Laut einem aktuellen Bloomberg-Tracking-Index hat ein globaler Wandel der Trinkgewohnheiten und -trends den Wert führender Alkoholunternehmen um mehr als 800 Milliarden US-Dollar (720 Milliarden Euro) innerhalb von nur vier Jahren reduziert. 

Die Aktien der weltweit größten Bier-, Wein- und Spirituosenhersteller haben laut Bloomberg innerhalb von nur vier Jahren insgesamt 830 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung verloren. Ein Bloomberg-Index, der rund 50 börsennotierte Getränkeunternehmen abbildet, liegt aktuell 46 % unter seinem Höchststand vom Juni 2021.

Bloomberg stellte fest, dass veränderte Trinkgewohnheiten und wachsende Gesundheitsbedenken die Gewinne im gesamten Sektor belastet haben. Verschärft wurde der Abschwung durch US-Zölle, hohe Zinsen, die die Konsumausgaben bremsen, und gestiegene Rohstoffpreise. In China haben das schwache Vertrauen der Haushalte und ein Alkoholverbot bei offiziellen Anlässen die Nachfrage zusätzlich gedämpft.

Die Aktienkurse fallen auf ganzer Linie

„Es findet ein struktureller Wandel statt – die Menschen trinken weniger“, sagte Sarah Simon, Analystin bei Morgan Stanley. Die Aktienkurse der großen europäischen Getränkekonzerne Diageo, Pernod Ricard und Rémy Cointreau sind allesamt auf den niedrigsten Stand seit mindestens zehn Jahren gefallen. Auch Brown-Forman, der Eigentümer von Jack Daniel's, und das australische Weingutskonglomerat Treasury Wine Estates verzeichneten Kursverluste, während der chinesische Baijiu-Produzent Kweichow Moutai mehr als 40 % unter seinem Höchststand von 2021 notiert.

Veränderte Trinkgewohnheiten, Cannabis, Ozempic & Co

Die zentrale Herausforderung, so Bloomberg, liegt in der Veränderung des Konsumverhaltens. Eine Gallup-Umfrage vom August 2025 ergab, dass der Alkoholkonsum in den USA auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1939 gesunken ist. Dubiose Gesundheitswarnungen von Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO)  und dem US-Gesundheitsminister haben die Nachfrage der Generation X zusätzlich gedämpft.

Eine wachsende Zahl abstinenter Prominenter hat dazu beigetragen, den Trend zu alkoholfreien Getränken zu popularisieren, während der Einsatz von Abnehmmitteln wie Ozempic und der Aufstieg von Cannabis-Alternativen den Druck zusätzlich erhöht haben.

Die Hersteller reagierten mit einer Welle neuer Produkteinführungen und Umstrukturierungen. Carlsberg brachte im Februar einen alkoholfreien Cider auf den Markt, und Campari führte im Mai seinen alkoholfreien Crodino in den USA ein. Diageo übernahm letztes Jahr das in Chicago ansässige Unternehmen Ritual Zero Proof, während Moët Hennessy Anteile an French Bloom, einer Premium-Marke für alkoholfreien Sekt, erwarb.

Value-Investoren erkennen Chance, spekulieren auf Trendwende

Trotz des Abschwungs sehen einige Anleger im Einbruch des Sektors Chancen. Der US-Hedgefonds Cook & Bynum hat seine Anteile am brasilianischen Brauereiunternehmen Ambev und am peruanischen Brauereiunternehmen Backus y Johnston aufgestockt. „Wir glauben nicht, dass die Menschen aufhören werden, Alkohol zu trinken“, sagte Partner Richard Cook, der erwartet, dass Brauereien in Schwellenländern im Laufe der Zeit vermehrt höherwertige Produkte mit höheren Gewinnmargen anbieten werden.

Das in Milwaukee ansässige Unternehmen Artisan Partners hat seinen Anteil an Diageo von weniger als neun Millionen Aktien vor einem Jahr auf über 50 Millionen erhöht, trotz derzeit fallender Kurse. Ein Analyst dazu: „Diese Branche gibt es schon seit 7.000 Jahren, aber vieles kann sich ändern.“

Quellen: Bloomberg; The Drinks Business