Forscher haben neue Erkenntnisse über die Rebkrankheit Flavescence dorée (kurz FD, die „Goldgelbe Vergilbung“) und ihren Überträger, die Amerikanische Rebzikade, vorgestellt. Die Tiere ziehen mit dem Klimawandel.

Erste welke und sich verfärbende Blätter zeigen die Infektion des Rebstocks an – hier muss sofort gerodet werden! © z.V.g.

So werden die gefürchteten Insekten von der Klimaerwärmung im Norden und in höheren, kühleren Lagen profitieren, im Süden dagegen eingedämmt. Ihre Eier leiden bei Temperaturen über 30 Grad Celsius, die erwachsenen Tiere über 40 Grad Celsius.

Die Zikaden sind zudem viel mobiler als bislang angenommen. Die erwachsenen Tiere legen regelmäßig Entfernungen von mindestens 400 Metern zurück. Diese Erkenntnis führt die Forscher zur Annahme, dass Brachland oder Wildwuchs in der Nähe kultivierter Weinberge die Bemühungen der Winzer im Kampf gegen die Krankheit untergraben könnten, da sich die Insekten dort gut verstecken können.

Insekten wandern 400 Meter pro Tag

Laut Untersuchungen in Bordeaux breitet sich die Krankheit Flavescence dorée selbst von einem Infektionsherd im Durchschnitt um 17 Meter pro Jahr aus. 80 Prozent der Infektionen traten im Umkreis von 22 Metern um einen befallenen Rebstock auf. In über 50 Metern Entfernung nahmen die Infektionen deutlich ab. „Wir beobachten eine ziemlich geringe Streuung, aber eine sehr effiziente Übertragung der Krankheit", berichtete die Forscherin Sylvie Malembic-Maher. 

Infizierte Reben zeigen erst spät Symptome 

Ein großes Problem der Flavescence dorée ist, dass infizierte Reben oft erst nach über einem Jahr Symptome zeigen. Daher reiche es nicht aus, diese Rebstöcke zu entfernen, betonen die Forscher: „Selbst wenn alle symptomatischen Reben entfernt werden, breitet sich die Krankheit aus, indem sie von infizierten, aber nicht symptomatischen Reben weitergetragen wird.“ Es wäre am besten, alle Reben innerhalb eines bestimmten Radius um den befallenen Rebstock zu entfernen. 

Schwere Schäden in Frankreichs Weinregionen

In der Champagne wurde Ende 2024 eine explosionsartige Ausbreitung der Rebkrankheit festgestellt; dort stehen befallene Flächen schon länger unter Beobachtung. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der befallenen Rebstöcke von 920 auf das Elffache, 10.300 Stöcke. „Wer mit der Krankheit lebt, lebt mit der Zerstörung. Wir müssen eine Kontrollpflicht für das gesamte Gebiet einführen“, betonte Maxime Toubart, Präsident des Syndicat Général des Vignerons de Champagne (SGV).

Im Languedoc in Südfrankreich mussten im Vorjahr befallenen Weinberge hektarweise gerodet werden. Vermutet wird generell eine größere Anfälligkeit der Reben nach dem Frost von 2021, der Klimawandel und das Verbot von stark wirksamen Insektiziden. Biowinzer Lionel Boutié hingegen möchte sich mehr auf die Bekämpfung des Virus statt des Insekts konzentrieren: „Mit biologischen Winzern aus anderen Regionen Frankreichs testen wir pflanzliche Zubereitungen, die vielversprechend sind. Außerdem werden wir unseren Weinberg mit Hecken und Wasserstellen umgestalten, um Lebensraum für Nützlinge zu schaffen. Parzellen von fast 20 Hektar in einem Stück sind nicht mehr tragbar.“

Befall auch in Südtriol und im Prosecco-Land

Von der Wanderung der Rebzikade sind nicht nur die südösterreichischen Weinbaugebiete betroffen. Teils massiver Befall wird auch aus Teilen Südtriols und aus dem Trentino, aus dem Proseccoland und aus Slowenien gemeldet.

Quelle: u.a. vitisphere.com

Bei diesem befallenen Rebstock verfärben sich die Blätter von sattgrün auf gelblich. © z.V.g.
Ein befallener Rotwein-Rebstock, bei dem sich die Blätter typischerweise dunkelrot verfärben. © z.V.g.
Hier ist die Krankheit Flavescence dorée am absterbenden Traubenansatz erkennbar. © z.V.g.