Versteinerte Rosenblüte, bisschen Tabak, Salz und Pfeffer, Rosmarin, Thymian; enorm dicht, salzig, steinig, pfeffrig, Pikanz Richtung Peperoni; Pfirsich, kandiertes Steinobst, auch nicht ganz reife Sachen dabei, Spiel zwischen fordernder Spannung und vorübergehender Erleichterung, sehr gute Länge, knisternd knackige, fast kristalline Frucht, toll.

Ludwig Neumayer
3131 Inzersdorf ob der Traisen
Dorfstraße 37
Tel. +43 664 2563010
neumayer@weinvomstein.at
www.weinvomstein.at
„2023 war veltlinermäßig sehr reif bei sehr guter Säure, die Weine sind kraftvoll, konzentriert, ohne übermächtig zu sein, das ist auch nicht unsere Art. Auch die später gelesenen Trauben erfreuen mit ihrer frischen Säure. Die Rieslinge sind ein bisschen leichter von der Gradation bei ebenfalls attraktiven Säurewerten. Sie wurden erst Ende März gezogen, sind noch viel jünger, kerniger, was uns recht ist, denn mit aalglatt ist man austauschbar, da passen auch keine Fruchthefen, das sollen andere machen.“ Ein Treffen mit Ludwig Neumayer ist praktisch immer ein Privatissimum in Sachen Traisental, Lagen, Geologie, Sorten, Weltanschauung, man sollte sich Zeit nehmen, genau wie mit seinen Weinen. Gesellt sich noch sein Bruder Karl dazu, wird schnell eine Doppelconférence daraus. Bei aller Liebe zu umfassender Information, ist er auch ein Meister aphoristischer Konzentration. „Der beste Lagerort für Wein ist die Erinnerung“ ist ein Klassiker. Seine Weine werden bis hinauf zu den Steinen immer konzentrierter, engmaschiger, fokussierter, kompromissloser, durchaus auch kraftvoll, ohne dabei mächtig oder gar opulent zu sein. Vielschichtig sind sie, man kann sich lange mit ihnen beschäftigen, und das am besten nicht sehr kalt aus dem Eis. Die Schieflage trägt als Einführung in die Traisentaler Thematik ihre Herkunft aus den Kalkrieden selbstbewusst vor sich her. Der Zwiri, „die persönliche Riedenselektion“, überrascht mit fast verschwenderischem Fruchtspiel bei starkem Herkunftsausdruck. „Steinalt“ ist die Ried Zwirch, sie wurde früher als Lösslage bezeichnet, aber da hat man wohl nicht tief genug gebohrt, denn drunter ist natürlich immer das kalkige Konglomerat. Ist die Nase noch fruchtbetont, staubt es geradezu am Gaumen. Ähnlich präsentiert sich der Rothenbart, die Reben stehen auf rotem Kalk. Der Wein erfreut die Nase mit viel Frucht, ist am Gaumen mit großer Spannung fast unversöhnlich, da hilft nur warten. Der Stein, gelesen wie alle Steine am „wunderschönen 1. November“, kann nach langer Gärung und langem Hefelager etwas Restzucker behalten haben. Man kann ihm wunderbar bei seiner Entwicklung zuschauen. „Legistisch trocken“ geht es mit den Rieslingen weiter, die alle auf „Ausnahmeböden“ stehen. Der Grillenbart macht durchaus schon Spaß, wenn man die strenge Linie mag. Der Rothenbart steht schwungvoll mit beiden Beinen im Kalkgestein, und der Stein ist deutlich fordernder als der Grüne Veltliner. Mit sehr langem Anlauf ein Genuss ist der Weißburgunder vom Stein, während der noch nicht fertig konfektionierte Giess großen, wenn auch eigenwilligen Reiz zeigt, sich einer endgültigen Bewertung aber noch entzog.