließt, in bester Gesellschaft. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) agiert nicht anders – Stichworte: Peking, Sotchi, Rio de Janeiro.