Liebhaber deutscher Spitzenweine fiebern alljährlich dem 1. September entgegen – jenem vinophilen Stichtag, an dem die neuen GGs auf den Markt kommen. In diesem Jahr standen 2021 (weiß) und 2020 (rot) im Rampenlicht.

Vorpremiere der VDP Großen Gewächse in den Kurhauskolonnaden in Wiesbaden © Peter Bender

Steht in Gamerkreisen die Abkürzung GG für „Good Game“, so dürfte das Kürzel in Weinkreisen vermutlich ähnliche Empfindungen hervorrufen, denn unter den aus Toplagen stammenden Großen Gewächsen (GG) der VDP-Weingüter (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) befinden sich viele der allerbesten Lagenweine Deutschlands.

Kurz vor dem Stichtag gibt es traditionell eine Vorpremiere in Wiesbaden, bei der Experten aus aller Welt die neuen Lagenweine verkosten können. Je nach Region und Lage sind nur bestimmte Rebsorten zugelassen, doch auch der Gesamtpool an Sorten beschränkt sich größtenteils aufs Wesentliche: Im Weißweinbereich zugelassen sind Riesling und Silvaner (nur Franken) sowie die weißen Burgundersorten Pinot Blanc, Pinot Gris und Chardonnay (nur Baden).

Riesling, Silvaner und Burgundersorten

Im Rotweinbereich machen ebenfalls Burgunder (Früh und Spät) das Gros der Selektionen aus, dazu kommt Lemberger (= Blaufränkisch; nur Württemberg). Im laufenden Jahr gab es 355 Weißweine zu kosten, 294 davon Riesling, 21 Silvaner sowie 40 aus der Riege der weißen Pinots und Chardonnay. Im Rotweinbereich standen 107 Weine zur Verkostung an, davon 94 aus der Burgundergruppe.

Bei den weißen Sorten Riesling und Silvaner steht wie immer der jüngste Jahrgang 2021 im Mittelpunkt, doch hat sich in den letzten Jahren die Anzahl von Weinen aus davorliegenden Jahren wieder erhöht: So stammten etwa beim Riesling von 294 Vertretern immerhin 77 und damit ein gutes Viertel aus 2020. Bei den Burgundersorten in Weiß ist der ältere Jahrgang noch etwas stärker vertreten. Bei den Rotweinen stammen dafür rund 70 Prozent aus dem Jahr 2020, der Rest vor allem 2019 bis 2017.

Während der Jahrgang 2021 vom Wetterverlauf her über längere Strecken mit jenem in Österreich vergleichbar war – kühles Frühjahr, verzögerter Austrieb, spätere Rebblüte –, ging es ab mittlerem Sommer etwas auseinander: In Deutschland war es länger sehr warm im August,  wodurch die sowieso stark grassierenden Pilzkrankheiten noch mehr Zeit hatten, sich auszubreiten. Ab September war es zwar trocken, aber kühler als in Österreich, wodurch die Ausreifen erst sehr spät erfolgen konnte. Dieser verlauf steht im krassen Gegensatz zu den Jahren davor, wo die Durchschnitts-Temperaturen meist krass darüber lagen.

2021 reicht nicht ganz an Vorgängerjahre heran

Dementsprechend hat man es mit einem alkoholleichteren, fruchtbetonten Jahrgang mit kräftiger, teils schriller Säure zu tun. Vor allem unter den Rieslingen und Silvanern sind viele Weine noch unterentwickelt, bei manchen muss man abwarten, ob sie die optimale Balance erreichen. Selbstverständlich gibt es auch 2021 ausgezeichnete Vertreter, insgesamt mag der Jahrgang nicht ganz an seine Vorgänger heranreichen. Aus den davorliegenden Jahren gibt es jede Menge sehr ansprechender Vertreter quer durch die Sorten.

Vorpremiere der aktuellen Großen Gewächse in der Kurhalle von Wiesbaden. © Peter Bender
Vorpremiere der aktuellen Großen Gewächse in der Kurhalle von Wiesbaden. © Peter Bender
Vorpremiere der aktuellen Großen Gewächse in der Kurhalle von Wiesbaden. © Peter Bender