Der Wachauer Winzer Franz-Josef Gritsch öffnete sein Weinarchiv und holte zehn Jahrgänge seines Grüner Veltliner Flaggschiffs aus der Ried Singerriedel in Spitz in der Wachau hervor: 2013 bis 2023. Das bedeutet: Spannung pur und große Klasse.

Die weltberühmte Ried Singerriedel in Spitz, im Hangfuß gedeiht der Grüne Veltliner. © Robert Herbst

Der „Singerriedel“ in Spitz an der Donau gilt als eine der besten Rieden in der Wachau und ist als Weinberg weit über Österreichs Grenzen hin bekannt. Die Weine aus dieser etwas über acht Hektar großen Lage am östlichen Ortseingang von Spitz sind rar und gesucht. Nur eine Handvoll Wachauer Winzer teilet sich den Singerriedel auf und zieht aus diesem berühmten Weinberg Rieslinge und Grüne Veltliner.

Riesling spielt sich im oberen Bereich der Singerriedel-Terrassen ab. Im Hangfuß macht sich der Grüne Veltliner breit, wo mit dem erodierten Material des Berges der Boden schon tiefgründiger ist. Dort fühlt sich der Veltliner wohl. Und wenn es um die Kombination Singerriedel und Grüner Veltliner geht, dann führt kein Weg am Wein von Franz-Josef Gritsch vorbei. Das Weingut ist seit langem von Vinaria mit der Höchstbewertung von 5 Kronen ausgezeichnet, der GV Singerriedel holte oftmals die Höchstwertung von 5 Sternen.

Wie beeindruckend der Berg ist, und wie der Winzer mit seiner Handschrift und seinem Geschick die Erkennbarkeit dieser Herkunft in die Flasche bringt, das war in einer Singerriedel Vertikale im Gasthaus Goldenes Bründl in Oberrohrbach (Wirt: Gerhard Knobl, drei Hauben) zu schmecken. Eine Genussreise bis ins Jahr 2013.

KOSTNOTIZEN

***** | 18,0 
2013 
(14,0 % vol., gelesen am 13. November)
2013 – ein Top-Jahrgang! Schön gereifte Nase mit samtiger Würze, zarter Honigschmelz, bisschen Marzipan und helles Nougat; am Gaumen elegante Fülle, tropische Frucht, Ananas, viel schwarzer Pfeffer, zarte Mineralität, Top-Veltliner mit guter Reife, aber noch immer jung gebliebener Vitalität, lang im Abgang. Potenzial für weitere Jahre.

 

** | 14,9
2014 
(13,0 % vol., gelesen am 11. November)
Schwieriger Jahrgang, die Reife ist sehr spät gekommen. Schon deutlich gereifte Noten in der Nase spürbar, zart medizinal und Hauch von Petrol, mehr Würze denn Frucht auch am Gaumen, geradlinig, präsentiert sich als „Kind des schlanken Jahrgangs“.

 

***** / 17,7
2015 
(13,5 % vol., gelesen am 7. November)
Überraschend viel Frische und Vitalität trotz seiner zehn Jahre Reife, Weißpfefferwürze, steinige Mineralität, Zitrusbetont, viele Grapefruits; auch am Gaumen immer noch relativ jugendlich, reifes Zitrus bleibt weiter haften, Blutorange, Maracuja, reife Apfel-Aromatik, hinten Tabaknoten und viel Mineralität, saftig, balanciert, überzeugende Länge.

 

*** | 16,4
2016 
(14,0 % vol., gelesen am 15. November)
Sehr erdige Noten, rauchig-speckig, nur dezenter Fruchtansatz, Orangenzesten, getrocknete Blätter; auf der leichten Seite, zeigt dabei gute Frische, Gesteinsmehl, für den schwierigen Frostjahrgang sehr gut geworden.

 

***** | 18,4
2017 
(14,0 % vol., gelesen am 3. November)
Der Jahrgang gilt als einer der besten der Dekade, vielleicht entwickelt er sich sogar noch zum besten. Elegante, rauchige Würze, kühle Aromatik, Wein mit Frische und Jugendlichkeit, Liebstöckel, generell bisschen kräuterfrisch; viel Fruchtexotik am Gaumen, Mango-Maracuja gleichermaßen, leichtfüßig und stoffig zugleich, mineralisch unterlegt, feiner Abgang.

 

** | 14,5
2018 
(15,0 % vol., gelesen am 5. November)
Heißes Jahr, das beim Veltliner üppig-füllige Weine mit milder Säure hervorbrachte. Viel Tabak, rauchig, nussig, getragene Fülle, Frucht wirkt süß, Mohnzelten, viel Bodenton, daher erdig; am Gaumen sehr mild, wenig Säure spürbar, dafür eine gewisse Alkoholschwere.

 

**** | 16,6
2019 
(14,0 % vol., gelesen am 11. November)
Warmes Jahr, das voluminöse Weine hervorbrachte. Viel Tabak und Rauchigkeit, üppiger und dicht gewobener Wein mit dunkler Würze; zeigt am Gaumen einige Fülle und eine gute Reife, bisschen weich, Waldhonignoten, Tannennadeln, viel Fruchtsüße, gewürzig und wieder rauchig, mittellang.

 

2020
Durch ein Hagelunwetter über dem Singerriedel gab es einen Totalausfall. Kein Singerriedel.
 

***** | 18,0
2021 
(14,5 % vol., gelesen am 8. November)
Ein großes Weißweinjahr mit Säure und Pikanz sowie brillanter Frucht. Elegante Würze mit mineralischem Klang, satte Frucht, Bratapfel, reife Birnen, auch Hauch von Exotik; der tropische Fruchtmix setzt sich am Gaumen fort, Maracuja und Grapefruits, mit viel Trink-animo ausgestattet, leichtfüßig-elegant mit viel Lebhaftigkeit, super mineralisch, griffige Säurestruktur im Hintergrund, viel Zukunft …

 

**** | 16,8
2022 
(14,0 % vol., gelesen am 8. November
Unterschätztes Jahr, das sich jetzt sehr trinkvergnüglich präsentiert. Zarter Honigschmelz, bisschen ätherisch, feine sanftmütige Würze, exotischer Fruchtklang, würzige Ananas, Kiwi, stimmig; am Gaumen rauchig-würzige Aromatik mit balancierter Fruchtsüße, gut eingebundenes Säuregerüst, ausgewogen, mittellang bis lang.

 

***** | 18,5
2023 
(14,0 % vol., gelesen am 12. November)
Jugendlicher Wein mit großem Potenzial. Helle Würze, feine Apfel-Birnen-Aromatik, auch einige tropische Fruchtnoten, reife Grapefruits, elegant saftig; tiefe exotische Frucht, Maracuja, Mango, dazu reifes Kernobst, enorm saftig, viel Würze und salzige Mineralität, vibrierender Wein mit langem Nachhall. Der Winzer meint „sein bislang bester Singerriedel“, den er gemacht hat. Es bleibt spannend.

 

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Flaggschiff der Grünen Veltliner im Hause FJ Gritsch: Singerriedel © Gritsch Wein GmbH