Es ist Zufall, dass die legendäre Slow Food-Messe „Terra Madre Salone del Gusto“ in Turin fast zeitgleich mit dem Treffen der G7-Regierungssspitzen zum Thema Landwirtschaft auf Sizilien stattfindet. Kein Zufall ist der 10-Punkte-Forderungskatalog von Slow Food an die mächtigsten Staatschefs der westlichen Welt.

Slow Food ist die Speerspitze, wenn es um nachhaltige, ökologische und faire Landwirtschaft geht, sieht sich als Sprachrohr kleiner, regionaler Produzenten. Die Organisation wurde 1986 in Rom gegründet, hat seinen Sitz im Piemont (Italien). Die internationale Slow-Food-Veranstaltung Terra Madre Salone del Gusto, die Slow Foodies und Lebensmittelerzeuger aus aller Welt in Turin versammelt, findet 2024 vom 26. bis 30. September statt, wie zuletzt im Parco Dora.

Parallel dazu ist der G7-Landwirtschaftsgipfel angesetzt von 21. bis 29. September 2024 auf der Insel Ortigia vor der Stadt Syrakus im Südosten Siziliens, südlich von Catania. In der alten Römerstadt – voll von antiken Bauten und Ausgrabungen – treffen sich die Spitzen der Politik zum Thema Agrarmarktpolitik. Syrakus ist seit 2005 Unesco Weltkulturerbe und auch bekannt als europäische Hauptstadt der Qualitätszitrone.

Zu den G7 gehören die stärksten Wirtschaftsmächte der westlichen Welt: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, USA sowie assoziiert die Europäische Union. Bei der Tagung sollen Weichen gestellt werden für die Agrarpolitik – auch für den Weinbau – der kommenden Jahre. Slow Food wendet sich nun mit einem 10-Punkte-Forderungskatalog an die mächtigen Staaten und ihre Spitzenvertreter. Vinaria hat den Katalog.

Der Slow Food 10 Punkte-Katalog an die G7-Staaten

  1. Slow Food fordert die Regierungen auf, sich zur Unterstützung von Unternehmen zu verpflichten, die nach agroökologischen Praktiken produzieren, Böden und Artenvielfalt erhalten und regenerieren und Wasserressourcen schonen.
     
  2. Unterstützung für Betriebe, die unter Respektierung der Natur artgerecht Tiere züchten und/oder empfindliche Ökosysteme schützen und so die biologische Vielfalt und Fruchtbarkeit der Böden erhalten.
     
  3. Ernährungserziehung an Schulen aller Stufen verpflichtend einführen und einen Gemeinschafts-Verpflegungsdienst fördern, der auf frischen, lokalen und hochwertigen Produkten basiert und Lebensmittelverschwendung bekämpft.
     
  4. Verbindliche Richtlinien umsetzen, die die Dynamik der Lebensmittelkette neu gestalten, den Verbrauchern transparente und vollständige Informationen garantieren, Mindest-Nachhaltigkeitskriterien für öffentliche Lebensmitteleinkäufe festlegen sowie Direktverkäufe (Ab Hof) und Erzeugermärkte unterstützen.
     
  5. Nötige Maßnahmen umsetzen, um einen fairen Preis für Landwirte zu gewährleisten, die Lebensmittel produzieren und dabei den Boden und die Gesundheit der Verbraucher respektieren.
     
  6. Verbrauchern Transparenz und Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette garantieren. Slow Food befürwortet wissenschaftliche Forschung und technische Innovation, verlangt jedoch, dass diese hauptsächlich öffentlich zugänglich und auf das Gemeinwohl ausgerichtet sind.
     
  7. Wirtschafts- und Handelspolitik fördern, die die Ernährungs-Souveränität aller Völker garantiert und den Export der negativen Effekte des westlichen Nahrungsmittelsystems in die südliche Hemisphäre vermeidet, etwa die Abholzung von Wäldern zur Produktion von Futtermitteln und Speiseölen, Landraub, Wasserraub und den Export von Agrarrohstoffe unter dem Selbstkostenpreis (Agro-Dumping).
     
  8. Reduzierung von Abfällen entlang der gesamten Lieferkette fördern: von der Produktion bis zur Verarbeitung, vom Vertrieb bis zum Verkauf; von der Gemeinschaftsverpflegung bis zum einzelnen Bürger.
     
  9. Unterstützung der kleinstrukturierten Küstenfischerei, indem die Subventionierung großer Flotten, Fischereipraktiken, die die Meere erschöpfen und intensive Aquakultur vermieden werden.
     
  10. Unternehmen dazu verpflichten, die Verpackung auf ein Minimum zu reduzieren und die „Einweg“-Formel auf unbedingt notwendige Fälle (etwa im Gesundheitssektor) zu beschränken und diese in allen anderen Fällen zu verbieten. Erleichterung des Recyclings, vor allem beim Kunststoff.