Dramatische Wende im Münchner Ingwer-Prozess um die millionenschwere Steuerhinterziehung von Starkoch Alfons Schuhbeck (73): Er legte ein Geständnis ab!

Noch wenige Tage zuvor versuchten Schuhbecks Anwälte, ihren Mandanten als mögliches Opfer von betrügerischen Umständen darzustellen. Schuhbeck selbst gab bis zuletzt fehlenden oder schleppenden Corona-Hilfen die Schuld an seiner Misere und der Insolvenz seiner Unternehmen.

Die plötzliche Wende vor Gericht ist wohl der Erkenntnis geschuldet, dass der einstige Sterne-und Fernsehkoch der Anklage der Staatsanwaltschaft wenig entgegenhalten könnte. Beim Vorwurf, mindestens 2,3 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben, drohen Schuhbeck mehrere Jahre Haft.

Vor allem mittels manipulierter Computersoftware sollen Umsätze und Bareinnahmen unterschlagen worden sein. Zwischen 2009 und 2016 im „Orlando“ und den „Südtiroler Stuben“, seinen bekanntesten Lokalen in der Münchner Innenstadt. Schuhbeck räumte vor dem Landgericht München I einen Großteil der Vorwürfe ein. Durch das Geständnis erhofft er sich eine mildere Strafe, eventuell sogar eine teilbedingte Verurteilung und für den Rest eine Fussfessel.

„Habe einiges falsch gemacht, bin gescheitert“

„Ich habe einiges falsch gemacht“, sagt Alfons Schuhbeck: „Ich habe mir, meinen Freunden und Bekannten und auch meinen Verteidigern bis zuletzt etwas vorgemacht, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich unternehmerisch gescheitert bin.“ Schuhbeck gibt sich als leidenschaftlicher Koch und Gastronom, der von Buchhaltung keine Ahnung hatte und eben ein schlechter Kaufmann war.

Wo die Millionen geblieben sind, kann sich der Angeklagte nicht erklären. Finanzielle Löcher in seine Betrieben wurden gestopft, die teuren Ausbildungen seiner vier Kinder finanziert. Für sich habe er nichts abgezweigt, auch kein Luxusleben geführt. Man ist geneigt, ihm sogar zu glauben. „Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerks“, sagt Alfons Schuhbeck zum Schluss.

Nach diesem Geständnis dürfte es vor Gericht nicht mehr um die Frage gehen, ob Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung verurteilt wird - sondern darum, wie hoch die Summe ist, die ihm nachgewiesen werden kann. Denn nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) aus dem Jahr 2012 droht ab einer Summe von einer Million Euro an hinterzogener Steuer eine Haftstrafe ohne Bewährung.

Schuhbeck gibt alles zu, nur den hohen Schaden nicht

Genau hier dürfte die neue Taktik Schuhbecks und seiner Verteidiger ansetzen: Er legte zwar mittlerweile ein umfassendes Geständnis ab, das fast täglich detailreicher wurde; nahm alle Schuld auf sich. Einzig den von Staatsanwalt und Finanzbehörden angeklagten Schaden von 2,3 Millionen Euro bestreitet der Koch vehement. Und stützt sich dabei wohl auf den Kernpunkt der Anklage, wonach mindestens rund 1000 Rechnungen aus der Buchhaltung entfernt worden sein sollen. Viel mehr Beweise dürften die Ankläger nicht haben. Das würde aber bedeuten, dass der Rechnungsbetrag im Schnitt 2.300 Euro ausgemacht haben müsste. Völlig absurd in der Gastronomie, auch in Sternelokalen. Kommt Schuhbeck damit durch, müsste das Gericht den Schaden stark nach unten revidieren und der Koch käme mit einer bedingten Strafe davon. Plus die Steuerstrafe natürlich.