Die Rebkrankheit Flavescence dorée (Goldgelbe Vergilbung) breitet sich – wie in der Vorwoche berichtet - in ganz Ungarn nun unerwartet massiv aus. Nach Ansicht von Experten droht eine Epidemie mit womöglich dramatischen Folgen, zumal das Ausmaß des Befalls überrascht.

Vor allem in den westungarischen Anbaugebieten Zala und Sopron mussten bereits großflächig Weinberge gerodet werden. Sicher ist, dass in 21 von 22 Weinbaugebieten erkrankte Reben gefunden wurden – auch in der bekannten Region Tokaj im Nordosten des Landes.

In allen Gebieten beteiligten sich rund 1.600 Personen – darunter Behördenvertreter, Winzer und Weinbauern – an einer einwöchigen Kontrollaktion. In 200 Gruppen wurden etwa 3.400 Hektar Rebfläche in 176 Gemeinden überprüft. Kritisch bleibe jedoch, dass bislang nur etwa sieben Prozent der gesamten Rebfläche untersucht wurden – hauptsächlich jene Gebiete, die bereits als besonders infektionsgefährdet galten.

 Ausbreitung nach Serbien, in die Slowakei und Rumänien

Bereits ab 2023 traten im westlichen Ungarn massenhaft Erkrankungen auf. In der Folge mussten schon 2024 viele Weinberge gerodet werden. Experten gehen davon aus, dass sich die Infektion weiter über die Grenzen nach Serbien, in die Slowakei und Rumänien ausweiten wird, wenn nicht flächendeckende Kontrollen stattfinden und kranke Reben sofort entfernt und vernichtet werden. 

 Im Frühherbst 2025 haben die ungarischen Behörden konkrete Strategien beschlossen – aber erst, nachdem die Winzer gemeinsam staatliche Interventionen gefordert hatten (Anmerkung: ähnlich wie zuletzt in der Steiermark). Dabei ist die Flavescence dorée bereits seit mindestens zwölf Jahren im Land. Schon 2013 bemerkten Winzer befallene Reben und informierten die zuständigen Behörden, doch die Gefahr wurde unterschätzt.

 In der Region um den Plattensee sowie in den stärker mit Reben bepflanzten Gebieten Nord- und Südtransdanubiens ist bereits eine Insektizidbehandlung aus der Luft durchgeführt worden. Da die Amerikanische Rebzikade keine natürlichen Gegenspieler hat, sind Insektizide die einzige Chance, den Schädling einzudämmen. Doch dies stellt auchin Ungarn die Bio-Winzer vor ein Dilemma. Grundsätzliche Herausforderungen seien vor allem unbewirtschaftete Flächen in den kleinteiligen Gebieten wie Zala, Sopron, Badacsony und Somló. Zudem gebe es dort viele Hobbygärtner und Ferienhausbesitzer mit kleinen Weinbergen, die der Eindämmung der Krankheit im Weg stünden – völlig analog zur Situation in der Steiermark.

Quelle: wein.plus.de