Der Österreichische Weinbauverband schlägt Alarm: Rekordhohe Produktionskosten, rückläufiger Weinkonsum, überbordende Bürokratie und zunehmender internationaler Wettbewerb setzen die heimischen Weinbaubetriebe massiv unter Druck. Von der Regierung werden rasch effiziente Maßnahmen gefordert.

Im Rahmen der jüngsten Präsidiumssitzung des Österreichischen Weinbauverbands wurde von den fünf Weinbau-Präsidenten Johannes Schmuckenschlager (Österreich), Reinhard Zöchmann (Niederösterreich), Andreas Liegenfeld (Burgenland), Stefan Potzinger (Steiermark) und Norbert Walter (Wien) das Positionspapier „Bäuerliche Weinbaubetriebe in Österreich sichern“ verabschiedet. 

Weinbau ist Teil von Kultur, Identität und Landschaft

„Der Weinbau ist nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein wesentlicher Teil unserer Kultur, unserer Landschaft und unserer Identität“, betont Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Weinbauverbands. „Wenn wir unsere kleinstrukturierten Betriebe nicht entschlossen unterstützen, riskieren wir, dieses wertvolle Erbe zu verlieren.“

Konkret fordert der Weinbauverband vom zuständigen Bundesministerium für Landwirtschaft unter Minister Norbert Totschnig rasche und wirksame Maßnahmen, um die Zukunft des österreichischen Weinbaus langfristig zu sichern. Pikantes Detail: das Ministerium ist über fast alle Regierungsformen hinweg von der ÖVP geführt, die fünf Präsidenten gehören ebenfalls alle der Kanzlerpartei an, zwei (Schmuckenschlager, Walter) sind sogar jeweils Präsidenten ihrer Landwirtschaftskammern in Niederösterreich und Wien. Andreas Liegenfeld wiederum war einst Landesrat der ÖVP.

Die Forderungen sollten daher unter Parteifreunden rasch Wirklichkeit werden, besagt die Theorie. Die Praxis sieht anders aus: wegen der Budgetkrise in Österreich werden derzeit nicht einmal jene Förderungen für den Weinbau umgesetzt, die die EU anderen Weinbauländern schon vorab genehmigt hat, etwa Frankreich, Italien, Spanien. Das sind Unterstützungen für Sondermaßnahmen auf nationaler Ebene, die die EU voraussichtlich im Herbst in ein neues Reglement gießen wird. Die EU muss nationale Förderungen in der Landwirtschaft generell genehmigen, diese sind dann aber von den Ländern auch selbst zu finanzieren.

Weinwirtschaft befindet sich weltweit in der Krise

Die Herausforderungen für die heimischen Winzer sind vielfältig: Rückläufiger Weinkonsum, rekordhohe Produktions- und Betriebsmittelkosten, fehlender Bürokratieabbau, zunehmender internationaler Wettbewerbsdruck, begrenzte Pflanzenschutzmöglichkeiten und steigende Preissensibilität der Märkte stellen die heimischen Winzer vor enorme Herausforderungen. „Unsere  Winzer stehen vor einem enormen Spagat zwischen steigenden Produktionskosten und stagnierenden Marktpreisen“, erklärt Schmuckenschlager. „Gleichzeitig wächst der administrative Druck – das ist für viele Betriebe schlicht nicht mehr machbar und auch nicht leistbar.“

4 Forderungen des Weinbauverbands an die Bundesregierung

  1. Bürokratie abbauen – bäuerliche Weinbaubetriebe erhalten
  2. Neue Impulse für den Weinmarkt setzen, 5 Mio. Euro sofort
  3. EU-Maßnahmen rasch in Österreich umsetzen
  4. Pflanzenschutz sichern – Ernten & Existenzen schützen

Überbordende Auflagen, Genehmigungsverfahren und Dokumentationspflichten setzen besonders kleinstrukturierte Betriebe unter Druck. Der Weinbauverband fordert verlässliche und langfristige Rahmenbedingungen sowie einen konsequenten Bürokratieabbau, damit die Winzerinnen und Winzer ihre unternehmerische Handlungsfähigkeit zurückgewinnen.

Angesichts der prekären Marktsituation braucht es verstärkte Vermarktungsmaßnahmen und flexible Finanzierungsinstrumente. Der Verband fordert eine Intensivierung der Werbemaßnahmen der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) und eine rasche, unbürokratische Umschichtung von rund 5 Mio. Euro an nicht ausgeschöpften EU-Mitteln, um gezielt auf Marktveränderungen reagieren zu können.

Die EU hat wichtige Maßnahmen beschlossen – von Förderprogrammen über die Entlastung des Rotweinmarktes bis hin zu klaren Regeln für alkoholfreie Weine. Der Weinbauverband fordert deren einfache, nachvollziehbare und unbürokratische Umsetzung in Österreich, um den Betrieben rasch spürbare Entlastung zu verschaffen.

Die Zulassung dringend benötigter Pflanzenschutzmittel stockt, praktikable Alternativen fehlen. Ohne wirksame Lösungen drohen massive Ernteausfälle. Der Verband fordert daher die zügige Zulassung wirksamer Pflanzenschutzmittel, um gesunde Reben und stabile Ernten zu sichern.

Oops, an error occurred! Code: 202509041208388fc49082