Die Slivino Winery befindet sich in der umkämpften Region Mykolajiw in der Südukraine. Winzer Mykhailo Molchanov fand eines Tages eine nicht detonierte russische Rakete zwischen seinen Reben. Nun füllt er den „Grad Cru“, spendet den gesamten Erlös für die Soldaten.

Ironische Karikatur am Etikett mit todernstem Hintergrund: Grad Cru. © SliVino

Für die ukrainischen Soldaten natürlich. Ihnen soll der „Grad Cru“ einen Puzzlestein mehr zum finalen Sieg beitragen. Mykhailo und Georgiy Molchanov, Vater und Sohn, führen des Familienweingut gemeinsam, wollen auf alle Fälle durchhalten und glauben fest an den Sieg des ukrainischen Militärs über die russischen Aggressoren.

Riesling, Pinot Noir und Muscat stehen auf den kleinen, jungen Rebanlagen. Nur 3.000 Flaschen kann Slivino Winery in diesem Jahr produzieren. Experimentiert wird auch mit einem PetNat-Schaumwein. 400 Flaschen wurden von der Cuvée „Grad Cru“ gefüllt,missile-infused“, wie Mykhailo Molchanov mit dem Anflug eines verbitterten Lächelns meint.

Grad steht für eine echte Killermaschine, mit Fachausdruck Grad Launcher (Raketenwerfer), im konkreten Fall Modell BM-21. Im zweiten Weltkrieg war der Vorläufer des Grad Launchers weithin als „Stalin Orgel“ bekannt, eine Waffe sowjetischer Bauart und damals mit kriegsentscheidend. Tausende Grads stehen bei den Militärs auf beiden Seiten des Konflikts im Einsatz. So alt das System auch ist – und zahllose der eingesetzten Killermaschinen sind über 50 Jahre alt -, so effizient sind sie: weitgehend mechanisch robust, geländegängig und sehr präzise: ein Gradwerfer kann bis zum einem Hektar Zielfläche binnen Minuten in Schutt und Asche legen, 20 Raketen am Stück binnen Sekunden abfeuern. Entsprechend gefürchtet sind die Dinger im Ukraine Krieg, tausende Tote bisher gehen auf ihr Konto beziehungsweise auf das ihrer Bediener.

Seit dem Abzug der russischen Armee aus dem nahe gelegenen Kherson (Cherson) ist die Lage rund um die Silvino Winery etwas ruhiger geworden, aber weiter angespannt. „Es fliegen jetzt weniger Raketen und Graten über unsere Weingärten“, sagt Molchanov: „Aber die Unsicherheit bleibt“.