Die Diskussion um Erste Lagen und Große Lagen hat in Österreichs Weinwirtschaft Fahrt aufgenommen. Arbeitsgruppen feilen am Entwurf einer gesetzlichen Verordnung zur flächendeckenden Einführung. Die Eruptionswinzer preschen vor, ließen Lagen in Eigenregie zertifizieren.

Die Gruppe der Eruptionswinzer nach der jüngsten Expansion auf neun Mitglieder. © Eruption

Am 1. Juni 2021 sollen die Ergebnisse der Lagenzertifizierung durch das private, aber konzessionierte Lacon-Institut präsentiert werden. Lacon ist in Deutschland und Österreich tätig und gilt als Spezialist für Zertifizierungen im Landwirtschafts- und Ernährungsbereich.

Die Eruptionswinzer vereinen die meisten der besten Winzer des Steirischen Vulkanlands. Sie wollten nicht mehr warten, ob die Lagen-Klassifizierung in Österreich kommt oder sich verzögert. Vorbilder für Alleingänge in Sachen Lagen gibt es bereits einige, auch gewichtige. So haben die zwölf Steirischen Terroir- und Klassikweingüter (STK) bereits seit mehreren Jahren ihre Ersten und Großen Lagen eingeführt, vermarkten diese recht erfolgreich.

Der größte Antreiber in Sachen Lagendiskussion sind die Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW), die – vom Krems- und Kamptal ausgehend – mittlerweile auf Ableger in Wien (Gruppe WienWein) und Carnuntum verweisen können, insgesamt aktuell 62 Mitgliedesbetriebe.

In diese Phalanx möchten jetzt auch die Eruptionswinzer vorstoßen. Weine der Großen Lage bilden dabei die oberste Spitze innerhalb der Spitze der Österreichischen Weinpyramide, der Riedenweine. Den Mittelbau dieses obersten Segments bilden demnach die Ersten Lagen, das untere Drittel des obersten Pyramidenteils dann die „normalen“ Riedenweine. Also jene besten Weine, die nicht aus Großer oder Erster Lage stammen. Darunter folgen, wie gehabt, die Orts- und Gebietsweine.

Die Weine der „Großen Lage“ und der „Ersten Lage“ sind das Ergebnis der außergewöhnlich guten Beschaffenheit der Riede (Boden, Art und Alter der Rebstöcke, absolute und relative Höhe, Ausrichtung und Mesoklima) und der sorgsamen Arbeit des Winzers im Keller. Im 100 Punkte Bewertungssystem müssen mindesten 90 Punkte für diese „Große Lage“,  mindestens 75 Punkte für die „Erste Lage“ erreicht sein. Nur die besten Weingärten der Winzer erreichen diese Punktzahl. Der Ertrag ist mit 3.750 Liter pro Hektar („Große Lage“) beziehungsweise 4.875 Liter („Erste Lage“)limitiert. Jede Flasche trägt das entsprechende Gütesiegel.

Die Gruppe der Eruptionswinzer wuchs jüngst von sechs auf neun Mitgliedsbetriebe: Thaller, Frühwirth, Kripsel, Hutter, Müller, Pfeiffer, Scharl, Ulrich und Gollenz. Obmann ist Stefan Müller aus Klöch.

 

Weinbaupolitik gegen Alleingänge

Die Weinbaupolitik hat mit den Lagen-Alleingängen keine Freude. Angestrebt wird ein bundesweit einheitliches System auf gesetzlicher Basis. Tenor: Offen für alle Winzer in allen Weinbauregionen, fair und transparent, unabhängig und kontrolliert. Viele Winzer, Weinbauvereine und -funktionäre stehen dem Thema überhaupt reserviert bis ablehnend gegenüber.

Verfechter einer gesetzlichen Lösung der Lagenfrage verweisen immer wieder auf die rein private und nicht verbindliche Lagenklassifizierung durch Einzelorganisationen, von ÖTW bis STK. Diese seien private Vereine, die ihren Mitgliedern Attribute und/oder Wort-Bildmarken als „Logos“ zur Nutzung nach Vereinsregularien zur Verfügung stellen. Die derart ausgewiesenen Großen und Ersten Lagen seinem demnach ohne gesetzliche oder institutionelle Relevanz.