Einmal mehr kommt dieser Tage die internationale Weinwelt zur Vorpremiere der VDP Großen Gewächse in Wiesbaden (Deutschland) zusammen. Gefeiert werden dort auch 20 Jahre Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP).

Es war im Jahr 2002, als der VDP in Berlin das VDP.GROSSE GEWÄCHS® für ganz Deutschland aus der Taufe gehoben hat. 78 Weingüter zeigten damals Weine aus etwa 100 Lagen. Ein Meilenstein für den Verein, der heute 200 Top-Weingüter und die Herkunftsklassifikation großer Weine in Deutschland umfasst. Das deutsche Weingesetz regelt die Klassifikation nämlich nicht. Großes Gewächs und Erste Lage sind zwar international renommiert, sind aber markenrechtlich geschützte Bezeichnungen des Vereins VDP.

20 Jahre später blicken die Winzer des VDP zurück auf eine Renaissance der großen trockenen Weine aus dem besten Weinbergslagen. Heute genießt die Marke VDP.GROSSES GEWÄCHS® auf Augenhöhe mit den Grands Crus der bekannten Weinbauländer eine weltweite Wertschätzung. Die Großen Gewächse des aktuellen Jahrgangs 2021 kommen ab 1. September 2022 in den Verkauf. Die internationalen Experten verkosten die Weine bereits dieser Tage bei der Vorpremiere in Wiesbaden. Für Vinaria ist Chefredakteur Peter Schleimer dabei.

Renaissance der großen, trockenen Weine

Basierend auf den Vorarbeiten der “Comitées Erstes Gewächs” im Rheingau, der Pfalz und Rheinhessen wurde vor 20 Jahren die Renaissance des großen, trockenen Weines ein. Heute werden die GGs, wie die Weine mit der Bezeichnung VDP.GROSSES GEWÄCHS® von Weinfans abgekürzt werden, in knapp 100 Länder weltweit exportiert. Viele der Weine werden bereits Monate im Voraus subskribiert, manche raren Exemplare aus besonderen Lagen zu Höchstpreisen versteigert.

„Das Faszinierende, was für uns alle in diesem Prozess Wirklichkeit geworden ist: dass diese Weinberge und Weine wieder zu greifbaren Persönlichkeiten geworden sind, die Jahr für Jahr wiedererkennbare Charakteristiken haben. So ist das, was wir uns am Anfang eher als Theorie überlegt haben, heute real im Glas“, zieht VDP.Präsident Steffen Christmann zufrieden Bilanz.

Bonität der Herkünfte und Verständnis großer Terroirs

Die deutsche Weinwirtschaft steht vor dem Hintergrund des neuen Weingesetzes wieder einmal an einem Scheideweg. Mit dem neuen Weingesetz ist ein erster zaghafter Schritt in Richtung Herkunftsprofilierung für Deutschland gemacht, die konsequente Verwirklichung und Festsetzung der Kriterien jedoch wird einen langen Atem benötigen. Zwar war es schon immer das Ziel des VDP, die Klassifikation endgültig in eine weingesetzliche Regelung zu überführen die allgemeinverbindlich ist. Jedoch setzt dies eine glaubwürdige und stringente Umsetzung voraus, die vor allem anderen auf der Bonität der Herkünfte und dem Verständnis großer Terroirs beruht und keine neue Art einer “Selektion” darstellt. 

Warnung vor Schnellschuss bei gesetzlicher Lagenklassifizierung

Die Verantwortung für eine homogene Umsetzung für ganz Deutschland liegt in den Regionen. „Die Winzerdes VDP stehen bereit, ihre Erfahrungen von über 20 Jahren zur Verfügung zu stellen, um die deutsche Weinwirtschaft vor Umwegen zu bewahren, die man selbst schon gegangen ist“, verlautet aus der VDP-Spitze. Dies ist auch eine Anspielung an die nicht konflikfreie Vergangenheit: „Damals war es ohne eine Distanzierung vom Deutschen Weinbauverband nicht möglich. Heute ist die Voraussetzung für die Winzer des VDP, dass sie sich in einer gesamtdeutschen Klassifikation repräsentiert fühlen. Denn nur wenn sie sich am Ende in dieser Klassifikation wiederfinden, wird ein Scheitern wie bei allen vorangegangenen Versuchen zu verhindern sein.“ Vor einem Schnellschuss wird der Deutsche Weinbauverband daher gewarnt.

Die Crux mit den Crus: In Deutschland und Österreich sehr ähnlich

Die weinbaupolitischen Auseinandersetzungen um die Lagenklassifizierungen sind zwischen Deutschland und Österreich nahezu deckungsgleich. Hier wie da haben sich private Winzervereine um die Erarbeitung von Klassifizierungs-Kriterien über Jahrzehnte verdient gemacht. Hier wie da wird um eine einheitliches gesetzliches Regelwerk dazu gerungen. Die Rolle, die dabei in Deutschlan der VDP einnimmt, kommt in Österreich den Traditionsweingütern (ÖTW) zu, in regionaler Form auch den Steirischen Terroir-und Klassikweingütern (STK).

Das nächste große Ziel des VDP ist bereits festgeschrieben: Bis 2025 werden alle VDP-Mitglieder zertifiziert nachhaltig wirtschaften.

Über den VDP
Im Verband Deutscher Prädikatsweingüter sind 200 der besten Winzerinnen und Winzer zusammengeschlossen. Das sind knapp 1 Prozent aller deutschen Weinbaubetriebe, wenn auch viele der besten. Was sie eint, ist ihr Individualismus. Und ihr Bekenntnis zum zeitlosen Ideal handwerklich erzeugter, herkunftsgeprägter Weine.