Der berühmte Ruster Ausbruch aus der burgenländischen Freistadt ist tatsächlich ein ebenso eigenständiges wie bemerkenswertes Erzeugnis, dem höchsten Respekt gezollt werden soll. Vinaria tat das in Form einer Verkostung, deren Vertreter aus fünf Jahrzehnten stammten. Das Ergebnis war – jung wie alt – bemerkenswert.

Vertreter aus den vergangenen fünf bis zehn Jahren strotzen vor Frische und glockenklarer Frucht, jene aus den jüngsten Jahren beinahe vor jugendlichem Übermut. Ihre gereiften Kollegen bestechen durch Standfestigkeit. Die Vitalität und Spannung, die diese im besten Alter befindlichen Prädikate vermitteln, sind beeindruckend.

500 Jahre süße Ruster Weingeschichte

Die Ruster Winzerschaft hat den Ausbruch in ihrer Wein-DNA – bereits seit einem halben Millennium. Dieser süße Wein, genannt Ruster Ausbruch, der seinen Namen vom händischen Ausbrechen der edelfaulen Trauben hat, ist mit der Geschichte der kleinen Freistadt am Neusiedler See untrennbar verbunden und steht seit 2017 im Rang einer herkunftstypischen DAC.

Die spannende Geschichte des Ruster Ausbruchs war bereits Gegenstand mehrerer Beiträge in Vinaria und vinaria.at. Einen Weblink dazu finden Sie am Ende dieses Beitrages.

Sagen Sie nie TBA zu einem Ruster Ausbruch

Denn der Ruster Ausbruch mit seiner langen und besonderen Geschichte gilt als einer der ersten Markenweine mit Herkunftsprofil. Was den Ruster Ausbruch noch spannend macht, ist, dass diese Süßweine nie von einer schwermütigen Üppigkeit, sondern durch ihr ausgewogenes Zucker-Säure-Spiel immer von einer Eleganz und Trinkfrische geprägt sind. Das heißt, die Zuckergradation ist nie zu hoch, nie aufdringlich süß, sondern im Idealfall immer von einer animierenden Säure begleitet – was die Ausbrüche trotz ihrer konzentrierten Süße sehr trinkvergnüglich macht.

Mit diesem balancierten Fruchtsüße-Säure-Spiel sind die Ruster Ausbrüche auch enorm lagerfähig: 20 bis 30 Jahre sind kein Problem. In manchen Ruster Kellern finden sich aber noch weit ältere süße Schätze. Natürlich zeigen die über Jahrzehnte bestens gereiften Ruster Ausbrüche einen leichten Alterston, aber auch noch immer viel Frische.

Exklusiv: Mega-Verkostung über 50 Jahre

Der Verein „Ruster Ausbruch DAC“ – Obmann: Topwinzer Günter Triebaumer - ist der direkte Nachfolger des bereits 1991 gegründeten Vereins „Cercle Ruster Ausbruch“. Dem neuen Verein gehören 25 Ruster Weinbetriebe an mit dem gemeinsamen Ziel, den Ruf der ältesten Weinbezeichnung in Österreich aufrechtzuerhalten und an die zeitgemäßen Bedingungen anzupassen. Dabei gilt es nicht nur die mittlerweile 500 Jahre alte Tradition des Ruster Ausbruchs zu bewahren, sondern auch in der ständigen Weiterentwicklung das Potenzial und die Lagerfähigkeit dieser speziellen Süßweine aufzuzeigen.

Für Vinaria haben die 25 Ruster Winzerbetriebe 40 Ausbrüche aus drei Jahrzehnten aus ihren Kellern geholt – plus einen weiteren Wein, der schon 50 Jahre gereift war. Etwas mehr als die Hälfte der Ausbrüche trug schon die Herkunft Ruster Ausbruch DAC auf dem Etikett. Ein weiterer Blick aufs Etikett zeigte, dass die Burgundersorten und der Welschriesling in den Ruster Hochprädikaten tonangebend sind.

Die Qualität der Weine war über die drei Jahrzehnte ansprechend und immer wieder überraschend hoch. Zehn Ruster Ausbrüche erzielten 17 Punkte und mehr.

Unschlagbar: 2022 Gelber Muskateller von G+R Triebaumer

Mit 18,7 Punkten gab es einen klaren Sieger: den Gelben Muskateller 2022 von Günter und Regina Triebaumer, einen Wein mit betörendem Fruchtspiel und klirrender Säure. Und es ist quasi die Bestätigung der Vinaria Prädikatsweinkost (Heft 08/2023), als dieser Ruster Ausbruch schon Vinaria Sieger wurde.

Dass Günter Triebaumer eine geschickte Hand und viel Gespür für edelsüße Weine hat, zeigt er auf beeindruckende Art. Denn auch der zweitbeste Ausbruch kommt aus seinem Haus, abermals aus dem Weinjahr 2022. Diesmal als Blend Welschriesling mit Bouvier; sehr gelungen – dafür gab es 18,3 Punkte.

50-jährige Sensation von Peter Schandl

Ein dritter Wein konnte mehr als 18 Punkte erlangen, exakt 18,1 Punkte, und dabei nicht nur begeistern, sondern es war auch die Überraschung der ganzen Kost: der „unerwartete Star“, könnte man sagen, ein Mega-Wein, dem man uneingeschränkt applaudiert. Es war der 50 Jahre alte Wein, ein Welschriesling aus dem Jahr 1973 – vom Weingut Peter Schandl.

Dass dieser Welschriesling Ausbruch nach fünf Jahrzehnten und Stunden nach der Öffnung noch immer frisch war, dafür half sicher auch, dass er in der „süßen Magnum“, also einer 0,75-Liter-Flasche abgefüllt war. Und vielleicht ebenso, dass der 1973 der Geburtsjahrgang des heutigen Weingutschefs Paul Schandl ist. Ein Wow-Wein!

Das kann man getrost auch vom nächstbesten Ruster Ausbruch sagen, der vom Weingut Giefing kommt – einem Neuburger aus dem Jahr 1997. Ein Jahr, in dem alles passte, Weiß, Rot und Süß. Bei diesem Wein laufen Süße und Säure in perfekter Harmonie ineinander. Gealtert – ja; aber alt – nein. Da spürt man immer noch viel reife Frucht und Vitalität.

Doppelt in Szene setzen konnte sich der Storchenhof, das Weingut der Familie Widder, die seit vielen Generationen in Rust Weinbau betreibt. Die Widders punkteten zweimal in den Top 5 mit zwei sortenreinen Ausbrüchen: mit einem Weißburgunder 2017 sowie einem Chardonnay 2020. Beides Ausbrüche mit Restzuckerwerten jenseits der 250 Gramm pro Liter, aber auch beide Male mit einer appetitlichen Säure, die für viel Schwung sorgt und die Weine fühlbar trockener über den Gaumen laufen lässt.

Topliste Ruster Ausbruch

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