Im Vinaria Interview über seinen Siegerwein aus der größten Terrassenlage der Thermenregion.

Vinaria: Ihr Zweigelt aus der Ried Oberkirchen 2019 hat die Jury begeistert. Wo liegt die Riede, was zeichnet sie aus?

Leo Aumann: Die Riede Oberkirchen liegt in der Gemeinde Gainfarn, „ober der Kirche“, an der Grenze zu Bad Vöslau. Es ist die größte Terrassenlage in der Thermenregion. Für den Zweigelt Ried Oberkirchen wurden nur die höchstgelegenen Trauben aus diesen Terrassen, die an den Wienerwald grenzen, verwendet. Der Boden ist durchlässiger Kalkstein-Verwitterungsboden mit hohem Kalkgehalt. Das Mikroklima ist geprägt durch die intensive Sonneneinstrahlung auf die nach Süd-Ost ausgerichtete Terrassenanlagen. In der Nacht kommt es zu einer starken Abkühlung durch den angrenzenden Wienerwald.

Vinaria: Wie groß ist die Ried und wird diese auch von anderen Winzern als Einzellage anführt?

Leo Aumann: Die Ried Oberkirchen ist insgesamt acht Hektar groß, davon bewirtschaften wir 1,3 Hektar Zweigelt auf Terrassenlagen. Es gibt auch andere Winzer, die diese Riede auf ihren Etiketten anführen.

Vinaria: Warum ist die Ried Oberkirchen für Rotwein und besonders für Zweigelt so gut geeignet?

Leo Aumann: Das Mikroklima der Riede Oberkirchen lässt den Zweigelt hohe Reife erlangen, die Trauben sind sehr gesund, bemerkenswert sind auch die sehr kleinen Beeren und geringen Erträge.

Vinaria: Wie alt sind die Reben, wie ist der Weingarten bepflanzt?

Leo Aumann: Die Reben sind zirka 25 Jahre alt, wir haben rund 5.000 Stock pro Hektar in mittelhoher Cordon-Erziehung.

Vinaria: Bereits im vergangenen Jahr waren Sie mit dem 2017er ganz weit vorne, heuer mit dem 2019er. Wie sind die beiden Jahrgänge zu vergleichen, wie war die Situation im Jahr 2018?

Leo Aumann: Die beiden Jahrgänge 2017 und 2019 sind sehr ähnlich, und vor allem waren beide nicht zu heiß. Der 2017er ist eher geprägt durch Röstaromen, wogegen der 2019er eher härtere Tannine aufweist. Der Ausbau des 2017er Jahrgangs erfolgte 18 Monate in neuen 225-Liter-Fässern und zwölf Monate in neuen 500-Liter-Fässern. Beim 2019er verwendeten wir nur neue 500-Liter-Fässer für 18 Monate. Der 2019er ist etwas eleganter und feiner als der 2017er. Den Zweigelt Ried Oberkirchen machen wir wirklich nur in den besten Jahren. 2018 hat nicht perfekt gepasst, es war doch etwas zu warm, deshalb gibt es diesen Jahrgang nicht.

Vinaria: Der Zweigelt Oberkirchen war in vielen Jahren ein Spätstarter. Wie lange soll man ihm Zeit geben?

Leo Aumann: Der Zweigelt Ried Oberkirchen ist geprägt durch hohe Reife und aufgrund der geringen Erträge durch eine hohe Konzentration. Die Erfahrung zeigt, dass er sich nach drei bis fünf Jahren richtig öffnet und präsentiert. 2019 kommt Ende des Jahres auf den Markt und kann dann ruhig noch zwei bis drei Jahre reifen. Der Wein kann sicher zehn Jahre oder länger gelagert werden.

Vinaria: Im Spitzenbereich oft als Cuvée-Partner eingesetzt, ist die Zahl an reinsortigen Premium-Zweigelt überschaubar, warum?

Leo Aumann: Bei der Züchtung 1922 hatte man bestimmt andere Ziele im Auge. Es ging in Richtung Farbe, hoher Ertrag und frühe Reife. Seit damals hat sich aber einiges verändert. Meiner Meinung nach kann man bei Zweigelt nur hohe Qualitäten produzieren, wenn man stark reduziert und der Boden und das Mikroklima im Weingarten perfekt passen. Das hält sicher einige Winzer davon ab, Zweigelt reinsortig und als Premium-Wein zu vinifizieren.

Vinaria: Speisenempfehlungen zum aktuellen 2019er Zweigelt Oberkirchen?

Leo Aumann: Meiner Meinung nach braucht ein so kräftiger und mächtiger Wein wie der Zweigelt Ried Oberkirchen auch einen kräftigen Partner – also, ich würde Rind, Steaks, aber auch Gansl, Ente und auch kräftigen Käse empfehlen.