Wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) mitteilt, mussten das bekannte weststeirische Weingut Domäne Müller Gutsverwaltung GmbH und die E. u. M. Müller GmbH, die sich mit Weinhandel beschäftigt, Insolvenz anmelden. Wird kein frisches Kapital aufgestellt, droht die Schließung.

© Domäne Müller

Das Verfahren läuft am Landesgericht Graz, zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Peter Handler aus Deutschlandsberg bestellt. Bereits im Vorjahr gerieten die Familienbetriebe in Schieflage und Schlagzeilen, was im Frühjahr 2021 zu einer Beteiligung durch den in der österreichischen Weinszene umtriebigen deutschen Investor Hans Kilger führt. Müller-Geschäftsführer und Gesellschafter Yves-Michel Müller sprach damals gegenüber Vinaria von einer temporären Beteiligung in einer Art Sale-and-lease-back-Variante.

Hans Kilger ist beteiligt, wird er übernehmen?

Die Kilger-Gruppe beteiligte sich an der Domäne Müller Gutsverwaltung GmbH sowie der E. u. M. Müller GmbH unter anderem über die Adhara Wine & Food GmbH mit Sitz in Leibnitz, die ihrerseits wieder einer Adventure Beteiligungs GmbH gehört, die unter anderem 100 Prozent an der Peterquelle Mineralwasser GmbH besitzt. Der steirische Wasserabfüller wurde im Vorjahr ebenfalls von Hans Kilger übernommen.

Diese vorübergehende Hilfestellung dürfte angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in Pandemiezeiten nicht ausgereicht haben. Die finanzierenden Banken fordern weitere Sicherheiten und frisches Kapital. Dieses wird allenfalls von der Kilger Gruppe kommen (müssen), allerdings verfügt das Weingut Domäne Müller über keine größeren Liegenschaften, die Weingärten sind gepachtet.

Es ist das erste Unternehmen aus dem Beteiligungsreich Hans Kilgers in Österreich, das in die Insolvenz schlittert. Ob es dabei auch Verwerfungen zwischen den Gesellschaftern gab und die Kilger Gruppe die Finanzierung deshalb einstellte, ist derzeit nicht bekannt. Hat Kilger weiterhin Interesse an der Domäne Müller oder dem Weinhandel E.u.M. Müller, wird er diese wohl aus der Insolvenz herauskaufen und zur Gänze in sein Beteiligungsreich integrieren.

Der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) im Wortlaut:

„Die E. u. M. Müller GmbH geht auf ein bereits im Jahr 1936 gegründetes Einzelunternehmen zurück. Die derzeitige Rechtsform besteht seit 1980. Diese Gesellschaft, welche derzeit 8 Dienstnehmer beschäftigt, ist auf den Großhandel mit Qualitätsweinen und Spirituosen spezialisiert. Die Domäne Müller Gutsverwaltung GmbH wurde im Jahr 1994 unter Abspaltung der E. u. M. Müller GmbH gegründet. Im Unternehmen werden derzeit 12 Dienstnehmer beschäftigt. Dieses Unternehmen ist auf den Anbau von hochqualitativen Wein- und Tafeltrauben sowie den Großhandel mit Prämiumwein und Spirituosen spezialisiert. Auf gepachteten Rebflächen von rund 36,6 Hektar werden Weißwein (51 %), Rotwein (48 %) und Süßwein (1 %) produziert, wobei man darauf verweist, dass bei der Vinifizierung nur selbst angebauten Trauben verwendet werden. Die Geschäftsanteile beider Gesellschaften werden vom handelsrechtlichen Geschäftsführer DI Yves Michel Müller sowie der schweizerischen Vinunivers SA gehalten. Aufgrund eines im 1. Quartal 2021 stattgefunden habenden Beteiligungsprozesses zählt die Adhara Wine & Food GmbH zum Gesellschafterstand.

Zu den Insolvenzursachen ist auszuführen, dass sich die Margen aufgrund des stetig zunehmenden Online-Handels erheblich reduziert haben und die Umsätze negativ beeinflussten, zumal das Geschäftsmodell der Unternehmen auf persönlicher Beratung und Kontakten mit Großkunden aus Gastronomie, Hotellerie und internationalem Weinhandel ausgerichtet ist. Hinzu treten die negativen Folgen der Covid bedingten Maßnahmen. Erhebliche Unterstützungszahlungen (COFAG) sind bis dato nicht zur Auszahlung gelangt, sodass sich die Notwendigkeit von Zwischenfinanzierungen ergab. Die von den Banken in diesem Zusammenhang geforderten Gesellschaftersicherheiten konnten nicht mehr aufgebracht werden. Auch die Beteiligung des Investors dürfte letztlich zu einer nicht mehr ausreichenden Liquiditätsausstattung geführt haben.

Die Aktiva werden mit EUR 181.700,00 in Ansatz gebracht, die Passiva betragen EUR 648.000,00. Eine mögliche Fortführung der Unternehmen wird kurzfristig abzuklären sein, wobei hier eine entsprechende liquiditätsmäßige Ausstattung der Unternehmen Voraussetzung wäre. Hier bleibt abzuwarten, ob zwischen den beteiligten Banken, dem Investor und der Gesellschafterseite ein Finanzierungsmodell ausgehandelt werden kann. Sollte dies nicht möglich sein, werden die Unternehmen zu schließen und liquidieren sein.“

 

Unter den Gläubigern finden sich auch zahlreiche Käufer von Primeurangeboten aus Bordeaux und Burgund. Diesen verspricht der geschäftsführende Gesellschafter Yves Michel Müller in einem persönlichen Schreiben „eine adäquate Lösung“. Wird diese nicht gefunden, droht ein Totalverlust der Zahlungen. Bei Primeurbestellungen ist es nötig, meist zwei Jahre im voraus den gesamten Kaufpreis der bestellten Weine zu bezahlen.