Während in Europa die Gastronomie-Lockdowns zu Ende gehen und die Beschränkungen sukzessive gelockert werden, liegt einer der wichtigen Weinmärkte der Welt, jener von Hong Kong, weiter am Boden.

Hong Kong ist für den Weinhandel in Asien im Allgemeinen und für ganz China im Speziellen von enormer Bedeutung, in vielen Bereichen die Drehscheibe Nummer eins. Durch die vor zwei Jahren ausgebrochenen Unruhen, die politischen Spannungen mit der Zentralregierung und KP Chinas sowie die Corona-Pandemie geriet der Stadtstaat, der seit 1997 zu China gehört, gleich dreifach in Bedrängnis.

Die Weinimporte nach Hong Kong und damit nach China brachen zeitweise gänzlich zusammen. Schwer betroffen davon vor allem die großen europäischen Weinexportländer, aber auch Winzer in Österreich. Massiv betroffen australische Weinexporte, die auch noch ein politisch motivierter Handelsbann Chinas traf.

Der Corona-Blues hat Hong Kong Fest im Griff

Der Corona-Blues wird in Hong Kong immer ärger. Mit Neid blicken die Weinfreaks nach Europa und Amerika, wo das Schlimmste vorbei ist, denn Herdenimmunität wird es hier wohl nie geben, da die wenigsten bereit sind sich impfen zu lassen.

Monatelang war die Gastronomie in Hong Kong geschlossen. Mittlerweile dürften die Restaurants wieder den Regulärbetrieb aufnehmen, viele möchten das aber nicht. Die Gesetzeslage sieht vier Kategorien von Lokalen in Hong Kong vor:

  1. Wenn die Mitarbeiter nicht getestet sind, müssen die Lokale um 18.00 Uhr schließen und unterliegen strikten Beschränkungen
  2. Wenn die Mitarbeiter regelmäßig Tests machen, dürfen Tische bis zu vier Personen vergeben werden und gilt Sperrstunde 22.00 Uhr
  3. Wenn alle Mitarbeiter geimpft sind, können sechs Personen am Tisch Platz nehmen, Sperrstunde 24.00 Uhr
  4. Wenn alle Mitarbeiter und Gäste geimpft sind, gibt es keinerlei Restriktionen

Zur Zeit gibt es keine Restaurants, die unter die Punkte C) und D) fallen, obwohl schon lange genügend Impfstoff für alle in Hong Kong vorhanden ist und die Regierung massive Kampagnen dafür fährt. Selbst Optimisten rechnen damit, dass bis Ende des Jahres höchstens ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung geimpft sein wird.

Impfverweigerung als Protest gegen Regierung

Chuzpe dabei: In Hong Kong gibt es derzeit praktisch keine Infektionen und auch keine Covid 19-Erkrankungen. „Die Menschen hier lassen sich nicht impfen, weil die meisten chronische Hypochonder und nur der traditionellen Chinesischen Medizin, nicht aber moderner Medizin vertrauen“, berichtet der Vinaria Korrespondent vor Ort in Hong Kong: „Dazu kommt, dass die Bewohner der Stadt das Nicht-Impfen als Protest gegen die Regierung sehen, die auch in vielen Bereichen als komplett inkompetent, autistisch und unfähig angesehen wird.“

Was den Wein betrifft, boomen einstweilen Online-Verkostungen, idealerweise mit den besten der großen Weingüter der Welt. Besonders gefragt sind Zoom-Degustationen mit „big players“ aus Frankreich, Italien und den USA. Diese finden oft auch in Gruppen – erlaubt bis zu 20 Personen – in Restaurants statt, die – siehe oben – unter die Punkte A) und B) fallen.