Der spanische Archipel im Atlantik war eine der wenigen Weinregionen weltweit, die als verschont von der verheerenden Plage der Reblaus galten. Der jüngste Fund gefährdet nun die jahrhundertealten, unveredelten Weinberge der Inseln und das lokale Weinbauerbe. Höchste Alarmstufe!

Karge Weinberg Las Arenas, in Santiago del Teide, Teneriffa. Hier wurde ein Reblausbefall entdeckt. Der Fund gefährdet die jahrhundertealten, unveredelten Weinberge der Kanarischen Inseln. © Envinate

Erstmals wurde auf den Kanarischen Inseln die Reblaus nachgewiesen. An zwei Standorten auf Teneriffa wurden Fälle bestätigt. Der Befund löste in der Weinbaugemeinde des Archipels Schockwellen aus. Die Produzenten fürchten um ihr einzigartiges Erbe an wurzelechten alten Rebstöcken.

Nach einem Notfallplan zur Isolierung der betroffenen Standorte soll eine weitere Ausbreitung verhindert und die Winzer zu einer genauen Überwachung ihrer Weinberge zu gedrängt. Bislang galten die Kanarischen Inseln als eine der wenigen Weinbauregionen weltweit, die von diesem Schädling verschont geblieben waren. Das Insekt ernährt sich von Weinrebenwurzeln und -blättern und verursacht tödliche Schäden an Vitis vinifera -Pflanzen. Gegen die Reblaus gibt es derzeit weder Heilmittel noch chemische Bekämpfungsmaßnahmen.

Kein Mittel hilft gegen die Reblaus

Die einzige mögliche Reaktion ist das Pfropfen von Vitis-vinifera -Pflanzen auf amerikanische Wurzelstöcke – die Reblaus ist im Osten Nordamerikas heimisch, und amerikanische Rebsorten haben natürliche Abwehrmechanismen gegen den Schädling entwickelt. Diese Praxis ist in den meisten Weinbauländern mittlerweile vorgeschrieben. Die meisten Rebstöcke auf den Kanarischen Inseln werden auf ihren eigenen Wurzeln gepflanzt, was sie besonders anfällig macht.

Die Winzer gehen davon aus, dass der Ausbruch begann, als ein Anwohner infizierte Rebstöcke in seinem Garten pflanzte. Von dort aus soll sich der Schädling auf einen verlassenen Weinberg im Valle de Guerra ausgebreitet haben, wo sein Vorkommen bestätigt wurde. Ein zweiter Verdachtsfall wurde in La Matanza de Acentejo, ebenfalls im Norden Teneriffas, gemeldet.

Infizierter Rebstock in privatem Garten

Da auf der ganzen Insel viele Weinberge aufgegeben wurden, besteht die Sorge, dass sich die Reblaus ohne schnelle Maßnahmen rasch ausbreiten könnte. „Wir sind alle sehr besorgt und hoffen, dass es sich nur um einen Einzelfall handelt, der eingedämmt werden kann“, sagte Agustín García Farráis von Bodegas Tajinaste. „Fast alle unsere Anpflanzungen erfolgen durch Massenselektion, und wir haben eine lange Tradition, Rebstöcke von unseren Nachbarn zu übernehmen. Andernfalls könnten wir einen großen Teil unseres wurzelechten Weinbauerbes verlieren.“

Lese läuft auf den Kanaren, Risiko extrem

Der Verband der Winzer und Weinhersteller der Kanarischen Inseln (AVIBO) hat bereits eine Notfallwarnung an die Produzenten auf den Inseln herausgegeben und sie aufgefordert, Verdachtsfälle sofort zu melden und eine mögliche Ansteckung zu vermeiden, indem sie Kleidung, Stiefel und Werkzeuge desinfizieren und keine Blätter aus den Weinbergen in die Erntebehälter nehmen. Die Ernte hat auf den Inseln bereits begonnen – dies markiert den Beginn der aktivsten – und risikoreichsten – Zeit des Jahres.

Die Weinproduzenten wollen die Regionalregierung zu strengeren Vorschriften und Kontrollen drängen, um das 500 Jahre alte Weinerbe des Archipels zu schützen – bevor es zu spät ist.

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