Bevor die besten Lagenweine Deutschlands – die VDP Große Gewächse® - auf den Markt kommen, werden die Kollektionen in Wiesbaden einem Fachpublikum präsentiert - rund 470 Kreszenzen waren es in diesem Jahr. Vinaria Chefdredakteur Peter Schleimer war dabei.

Als starker, traditionsreicher Verband, dem mehr als 200 der deutschen Topbetriebe angehören, wird der VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) mehrheitlich als Maßstab für deutsche Weinmacherkunst herangezogen, auch wenn es weitere hochklassige Weingüter gibt, die dem Verband nicht angehören. 

Folglich gelten die Große Gewächse® (GG) getauften Spitzenkreszenzen trockener Bauart als Spiegelbild der Klasse und Vielfalt, die die deutsche Weinlandschaft mit ihren tollen Einzellagen zu bieten hat – und das seit gut zwei Dekaden, denn die Renaissance wertiger, herkunftsgeprägter, trockener Weine aus Deutschland wurde bereits 2002 endgültig eingeläutet. Für deren Markteinführung gilt schon seit langem alljährlich der 1. September als Stichtag: An diesem Tag kommen die neuen Kollektionen in Weiß und Rot in den Verkauf.

Die Großen Gewächse stammen wenig überraschend aus Großen Lagen – es handelt sich also um Einzellagenweine aus Toprieden aus allen Weinbauregionen. Die derart bezeichneten Rieden müssen nach VDP Diktion das Potenzial haben, große Weine hervorzubringen. Für deren Einstufung als Große Lage sind Faktoren wie die Homogenität von Geologie, Mikroklima, Topografie, die Nähe zu Wäldern oder Flussläufen, ihre Eingebundenheit in die Landschaft erforderlich. Dazu gehört auch ein außergewöhnliches Renommee, das über viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte erworben wurde. 

VDP Große Gewächse® = 0,16 Prozent der Weinproduktion

In ihrer Gesamtheit bewirtschaften die rund 200 VDP.Weingüter rund 5,6 Prozent der gesamten deutschen Rebfläche im Ausmaß von rund 100.000 Hektar. Die Großen Gewächse machen lediglich 0,16 Prozent der gesamten Weinproduktion Deutschlands aus. Dabei ist die Vielfalt groß: In diesem Jahr wurden insgesamt 602 VDP.Große Gewächse aus immerhin 331 Lagen geadelt. 56 Prozent der Weine sind Rieslinge, knapp 23 Prozent Spätburgunder, die weiteren zugelassenen Sorten – Weißer und Grauer Burgunder sowie Chardonnay, Silvaner, Lemberger und Frühburgunder machen jeweils unter sechs Prozent der Gesamtmenge aus. 

Hauptlieferanten der Großen Gewächse sind die Regionen Pfalz (18,4 %), Rheingau (15,1 %) und Baden (14,1 %), Rheinhessen, Württemberg und Franken liegen zwischen 10 und 11 Prozent, es folgen mit Abstand Mosel-Saar-Ruwer, Ahr und Nahe vor den ostdeutschen Regionen Sachsen und Saale-Unstrut sowie Mittelrhein.

VDP-Vorpremiere 2025 in Wiesbaden

Die einem mulitnationalen Fachpublikum vorbehaltene Präsentation der neuen Großen Gewächse findet alljährlich in Wiesbaden statt. Von den gut 600 Gewächsen wurden immerhin mehr als 470 dem Verkosterpool aus Gastronomie, Handel und Fachpresse vorgestellt. Vertreten waren heuer im weißen Bereich Rieslinge und Silvaner vor allem aus dem jüngsten Jahrgang 2024, Weine aus den weißen Burgundersorten aus den drei jüngsten Jahrgängen sowie Rotweine mehrheitlich aus 2023 und 2022. 

Rieslinge GG aus 2024: feingliedrig und schlank

Aufgrund der hohen Probenanzahl beschränkte sich Vinaria bei der Verkostung auf die Rieslinge, mehrheitlich aus 2024. Der nicht ganz einfache Jahrgang hat frische, pikante, vitale und eher leichtfüßige Vertreter erbracht, die im Bukett oft mehr versprechen als sie letzten Endes am Gaumen bieten.

Dennoch steht eine ansehnliche Anzahl an feinfruchtigen, eleganten, hübschen Rieslingen zur Verfügung. Die lange Reifephase hat sich offensichtlich positiv auf die Aromabildung ausgewirkt, somit sind zahlreiche Jahrgangsvertreter mit einnehmendem, oft betörendem Bukett ausgestattet, dafür fehlt teils ein wenig Substanz und vor allem Länge am Gaumen. 

Jedenfalls überzeugen die meisten Rieslinge mit transparenter Fruchtexpression. Positiv ist auch der etwas geringere Alkoholgehalt sowie die oft pikante Säurestruktur. Im Vergleich haben die 2023er wohl insgesamt ein kleines Plus vorzuweisen, sie sind zugänglich und trinkig, mit guter Harmonie und klarer Fruchtaromatik. 

Die besten Weingüter mit 2024 Riesling GG

2024 war zweifellos ein Jahr, in dem sich renommierte Betriebe besonders in Szene setzen konnten – quer durch die Regionen. Zu den Weingütern, die mich mit ihrer 2024er-Serie am meisten beeindruckt haben, zählen Dr. Loosen und Van Volxem von Mosel-Saar-Ruwer, Wittmann in Rheinhessen sowie der Pfälzer Topbetrieb Bürklin-Wolf, der den Titel „Serie des Jahres“ beanspruchen könnte. Aus 2023 waren es Peter Jakob Kühn und Künstler aus dem Rheingau.

 

VDP Großes Gewächs®: Top Riesling 2024

Dr. Loosen 
2024 Johannisbrünnchen, 
Mosel-Saar-Ruwer

Dr. Bürklin-Wolf
2024 Ungeheuer, Pfalz

 Von Winning
2024 Jesuitengarten, Pfalz

Grans-Fassian 
2024 Laurentiuslay, Mosel-Saar-Ruwer

Grans-Fassian
2024 Apotheke, Mosel-Saar-Ruwer

Heymann-Löwenstein
2024 Uhlen Blaufüsser Lay, Mosel-Saar-Ruwer

  
Schloss Lieser – Thomas Haag 
2024 Goldtröpfchen, Mosel-Saar-Ruwer

Van Volxem
2024 Altenberg, Mosel-Saar-Ruwer

Dr. Crusius
2024 Bastei, Nahe

Wittmann
2024 Kirchspiel, Rheinhessen

Philipp Kuhn
2024 ScHwarzer Herrgott, Pfalz

 

VDP Großes Gewächs®: Top Riesling 2023 & älter

Künstler
2023 Kirchenstück, Rheingau

Gut Hermannsberg
2020 Kupfergrube, Nahe

Peter Jakob Kühn
2023 Berg Schlossberg, Rheingau

Gut Hermannsberg
2020 Hermannsberg, Nahe

Künstler
2023 Marcobrunn, Rheingau

Martin Schwarz
2023 Kapitelberg, Sachsen/Saale-Unstrut

Schlossgut Diel
2023 Burgberg, Nahe

 

Abo bestellen - Die gesamte Reportage mit allen Kostnotizen und Bewertungen und Toplisten finden Sie in der Ausgabe Vinaria 06/2025. Bestellen Sie Vinaria jetzt einfach & bequem zum Erscheinungstermin nach Hause. Das Jahresabo Vinaria mit 8 Ausgaben pro Jahr inklusive dem großen Weinguide Österreich und ePaper ist um € 75,00 (EU-Ausland € 95,00) erhältlich. Jetzt im Vinaria Abo-Shop bestellen.

Beeindruckend: Die Große Lage Traiser Bastei in der Region Nahe © Dr. Crusius
Ganz schön viele Treppen in Loosens Weingarten in der berühmten Einzellage Erdener Treppchen © Dr. Loosen / Robin Head
Noblesse oblige: Bettina Bürklin von Guradze, Inhaberin von Bürklin-Wolf in der Pfalz, hat die wohl herausragendste Serie aus 2024. © L. Greiner/Medienagenten
Bei Bürklin-Wolf werden die Trauben in Kleinkisten gelesen. © L. Greiner/Medienagenten
Ernie Loosen aus Bernkastel-Kues hat die wohl beste Serie an 2024er-Mosel-GGs. © Dr. Loosen
Reinhard Löwenstein aus Winningen glänzte mit Uhlen Blaufüsser Lay. © Andreas Durst
Tolle Weine aus Deidesheim und Forst keltert Stephan Attmann vom Weingut Von Winning in der Pfalz. © Markus Bassle
Catherina Grans vom Mosel-Weingut Grans-Fassian in Leiwen fiel durch ihre puristischen Rieslinge auf. © Catherina Grans
Rebecca Crusius aus Traisen an der Nahe steht für brillante, glockenklare Weine. © Dr. Crusius
Nahe-Winzer Cornelius Dönnhoff fuhr wegen massiver Frostschäden eine Miniernte ein. © Peter Bender
Pointierte Klassiker: Tim Schäfer von Schäfer-Fröhlich in Bockennau in der Region Nahe © Weingut Schäfer-Fröhlich
Starwinzer Philipp Wittmann aus Westhofen in Rheinhessen zählt zur Topklasse in Deutschland. © Weingut Wittmann
Blick auf Gut Hermannsberg umgeben von den Großen Lagen Kupfergrube, Steinberg, Hermannsberg & Co © Gut Herrmannsberg
Monika und Gunter Künstler aus Hochheim im Rheingau beeindrucken mit ihrer 2023er-Serie. © Weingut Künstler
Top-Team in Gut Herrmannsberg an der Nahe: Jasper Reidel, Karsten Peter, Jens Reidfel und Achim Kirchner (v.l.) © Peter Bender
Anna-Barbara Acham und Vinzenz Troesch vom Forster Weingut Acham-Magin in der Pfalz © Weingut Acham
Philipp Kuhn aus Laumersheim in der nördlichen Pfalz. © Peter Bender